Dingolfing-Landau
Handwerkerschwund trifft auf hohe Baukosten

Der Bauboom im Landkreis geht etwas zurück: Quadratmeterpreise erheblich gestiegen, Baufirmen überlaufen

20.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:02 Uhr

Im dritten Bauabschnitt südlich der Schule in Eichendorf wurden weitere 30 Bauplätze geschaffen. Drei weitere Gebiete sind in Planung.

Den Traum vom Eigenheim haben viele, allerdings können sich diesen Wunsch immer weniger erfüllen: Laut einer aktuellen Studie von empirica und LBS Research leben nur 42,1 Prozent der Deutschen im Eigenheim – weniger als in jedem anderen EU-Land.



Und das soll sich auch so schnell nicht ändern: Bis 2030 sei höchstens noch eine leichte Zunahme auf 43,6 Prozent zu erwarten. Dass die Nachfrage an Bauland in der Region rückläufig ist, liegt allerdings nicht nur an den aktuell steigenden Preisen, sondern auch am Handwerkerschwund. Die Baufirmen haben nur noch wenig Leute – aber bisher noch volle Auftragsbücher.

„Wir haben es aufgegeben, in der Region nach Mitarbeitern zu suchen“, sagt Michael Grabmeier von der Dingolfinger Firma Grabmeier Bau. An die 30 Leute beschäftigt die Baufirma derzeit. Aber es sei einfach schwer, mit der Industrie mitzuhalten, wie der Chef erklärt: „Die spielen in einer anderen Liga, das ist kein fairer Wettbewerb um Mitarbeiter mehr“, findet er klare Worte.

Baupreis ist um die 30 Prozent gestiegen

Die Auftragslage sei bisher noch gut, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Böhm. Das liege aber vor allem daran, dass man nicht alle Aufträge des vergangenen Jahres bewältigen konnte. Und: „Die Anfragen werden wegen den gestiegenen Kosten deutlich geringer“, hat er schon festgestellt. Um bis zu durchschnittlich 30 Prozent sei der Baupreis gestiegen, wie der Fachmann weiß. Zu den Kunden zählen vor allem private Bauherren, berichtet er. So sind in den vergangenen 84 Jahren Betriebsgeschichte bereits an die 1000 Häuser mit Grabmeier Bau entstanden.

Mit der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieg auf die Ukraine musste der Betrieb in jüngster Zeit einige Hürden nehmen. Denn: Auch die Dingolfinger sind nicht von Rohstoffknappheit und Lieferschwierigkeiten verschont geblieben: „Wärmepumpen gibt es einfach nicht mehr“, zählt Michael Grabmeier als Beispiel auf.

Das macht natürlich auch das Planen deutlich schwerer, wie er sagt. Oft seien die Preise während der laufenden Bauphase gestiegen, Lieferanten konnten nicht liefern, was geplatzte Verträge nach sich zog. Natürlich konnte man da die Preise nicht einfach auf den Kaufpreis draufschlagen. „Deswegen waren einige Projekte dann am Ende nicht mehr wirtschaftlich“, erklärt der Chef. Mittlerweile werden die Kunden von Anfang an darauf hingewiesen, dass sich die Preise ändern könnten. „Dann muss man schauen, ob es sie sich noch leisten können“, sagt Wolfgang Böhm.

Auch in Landau sieht die Lage ähnlich aus: Bei Fliesen Elsberger klagt der Chef Günther Elsberger ebenfalls über den Mitarbeiterschwund. In der 34-jährigen Unternehmensgeschichte gab es zu Hoch-Zeiten bis zu 22 Mitarbeiter. Heute hat der Betrieb noch zwei feste Angestellte. „Wir zahlen übertariflich“, betont der Chef. Trotzdem würden viele in die Industrie abwandern. Deshalb müsse man nun auf ein tschechisches Subunternehmen ausweichen. „Dadurch ist man einfach flexibler“, erklärt Petra Elsberger. Denn: Wenn Aufträge reinkommen, bei denen auf der Baustelle mehr Mitarbeiter gebraucht werden, holt man die tschechischen Mitarbeiter einfach dazu. Wenn sie nicht gebraucht werden, werden sie eben nicht angefragt.

Die schwindende Nachfrage ist bei dem Landauer Betrieb noch nicht angekommen. Verschont wird aber vermutlich auch dieser nicht bleiben, wie Petra Elsberger befürchtet: „Wir sind ganz hinten in der Kette.“ Bauherren melden sich oft später, wenn es eben um den Boden geht, der Rest schon fertig ist. Ob das in Zukunft öfter ausbleibt, werde sich zeigen.

Günther Elsberger ist mit seinem Team viel unterwegs, fährt bis nach München, man habe sogar schon auf einem Aida-Schiff gearbeitet, erzählt er stolz. Um den Kunden auch weiterhin einen Preis garantieren zu können – trotz stetig schwankender Kosten – lagert der Fliesenleger teilweise Monate lang die Fliesen ein, kauft sie, wenn sie vermeintlich günstig sind. „Man muss einfach flexibel bleiben“, betont Elsberger.

Um an mehr Mitarbeiter zu kommen, hat sich Kurt Falter von Elektro Falter was außergewöhnliches einfallen lassen: Er bietet seinen Mitarbeitern eine Vier-Tages-Woche an. Die Kunden seien davon manchmal nicht so begeistert, wie er verrät. „Wenn man das Personal halten will, dann muss man was ändern, um mit den Großen mithalten zu können“, betont er. 19 Mitarbeiter zählt der Landauer Betrieb derzeit.

