Die Reisbacher Faschingssitzung meldete sich mit voller Wucht zurück. Es scheint fast so, als ob die dreijährige, nicht ganz freiwillige Pause genutzt wurde, um Schwung zu holen. Denn über fünf Stunden zündeten die Mitwirkenden am Samstag ein Feuerwerk an Unterhaltung und Klamauk. Dass dieses Highlight des Reisbacher Faschings vielen fehlte, war unschwer am ausreservierten Schlappinger-Saal auszumachen. Höhepunkte gab’s hinlänglich, so dass bis Mitternacht der „fünften Jahreszeit“ gebührend Rechnung getragen wurde.
Glamourös war der Auftakt. Aus der „Nachbargmoa“ Simbach reiste dazu der Hofstaat der Faschingsregierung in großer Besetzung an und begleitete den Elferrat, als dieser flotten Schrittes und winkend durch die Tischreihen marschierte. Auch ihnen war die Freude über die Neuauflage anzusehen. Ansprache der Tollitäten Prinzessin Gina und Prinz Daniel, ein beschwingter Walzer, ein zackiger Gardemarsch und später ein Showtanz von „Cascade“ begeisterten die Zuschauer.
Zwei Reisbacher im Himmel
Faschingspräsident Helmut Weber und die Elferräte konnten durch eine rundum gelungene Faschingssitzung moderieren, musikalisch begleitet von „Ein-Mann-Band“ Thomas Mandl. Dabei wurde es zunächst „himmlisch“. Zwei Reisbacher im Himmel trafen sich genau dort wieder und ließen das Publikum teilhaben an ihrem Schicksal. „So, wie es aussieht, sind wir gestorben.“ Warum der eine vor Glück starb und der andere erfror, war letztlich ein und der selben Frau zu verdanken.
„Frei Schnauze“ – was sich hierhinter verbarg, wussten die Protagonisten selbst nicht so genau. Eine „Pseudoimprovisation“ mit Comedy-Charakter. In zwei Runden wurden unter anderem Renate Bumeder, Marktrat Michael Trapp und Präsident Helmut Weber auf die Bühne geholt. „Spontan“ sollten sie Fragen beantworten wie: „Was kann man im Bayern-Park oder im Swinger-Club sagen?“ Und damit die Pointe saß, gab es vorgefertigte Texte abzulesen wie „Hoffentlich wird mir nicht wieder schlecht.“
„Bild-Reporter“ Waxl Springer hatte dieses Mal drei Jahre Zeit, um auf Recherche zu gehen und versicherte „keine Lügenpresse“. Treffliche Wortwahl, teils gereimt, setzte den „Enthüllungen“ oftmals noch eins drauf. „Wenn Schneechaos kommt übers Land, das wird in Reisbach nicht erkannt.“ So steht im Bürgerbrief geschrieben, dass bis 6 Uhr die Wege vom Schnee befreit werden müssen. Doch, nachdem er am Friedhof das Schild entdeckte, dass hier Zutritt auf eigene Gefahr ist und nicht geräumt war, entschied er sich, nächstes Mal ebenso zu handeln.
„Die Schreibmaschine“, die zur Reparatur gebracht wurde, stand im Mittelpunkt eines Kundengespräches beim PC-Handling. Da trafen zwei Generationen aufeinander. Nein, kein Drucker, keine Word-Datei, kein Update. Wie erklärt man der jungen Generation ein Schreibmaschine, die nicht abgestürzt ist, „weil ich mit dem Drumm nicht zum Bergsteigen gehe“. Den Schul- und „Gscheidhaferltest“ bestand ein junger Schüler mit Bravour. Selbst die eindeutig zweideutigen Fragen meisterte er und bewies: Zu schlau für die erste Klasse zu sein..
Dann ging’s nochmals Richtung Weihnachten. Spritzig-witzig-turbulent lernten die Zuschauer die harte Arbeit des Weihnachtsmannes kennen, ebenso sein „vermeintliches zweites Ich“ in Form des Liebhabers, der somit ideal getarnt war. Wobei aber auch der Weihnachtsmann selbst mit einer attraktiven weiblichen Überraschung aus dem großen Paket trumpfen konnte.
Dann gab es noch den „Versicherungsfall“ im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Backtrog richtete den Unglücksraben arg zu, wie der Bürgermeister der Unfallversicherungsgesellschaft Schröpf erklärte. Schließlich hat es ihn „derleibelt“ und „zammbatzt“, also „zusammengestessen“ und das trotz peinlichster Befolgung sämtlicher Unfallversicherungsvorschriften.
Wie aus einem romantischen Feierabend ganz schnell ein Handwerkerauftrag im eigenen Heim entstehen kann, erzählte ein Arbeiter seinem Kollegen. Die „Wuast-Brod-Buam“, ein Quartett der besonderen Art, betrachteten so manche Begebenheit in „Wort und Songs“ etwas genauer. Etwa, dass man beim Fahren durch den Marktplatz durchaus eine Genickstarre davon trug, weil die neu installierten 30er-Schilder so hoch angebracht waren. Man stellte unter anderem fest, dass die Durchfahrtsgeschwindigkeit der Arbeitsgeschwindigkeit im Rathaus angepasst wurde oder ermunterte „die erste Frau von unserem Bürgermeister – nein, die Frau vom ersten Bürgermeister“ indirekt zur Kandidatur bei den nächsten Kommunalwahlen.
Bei der Zugabe gab es viel nackte Haut zu sehen
Die vielfach geforderte Zugabe blieb natürlich nicht aus. Dann gab es viel nackte Haut zu sehen. „Vier heiße Buam“ traten im schwarzen Ledermantel auf die Bühne. Die „Enthüllung“ einzelner Körperpartien versprach einiges und steigerte die Erwartungen. Doch, dass letztlich trotz gefallener Hüllen eben keine Enthüllung stattfand, war der Weiblichkeit und Reisekoffern zu verdanken. Dann ging’s ans Krankenbett und während sie dem Patienten Händchenhaltend zuhörte, als er sein Leid bezüglich mancher Unglücke klagte, offenbarte sich zugleich die Frage, ob es nicht an ihrer Person lang, die ihm wohl kein Glück bringt.
Zum Abschluss des bunten Programmes wurde es „jazzig-akrobatisch“ auf hohem Niveau. Die Showtanzgruppe „Alima“ stand mit einem femininen Auftritt auf der Bühne. Die „Girls“ hatten zu Pop-Songs ein schwungvolles Programm zusammengestellt. Schließlich konnte man mit einem großen Finale gemeinsam einen fulminanten Schlusspunkt unter eine kurzweilige Faschingssitzung 2024 setzen.
Artikel kommentieren