Dingolfing-Landau
Humor als Waffe: Kabarett soll vor Schockanrufen, Enkeltrick und Betrug bewahren

Kabarettistisches Programm von Tom Bauer „Ned mit mir!“ soll Senioren vor Schockanrufen und Geldverlusten schützen

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 11:00 Uhr

Sie werben für das Info-Kabarett „Ned mit mir!“ (von links): Landrat Werner Bumeder, Christian Schuster (Polizei), Kabarettist Tom Bauer, Christian Fraundorfer (Polizei), Sybille Bayer (Seniorenkontaktstelle), Christian Forstner (Polizei), Walter Strohmaier (Sparkasse Niederbayern-Mitte), Rudolf Schmuderer (Polizei) sowie Franz Voit und Richard Baumgartner vom Kreisseniorenrat. − Foto: Nadler

Franz Voit ist verblüfft. Er wollte Unterstützung vom Landrat, Geld von der Sparkasse und eine Zusammenarbeit mit der Polizei und alle sagten spontan zu. Und nicht nur das, sie alle sind ihm unglaublich dankbar, dass er eine Idee hat, die Hilfe bieten soll bei einem ganz wichtigen Thema. Gegen Schockanrufe, Enkeltrick und allgemein gegen Betrügereien finden ab 6. März fünf Veranstaltungen im Landkreis statt, die vor allem Senioren gegen diese Art von Verbrechen sensibilisieren sollen.

Das Besondere dabei ist, es wird kein Fachvortrag sein, sondern der Kabarettist Tom Bauer wird das Thema mit dem Titel „Ned mit mir!“ humorvoll verpacken. Ihm ist bewusst, dass das eine sehr schwierige Aufgabe ist. „Es soll lustig und unterhaltsam sein, aber es ist ein heikles Thema, den Ernst der Lage darf man auf keinen Fall verblödeln“, erklärt er bei der Vorstellung des Programms am Montag im Büro des Landrats. Nachdem er lange daran gebastelt hat, wagt er inzwischen zu sagen: „Ich glaub, dass ich’s hinkrieg.“

Betrüger versuchen immer neue Maschen

Betrüger hatten eine Masche auch bei ihm schon versucht. Sein „Sohn“ hatte ihm per WhatsApp seine neue Nummer mitgeteilt. Bauer habe geantwortet: „Räum erst mal dein Zimmer auf und seit wann hast du mit deinen vier Jahren schon ein Handy?“ Offen ließ er, ob diese Episode auch im Programm vorkommt.

Landrat Werner Bumeder ist inzwischen überzeugt, dass bei allen fünf Veranstaltungen die Säle voll werden. „Das Interesse ist groß, es gibt großen Zulauf“, informierte Bumeder. Christian Schuster von der Polizei in Landau war vor kurzem auf einem Präventionslehrgang der Polizei. „Als ich davon erzählt habe, haben alle riesige Ohren gekriegt“, erzählte er, viele haben gefragt, ob man das auch in ihren Landkreisen übernehmen könnte. Tom Bauer gibt zu: „Ich hab nicht umrissen, welche Dimensionen es annimmt.“

Bei dem Termin im Landratsamt war der Chef der Sparkasse Niederbayern-Mitte, Vorstandsvorsitzender Walter Strohmaier, persönlich gekommen, denn dieses Thema brennt auch seinem Institut unter den Nägeln. Wie viel Geld und Zeit seine Mitarbeiter und sein Unternehmen in die Abwehr von Betrugsversuchen stecken, konnte er nicht beziffern, er freue sich aber jedes Mal, wenn man es tatsächlich schaffe, Geld zurückzuholen oder eine betrügerische Überweisung zu stoppen.

