Landau
Eröffnung der Ausstellung im Kastenhof: „Das bajuwarische Dorf“

15.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:19 Uhr
Andrea Luderer-Ostner

Eröffneten die Sonderausstellung auf dem „Bajuarenlaufsteg“: Bürgermeister Matthias Kohlmayer (v.l.), Archäologin Anja Hobmaier, Claudia Stougard vom Römer und Bajuwarenmuseum Kipfenberg, zweiter Bürgermeister Thomas Lorenz, stellvertretender Landrat Franz Gassner und Kreisarchäologe Dr. Florian Eibl. −Fotos: Luderer-Ostner

Zu einer spannenden Reise in das frühe Mittelalter lädt die neue Sonderausstellung und Studioausstellung „Das bajuwarische Dorf – Alltagszenen aus dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr.“ im ersten Obergeschoss des Kastenhofes ein. Am Dienstag fand die Eröffnung der Sonderausstellung statt. Die Musikschule übernahm bei der Feierstunde die musikalische Gestaltung.

Die Inszenierungen vor der Kulisse eines kleinen Dorfes der Bajuwaren lassen die Besucher in diese Zeit eintauchen. Für große und kleine Besucher gibt es in Mitmachstationen viel zu entdecken, denn hier sind die Exponate nicht nur hinter Glas, sondern als Nachbildungen in Alltagsszenen integriert. Die Inszenierungen vor der Kulisse eines kleinen Dorfes zur Zeit des Kriegers von Kemathen laden zu einer Zeitreise ein. Auf Inseln mit sieben Themenbereichen und vier Mitmachstationen wird Geschichte für alle Altersgruppen erlebbar. Die Sonderausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Steinzeitmuseums bis 17. September zu sehen.

Der Krieger von Kemathen war ein germanischer Söldner im Dienste der römischen Armee, der in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts im Limesvorland nahe der heutigen Ortschaft Kemathen bei Kipfenberg im oberbayerischen Landkreis Eichstätt ehrenvoll bestattet wurde. Museumsleiterin Claudia Stougard vom Römer und Bajuwarenmuseum Kipfenberg im Altmühltal stellte die Sonderausstellung, nach der Begrüßung der Ehrengäste durch Bürgermeister Matthias Kohlmayer, vor. „Letzte Woche haben zwei Transporter ein ganzes Dorf umgezogen“, erklärte Claudia Stougard, die mit Kollegin Sonja Hornung angereist war.

Das Dorf wurde 2019 entwickelt

Das Dorf wurde 2019, zum 20. Jubiläum des Römer und Bajuwarenmuseums, entwickelt und jetzt als Wanderausstellung weitergegeben. Nach einer Station in Baden Württemberg ist die Sonderausstellung zum ersten Mal in Niederbayern. Die Museumsleiterin stellte die Entstehung, die auf den Fund des Kammergrabes fußt, des Museums vor. Das Einzelgrab, das 1990 entdeckt wurde, enthielt neben Teilen des Skeletts des ca. 30-jährigen Mannes zahlreiche Grabbeigaben, die ihn sowohl als römischen Offizier als auch als germanischen Stammesführer der Gruppe Friedenhain-Prestovice auszeichnen. Sein Skelett und die Grabfunde befinden sich zusammen mit einer originalgetreuen Nachbildung der Grabanlage im Römer und Bajuwaren Museum in Kipfenberg.

„Ein kleines Dorf in einer großen Welt – Alltagsszenen zur Zeit des Kriegers von Kemathen“, lautete zunächst der Name der Ausstellung und stellt verschiedene Alltagsszenen zu Lebzeiten des Kriegers dar. Kleidung, Handwerk, Ackerbau und Viehzucht gehörten in vielerlei Hinsicht zum Leben im 5./6. Jahrhundert. „Mein Mantel, mein Haus, mein Schwert, mein Vieh… – waren nicht nur Besitztümer sondern auch Lebensgrundlage. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass ein Kleidungsstück halten muss bis es einem vom Leibe fällt. An der Textilstation wird klar warum. Ein Fadenspinner brauchte für ein T-Shirt, nur um den Faden zu spinnen, einen Monat“, erklärte Claudia Stougard. Das Dorf in der Ausstellung lag nicht isoliert im Idyllischen Altmühltal. Die große globale antike Welt war gleich um die Ecke. Der Limes war schon gefallen und entlang der Donau veränderte sich mit dem langsamen Untergang des römischen Imperiums die Welt. In dieser Zeit des Wandels fand zwischen den Bevölkerungsgruppen im Grenzgebiet weiter Handel statt. Über die Infrastruktur der Römer gelangte auch Ware aus Südeuropa in dieses Dorf.

Archäologin Anja Hobmaier sprach von der guten Kooperation der Museen in Landau und Kipfenberg die durch die Ausstellung „Holz macht Sachen“ entstanden sei. „Unsere jetzige Ausstellung ist durch die Mitmachstationen sehr anschaulich und lebendig“, so Hobmaier. Anfassen, mitmachen, einen Film anschauen und am bajuwarischen Laufsteg vor Fotokulisse sind einige Highlights. Der Dank ging an die Kreisarchäologie für die Überlassung verschiedener Funde aus Pilsting, Wallersdorf, Eichendorf und von der Holzkirche aus Zeholfing um 700, die in der Ausstellung eingebaut wurden.

Im Anschluss steht das Museumsteam und die Kuratoren der Wander-Ausstellung aus dem Römer- und Bajuwarenmuseum Kipfenberg in der Ausstellung für Fragen zur Verfügung.