Ein Gottfriedinger in der Top-Liga seines Sports
Bodybuilder Pendelin: Schwarzenegger als Inspiration, acht Stunden Schlaf als Erfolgsrezept

23.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:00 Uhr
Andreas Foster

Stolz präsentiert Simon Pendelin aus Gottfrieding seine Medaille sowie sein Profiticket. Dadurch ist ein Traum in Erfüllung gegangen. −Foto: privat

Der 25-jährige Bodybuilder Simon Pendelin aus Gottfrieding hat seinen persönlichen Gipfel im spanischen Alicante erklommen. Mit einer sensationellen Leistung versetzte er nicht nur die Jury in Ekstase, sondern schockte gleichzeitig die Konkurrenz aus aller Welt. Der Lohn war das Profiticket für die Champions League der Bodybuilder.

Nun will sich der gebürtige Straubinger mit den stärksten Männern der Welt messen und hat dafür schon einen konkreten Plan. Im exklusiven Interview mit heimatsport.de spricht er über das Image des Sports, Arnold Schwarzenegger und wieso ein gesunder Schlaf einen wichtigen Anteil am Erfolg hat.

Simon, im Internet ist zu lesen, dass Sie als Kind viele Sportarten ausprobiert haben…
Simon Pendelin: Bis ich mit zwölf Jahren mit dem Fitnesssport startete, habe ich tatsächlich sehr vieles durchprobiert. Von Fußball, Streethockey bis hin zu Tischtennis war so ziemlich alles dabei. Meine Eltern haben mich sehr gut gefördert. Ich war nur sehr dünn und schmächtig. Ferner hatte ich Skoliose, weswegen mir ein Arzt zu einem Beruf geraten hatte, bei dem ich nicht lange stehen sollte um Rückenschmerzen zu vermeiden. Das war der Weckruf. Mit Fitnesstraining wollte ich den Rücken stärken und letzten Endes bin ich dabei geblieben (lacht).

Viele Kumpels werden mit Sicherheit Fußball spielen. Wieso haben Sie sich gerade für Bodybuilding entschieden?
Simon Pendelin: Weil ich selbst beeinflussen kann, ob ich gewinne oder eben verliere. Ich bin ein sehr disziplinierter Mensch. Deshalb ist ein Einzelsport eher die richtige Wahl für mich. Wenn ich Fußball spielen würde, wäre ich nach dem Training immer noch auf dem Platz, um mich individuell zu verbessern. Ich würde mir genau überlegen, was vor dem Spiel gegessen werden sollte. Dieser Aufwand würde mich wahnsinnig machen, wenn die Mitspieler nicht mitziehen und wir deshalb verlieren würden. Aus diesem Grund ist Bodybuilding definitiv die beste Wahl.

Wenn man über Bodybuilding nachdenkt, kommt einem sofort der gebürtige Österreicher Arnold Schwarzenegger in den Sinn. Er war jahrzehntelang eine Inspiration für Ihren Sport…
Simon Pendelin: An Arnold beeindruckt mich insbesondere seine Karriere nach dem Bodybuilding. Aus einem kleinen Dorf in Österreich wurde er zum Filmstar und Gouverneur in Kalifornien. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die selbst in einem Hollywood-Blockbuster nicht besser beschrieben werden könnte. Mich inspirieren rein sportlich jedoch andere Bodybuilder wie Ronnie Coleman, Lee Priest oder Denis Wolf.

Viele Menschen können mit Bodybuilding wenig anfangen. Durch etliche Dopingvergehen und anderer leistungssteigernder Substanzen ist der Sport in der öffentlichen Meinung sehr in Verruf geraten. Langweilt Sie dieses Image?
Simon Pendelin: Ich muss dazu sagen, dass sich in den vergangenen Jahren nicht nur mein Körper, sondern auch mein Umfeld verändert hat. Ich habe mich frei gemacht von jeglicher Negativität und jeder, der mich genauer kennt, weiß, wie hart ich arbeite. Generell will ich nicht auf meinen Körper reduziert werden und stelle andere Themen in den Vordergrund, weil ich mich nicht als klassischen „Pumper“ abstempeln lassen will. Wichtig ist zudem, dass sich der Sport in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt hat. Natürlich gibt es „schwarze Schafe“, wie eben auch in anderen Sportarten.

