100 Kräuter im Stadtgarten
Hildegard-Kräuter zum Stadtgeburtstag

Hildegard-von-Bingen-Gruppe pflanzt zum Stadtjubiläum 100 Bingen-Kräuter im Stadtgarten

26.04.2024 | Stand 26.04.2024, 9:00 Uhr

Die Frauen von der Hildegard-von-Bingen-Gruppe freuen sich über die Kräuter, die jetzt im Stadtgarten angepflanzt wurden. − Fotos: Luderer-Ostner

Da war Freude, positive Anspannung und etwas Aufregung dabei. Denn sowas gab es in der Bergstadt bisher noch nicht und wurde anlässlich des Stadtjubiläums von der neu gegründeten Hildegard-von-Bingen-Gruppe unter der Federführung von Helga Pritzl auf die Beine gestellt.

Inspiriert von der Kräuterwanderung mit Apothekerin Angela Prechtl und den Vorträgen im Weltladen mit Anetta Hummel recherchierte und erforschte Helga Pritzl das Leben und Wirken rund die Benediktinerin Hildegard von Bingen zur Zeit der Stadtgründung 1224. Von 1098 bis 1179 lebte Hildegard von Bingen und wurde zur damaligen Zeit bemerkenswerte 81 Jahre alt.

Was hat kurz vor der Landauer Stadtgründung gewirkt

„Zu dieser Zeit waren dies zwei Generationen“, betonte Helga Pritzl und beschäftigte sich mit dieser einzigartigen Erscheinung der deutschen Geschichte. Mit Kräutern und ihren Anwendungen, Ernährung und Heilsteine beschäftigte sich die tief vom Glauben geprägte Ordensfrau. Ihr visionäres Charisma lässt sie heute als Ausnahme-Theologin und Universalgelehrte erscheinen.

„Dieses Wissen war 1224 schon da – das faszinierte mich“, erzählt Helga Pritzl von ihren Bingen-Erkundungen und betonte zudem, sich aktiv am Stadtjubiläum beteiligen zu wollen. Kräuter können im Garten, Balkon oder Topf gezogen werden. Sie haben die beste Würzkraft, wenn sie taufrisch verwendet und vor Tau und Tag geschnitten werden. Hildegard von Bingen schreibt von der Ernte der Kräuter: „Edle und heilsame Kräuter, die bei wachsendem Mond von der Erde abgeschnitten oder mit der Wurzel ausgezogen werden, eigenen sich, weil sie dann vollsaftig sind, besser zur Bereitung von Latwegen (Arznei-Mus), Salben und jeglicher Arznei, als wenn man sie bei abnehmenden Mond sammelt.“

Aufzeichnungen waren lange versteckt

Die kluge Gründerin und Leiterin eines Frauenklosters wurde bereits von ihren Zeitgenossen als Botschafterin Gottes verehrt. Bemerkenswert ist das umfangreiche schriftstellerische Werk, welches Hildegard von Bingen hinterlassen hat. „Diese Aufzeichnungen war Jahrhunderte, bis zum 18. Jahrhundert, versteckt und kamen dann erst wieder in das Bewusstsein“, erzählte Helga Pritzl und stellte das Projekt im Stadtgarten begeistert vor.

100 Hildegard-von-Bingen-Pflanzen wurden von Helga Pritzl, Angela Prechtl, Anetta Hummel und Hannelore Zech angepflanzt. Letztere ist für das Stadtgarten-Projekt die Hauptorganisatorin und somit die ideale Mitstreiterin der Bingen-Gruppe. Die Pflanzen setzen sich aus 50 Prozent heimischen Pflanzen zusammen, aus Wildkräutern aus dem Wald und von Raritäten-Gärtnereien.

Beispielsweise wurden angepflanzt: Basilikum, Beifuß, Bohnenkraut, Dill, Estragon, Fenchel, Kapuzinerkresse, Kerbel, Koriander, Mutterkümmel (Kreuzkümmel), Lavendel, Liebstöckel, Majoran, Melisse, Petersilie, Pfefferminze, Pimpinelle, Portulak, Rosmarin, Salbei, Schnittlauch, Thymian, Weinraute und Ysop. Aber auch Betram und Galgant.

Die heilige Hildegard von Bingen setzte Bertram bei Lungenleiden, Herzleiden und Magenproblemen ein. Über die Kräuterkunde informierte die Bingen-Gruppe dann beim Stadtjubiläum, das am 21./22. September gefeiert wird.

Frauen erklären gerne die Pflanzen und ihre Bedingungen

Die Bingen-Gruppe steht den Besuchern bereit und informiert über die Kräuter. Bis dahin müssen die Pflanzen gut anwachsen und gegossen werden. Für das Vorhaben an sich stellte die Stadt Landau fünf Hochbeete mit fünf verschiedenen Bodenbedingungen zur Verfügung, die der Stadtbauhof installierte. Zudem wurden kleine Schildchen angefertigt, um die Kräuter auch zu erkennen.

Über das richtige Anpflanzen und in welchen Boden wusste die Perma-Kultur-Expertin Hannelore Zech bestens Bescheid. Kulturamtsleiterin Christine Krönner überzeugte sich von der Pflanzaktion und freute sich über das Engagement der Bingen-Gruppe.