Im privaten Wohnungsbau ist Elektro Falter nur noch vereinzelt tätig, dafür gebe es einige Aufträge in Sachen Photovoltaikanlagen, wie er berichtet. Die Leute wollen bei den steigenden Stromkosten Energiesparen, hat er festgestellt. Aber auch in diesem Bereich gibt es Lieferschwierigkeiten, weshalb es manchmal auf den Baustellen zu Wartezeiten komme. Trotzdem ist er mit seinem Team nach wie vor viel unterwegs – in Landshut, Straubing und unter anderem Moosburg. Die steigenden Spritkosten wirken sich natürlich auch auf seine Preise aus, wie er zugibt. Genauso wie die höheren Rohstoffpreise und die Inflation, erklärt der Chef: „Da möchten die Mitarbeiter natürlich auch mehr Geld haben.“

Umfrage in den Gemeinden: Interesse an Bauland sinkt

Wie eine Umfrage in den Gemeinden zeigt, ist zwar das Interesse an Bauland rückläufig, meist aber noch höher als Parzellen zur Verfügung stehen. Die Baulandentwicklung in Landau gestaltet sich eher schwierig: „Ein genaue Aussage hierzu ist leider nicht leicht“, erklärt Stadtbauamtsleiter Michael Schmidt-Ramsin. Die Stadt werde zwölf Parzellen in Fichtheim ausschreiben können, ansonsten seien alle städtischen Wohnbauparzellen aktuell vergeben. „Die Nachfrage nach Bauland ist bei der Stadt bislang nur geringfügig gesunken.“ So sei die Zahl der Bewerber für eine Nachvergabe von drei Grundstücken in Kammern verhältnismäßig hoch gewesen.

„Die Nachfrage nach Baugründen ist in letzter Zeit im Vergleich zu den vorherigen Jahren gleichgeblieben, jedoch haben wir von den Bewerbern aufgrund der aktuellen Situation mehr Absagen für Parzellen erhalten als sonst“, berichtet Pia Heinze, stellvertretende Geschäfts- und Bauamtsleiterin in Eichendorf, über das Baugebiet südlich der Schule. In Lappersdorf, Exing, Prunn und Aufhausen ist weiteres Bauland geplant. Und auch Manfred Fischer, Marktkämmerer in Simbach, erzählt, dass die Nachfrage nach Bauland etwas gesunken, aber immer noch deutlich höher sei, als die 28 Parzellen, die derzeit in „Griesen-Nord“ erschlossen werden.

In Wallersdorf hingegen scheint das Interesse nach wir vor ungebrochen zu sein. Den insgesamt 52 ausgewiesenen Bauparzellen standen über 250 Bewerber gegenüber. Deswegen musste ein Punktesystem eingesetzt werden, um die Parzellen vergeben zu können. In Ettling sind weitere 25 und zwölf in Moosfürth geplant. Wie sich da das Interesse entwickelt, könne man nicht voraussagen, sagte Geschäftsleiter Josef Greßmann.

In Pilsting gibt es aktuell keine freien Bauplätze. „Das Flächenerwerben ist die schwierigste Aufgabe einer Kommune“, erklärt Christoph Hofmeister vom Bauamt. Die Nachfrage sei nach wie vor da, aber rückläufig.

In Reisbach gibt es derzeit insgesamt 37 Bauparzellen. Griesbach-Ost, dabei handele es sich um 18 Parzellen, ist bereits verkauft. In Thannenmais sollen 17 Parzellen entstehen. Wegen den steigenden Kosten hat der Gemeinderat entschieden, dass die Bauherren nun fünf Jahre Zeit haben für die Bebauung. So sollen die Familien entlastet werden.

Eine Übersicht über die freien Bauplätze in den Gemeinden

Landau:

freie Plätze: zwölf Parzellen in Fichtheim

• Größe: zwischen 500 und 1000 Quadratmeter

• Quadratmeterpreis: zwischen 80 und 110 Euro zuzüglich Erschließung

• Preissteigerung: keine konkreten AngabenEichendorf:n freie Plätze: Baugebiet südlich der Schule, Gebiete in in Lappersdorf, Exing, Prunn und Aufhausen in Planungn Größe: durchschnittlich 760 Quadratmetern Quadratmeterpreis: 109,51 Euro inkl. Erschließungn Preissteigerung: 23,48 Prozent

Wallersdorf


• freie Plätze: 25 in Ettling und zwölf in Moosfürth geplant

• Größe: durchschnittlich 600 bis 800 Quadratmeter

Quadratmeterpreis: 95 Euro mit Straßenerschließung

• Preissteigerung: keine konkrete AngabenSimbach:n freie Plätze: 28 Parzellen in „Griesen-Nord“n Größe: durchschnittlich 730 Quadratmetern Quadratmeterpreis: 99 Euro voll erschlossenn Preissteigerung: 24 ProzentPilsting:n keine freien Plätze n Größe: 600 bis 1000 Quadratmetern Quadratmeterpreis: keine Angaben Preissteigerung: 20 ProzentReisbach:n freie Plätze: 14 Parzellen in „Am Gries II“, 23 Parzellen in Straßäcker; in Thannenmais sollen 17 Parzellen entstehenn Quadratmeterpreis: 90 bis 110 Euro