Landau
„Gute Stadt, weil’s Bier schmeckt“: Freitagsvortrag „Hopfen, Wasser und Malz“

02.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:07 Uhr
Andrea Luderer-Ostner

Luden zum Vortrag ein: Archäologin Anja Hobmaier (v.l.), Vorsitzender des Förderkreises Dr. Florian Eibl, Bad Reichenhaller Stadtarchivar Dr. Johannes Lang und der Landauer Stadtarchivar Manfred Niedl, Gastwirt und Stadtrat Tobias Beer und Bräu Michael Sturm. −Fotos: Luderer-Ostner

Im Rahmen der Freitagsvorträge des Förderkreises des Niederbayerischen Archäologiemuseums widmeten sich der Bad Reichenhaller Stadtarchivar Dr. Johannes Lang und der Landauer Stadtarchivar Manfred Niedl in zwei Vorträgen der Bierkultur mit dem Fokus auf „Hopfen, Wasser und Malz“.

Dank des Bayerischen Reinheitsgebots wurde Bayerisches Bier zum globalen Imageträger für den Freistaat. Doch es dauerte mehrere Jahrhunderte, ehe diese Bestandteile zu den unabdingbaren und – zusammen mit der Hefe – einzigen Zutaten für das Bier erhoben wurden. „Bier begleitet die Menschen schon sehr lange“, wusste Vorsitzender des Förderkreises und Kreisarchäologe Dr. Florian Eibl in der Begrüßung und dankte vor allem Bräu Michael Sturm und Wirt Tobias Beer für den Ausschank zum Vortrag bei dem von jeder verkauften Halbe zwei Euro an den Förderkreis gingen.

In Landau gab es im Mittelalter viele Weinberge

Landaus Stadtarchivar Manfred Niedl beschäftigte sich mit der Bierkultur in der Bergstadt und Umgebung. Aus dem Mittelalter lassen sich bei uns zahlreiche Weinberge belegen. Dann wurde das Bier zum wichtigsten alkoholischen Getränk, das einst mehr als einem Dutzend Landauer Brauern zu einigem Wohlstand verhalf. Gebraut wurde mit lokalen Zutaten, auch Hopfengärten gab es mitten im heutigen Stadtgebiet. „Für uns ist es selbstverständlich, dass in Altbayern Bier getrunken wird. Aber war das schon immer so?“, hinterfragte Manfred Niedl – denn es gab auch Wein in Landau.

Im Bereich des Oberen und Unteren Buchet östlich der heutigen B20 existiert beispielweise der Flurname „Weinpress“, dort wurde also Wein gepresst und gekeltert. 1612 klagte der Wirt Hanns Kain gegen die Bierbrauer und den Rat der Stadt Landau, weil ihm das Branntweinbrennen aus dem eigenen Weinanbau verboten worden war. Vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert kam dann eine Periode relativ kalten Klimas, die „Kleine Eiszeit“. Im Laufe des 17. Jahrhunderts, als es besonders kalt war, wurde der Weinbau in der Stadt und im Landkreis weitgehend aufgegeben.

Im 19. Jahrhundert soll es um die Gastwirtschaften in Landau nicht so besonders gut gestanden sein. In Landau gab es auch einen Hopfengarten. Laut einem Plan von 1827 sind mehrere Brauereien und Hopfengärten eingetragen. Verarbeitet wurde also noch nicht Hallertauer oder Saazer, sondern Landauer Hopfen. Ein Hopfengarten war auch direkt in der Stadt, da wo heute die evangelische Friedenskirche steht.

Die auf eine Zusammenlegung kleinerer Betriebe gerichtete Wirtschaftspolitik und der technische Wandel hatten die Folge, dass die kleineren Brauereien allmählich verschwanden. Um Maßnahmen wie Schulhausbauten, den Bau von Wasserleitungen und Kanälen oder Pflasterung der Straßen finanzieren zu können, durfte die Stadt von den Brauern einen Lokalmalzaufschlag auf das gebrochene Malz erheben.

1898 waren davon in der Stadt nur noch vier Bierbrauer betroffen: Der mit Abstand größte Bierbrauer war damals Franz Grandl (Heute Krieger: Am 29.August 1913 wurde die Brauerei von Wilhelm und Anna Krieger gekauft.), dann folgte Johann Dressely (heute Oberer Krieger), kleinere Brauereien betrieben dazu noch Bartholomäus Böckl (Haus Vilsmeier) und Fanny Pöschl (Wirtshaus bei Sparkasse, Brauhaus und Biergarten beim Alten Hofgarten).

Wilhelm Krieger bewies in Landau sein Können und seine Geschäftstüchtigkeit, der Bierausstoß konnte gesteigert werden und daraus folgte der Erwerb der Brauerei Rabl in Münchshöfen. 1951 gab Wilhelm Krieger altersbedingt die Geschäftsführung ab. Nachfolger waren die beiden Söhne Wilhelm und Josef Krieger. 1981 traten beide in den Ruhestand und ihnen folgte als Geschäftsführerin Wilhelm Kriegers Tochter Helene Sturm und 2009 trat Sohn Michael Sturm in die Brauerei ein.

„Ein eigenes Landauer Reinheitsgebot habe ich bisher nicht gefunden“, so Manfred Niedl und geht davon aus, dass die niederbayerische Biersatzordnung von 1493 und dann das Bayerische Reinheitsgebot von 1516 galten. Die Qualität und den Preis der in Landau hergestellten und verkauften Produkte überwachten die Zünfte und die Stadtobrigkeit, berichtete er.

Dr. Johannes Lang lobte das Landauer Bier

Unter dem Motto „Stringent und überraschend eigenständig“ erzählte Dr. Johannes Lang, Stadtarchivar der Stadt Bad Reichenhall, über das „Reichenhaller Reinheitsgebot“ von 1493 und dessen Wirkung. Zuvor ging der Stadtarchivar auf die Geschichte der Salinenstadt ein und fand zu Beginn lobende Worte für die Bergstadt. „Als ich beim Oberen Krieger war und das Bier trank war mir klar: Das muss eine gute Stadt sein, weil das Bier so gut schmeckt.“

Dr. Johannes Lang ging auf die Geographie der Stadt Bad Reichenhall ein und auch auf den Vorläufer des Bieres, den Wein, auf den Klimawandel im Hochmittelalter und auch damals wurden Waren über einen weiten Weg transportiert. Wesentlich Gesichtspunkte des Vortrags waren das Ungeld-, Brau-, Hygiene- und Bierbeschauordnung. Das als indirekte Steuer geltende Ungeld taucht in den Quellen Bad Reichenhalls seit dem 13. Jahrhundert auf und wurde zunächst grundsätzlich auf Konsumgüter erhoben.

Am Heiligabend 1492 begannen die Stadtverantwortlichen mit dem Entwurf einer kombinierten Ungeld-, Getränke-, Brau- und Bierschenkenordnung für die Salinenstadt. In Reichenhall existierten zu Ende des 15. Jahrhunderts insgesamt fünf Brauereien, darunter das heute noch bestehende „Bürgerbräu“. Im Hinblick auf die Brau- und Hygienebestimmungen zog man bei der Erstellung des Reichenhaller Dekrets in Teilen die städtische Brauordnung Landshuts aus dem Jahre 1486 heran.

− al