Franz Voit aus Wallersdorf ist Ideengeber und Initiator

Franz Voit ist Seniorenbeauftragter des Marktes Wallersdorf. Er erzählt, dass sein früherer Chef im Urlaub dringend 800 Euro und zwar sofort von ihm erbeten habe. Voit fragte vorsichtshalber nach und konnte somit ausschließen, dass der Chef sich wirklich in einer Notlage befinde. „Jemand hat sein Konto gehackt“, stellte sich heraus. Zu diesem Thema müsse man was machen, da müsse man aufklären, war ihm bewusst. Als er dann ein Programm in Augsburg mit Puppen gesehen hat, das gegen Gewalt an Kindern aufrütteln sollte, kam ihm die Idee, das auf Betrügereien gegen Senioren umzuarbeiten.

„Der Landrat hat sofort erkannt, um was es geht“, berichtet Voit von seinem ersten Gespräch vor einem Jahr. Die Organisation blieb zu großen Teilen bei ihm, unterstützt wird er von Sybille Bayer von der Seniorenkontaktstelle und eben von der Polizei. Je zwei Vertreter aus Dingolfing und aus Landau waren bei der Vorstellung dabei. „Leider gibt es keine Woche ohne einen Betrug“, berichtet der stellvertretende Dienststellenleiter von Dingolfing, Christian Forstner. Beängstigend sei, mit welchem Tempo und welcher Professionalität sich die Verbrecher immer Neues einfallen lassen.

„Das ist eine tolle Idee, Info und Kabarett“, lobt er Voit. „Jeder Betrugsfall, den wir damit verhindern, ist ein Erfolg“, sagt Forstner „und ist es wert“, fügt Landrat Bumeder hinzu.

Der Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats, Richard Baumgartner, war ganz geschockt, als er im Polizeipräsidium war und man ihm dort erklärt hatte, dass in Niederbayern jährlich zwei Millionen Betrugsfälle geschehen. „Die Dunkelzimmer ist hoch“, befürchtet Sparkassenchef Strohmaier. Viele würde aus Scham keine Anzeige aufgeben, dabei sind sich alle einig: „Es kann jeden treffen.“

Landrat Werner Bumeder weiß offenbar schon ein bisschen mehr aus dem Programm, denn er ist fest davon überzeugt, dass es hier „sachliche Info und Humor“ geben wird, die in bleibender Erinnerung bleiben. Genau darauf zielt Tom Bauer ab, der auf der Bühne vom Dingolfinger Polizisten Rudolf Schmuderer unterstützt wird. Es gibt Sketche, Musik und auch Lieder zum Mitsingen. Das Thema werde somit gesagt, gezeigt und auch gesungen. „Das bleibt im Hinterkopf“, ist die Hoffnung des Landrats. Das Programm ist ausgelegt für Senioren, bei freiem Eintritt darf es sich aber gerne jeder anhören, denn laut den Vertretern der Polizei ist jeder gefährdet.

Bitter sei die Masche der Verbrecher, dass sie mit Zeitdruck arbeiten und sofort versuchen, an eine Überweisung zu kommen. Sobald der Angerufene hellhörig werde, haben die Betrüger meist schon verloren. Nachfragen dürfe man immer in den Polizeiinspektionen Landau, ✆09951/9834-0, oder Dingolfing, ✆08731/3144-0.

Fünf Termine, Beginn am 6. März in Höcking

Das Seniorenpräventionsprogramm „Ned mit mir!“ feiert am 6. März, 14 Uhr, im Gasthaus Schachtner in Höcking Premiere. Die weiteren Termine sind: 7. März, 14 Uhr, Landgasthof Apfelbeck in Mamming; 14. März, 14 Uhr, Schlappinger Hof in Reisbach; 18. März, 14 Uhr, Landgasthof „Zur Post“ in Mengkofen; 21. März, 14 Uhr, Gasthof Räucherhansl in Oberteisbach.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, jedoch sind die Plätze begrenzt. Interessierte werden gebeten, sich anzumelden per E-Mail an senioren.wallersdorf@t-online.de – oder über die Seniorenbeauftragten der jeweiligen Heimatgemeinde.