Im Kraftsport sieht man nicht sofort die gewünschten Ergebnisse. War Ihre Grundmotivation zunächst einen ästhetischen Körper zu haben und fit auszusehen?
Simon Pendelin: Den Ehrgeiz hatte ich schon immer. Ich wollte immer ein guter Allrounder sein und zum Beispiel jeden sportlichen Wettkampf, und war es nur ein Wettrennen, gewinnen. Mit 16 Jahren hätte ich mir sicherlich nicht vorstellen können einmal so auszusehen. Das wäre mir „too much“ gewesen, aber der Fortschritt macht mir eben am meisten Spaß. Natürlich sind so viele Muskeln nicht immer ein Vorteil, aber die Einschränkungen nehme ich gerne in Kauf, weil ich mich für diesen Weg entschieden habe.

Wann kam der Zeitpunkt, als Sie heiß auf Titel im Bodybuilding waren?
Simon Pendelin: Eigentlich sofort, als ich das erste Mal auf der Bühne stand. Ich wurde auf Anhieb niederbayerischer Vizemeister. Das war so ein „Aha“-Moment. Seitdem Zeitpunkt bin ich Feuer und Flamme für den Sport.

Sie haben bereits etliche Titel und Erfolge gefeiert. Jedoch war das große Ziel – die Profikarte – Ihr persönlicher Mount Everest. Wie groß war die Freude, als Sie sich im spanischen Alicante diesen Traum endgültig erfüllt hatten?
Simon Pendelin: Ganz ehrlich? Nicht in Worte zu fassen. Die Profikarte war mein Lebensziel. 13 Jahre habe ich dafür jeden Tag geschuftet und emotional war es mit Sicherheit der schönste Moment meines bisherigen Lebens. Ich kann selbst, knapp drei Monate später, diesen Erfolg noch nicht ganz realisieren. Ich habe mich auf dem schwersten Amateurwettkampf Europas durchgesetzt. Einfach Wahnsinn.

Ist eine Profikarriere tatsächlich möglich?
Simon Pendelin: Auf jeden Fall. Wenn man die Profikarte annimmt, ist es das Ticket in die IFBB-Pro-League und zugleich das Ende der Amateurkarriere. Jetzt gehöre ich zu den besten Bodybuildern der Welt und kann mich mit der starken Konkurrenz aus aller Welt messen. Es ist die Champions League in der Bodybuilding-Welt. Allein dieser Fakt macht mich wirklich sehr stolz.

Nehmen Sie den Leser einmal mit: Wie sah die Vorbereitung für einen der wichtigsten Wettkämpfe in Ihrer Karriere aus?
Simon Pendelin: Die Vorbereitung bestand aus einer 18-wöchigen strikten Diät mit sechs Mahlzeiten am Tag (unter anderem Reis, Hähnchen, Gemüse bis hin zu Haferflocken), die exakt zur selben Tageszeit eingenommen werden mussten. Ferner stand sechsmal in der Woche ein zweistündiges Training auf dem Programm, obwohl ich natürlich pausenlos Hunger hatte (lacht). In der Endphase habe ich sogar zweimal am Tag trainiert, dazu gehört auch das sogenannte „Posing“-Training. Und nebenbei ging es noch zur Schichtarbeit, doch die Mühe hat sich definitiv ausbezahlt.
Kurz noch zum Thema Ernährung. Sie spielt eine sehr große Rolle. Es gibt sogar vegane Bodybuilder. Was kommt bei Ihnen auf dem Tisch?
Simon Pendlin: Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass man einen sehr guten Körper auch mit veganer Ernährung aufbauen kann. Auf professioneller Ebene hingegen funktioniert es jedoch nur mit tierischen Eiweißquellen. Ich persönlich esse das ganze Jahr über ziemlich identisch. Einziger Unterschied während der Off-Season ist, dass ich weitaus mehr Kalorien zu mir nehmen kann und auch ab und zu mit meiner Freundin zum Italiener gehen kann (lacht).

Sie sind bei einem großen Unternehmen im Landkreis angestellt. Kann man von Bodybuilding alleine leben?
Simon Pendelin: Das könnte sicherlich klappen. Bodybuilder finanzieren sich über Sponsorengelder. Jedoch orientieren sich diese Gelder nicht an der Leistung, sondern an der Reichweite in den sozialen Netzwerken. Arbeit und Bodybuilding miteinander zu kombinieren bedarf einem organisatorischen Geschick, welches ich mir in den vergangenen zehn Jahren angeeignet habe. Mahlzeiten müssen zum Beispiel am Sonntag für die ganze Woche vorgekocht werden und auch der regelmäßige Schlaf ist ein wichtiger Teil zum Erfolg.

Was heißt das konkret?
Simon Pendelin: Ich gehe um 21 Uhr ins Bett, damit ich auf acht Stunden Schlafzeit komme, wenn ich um 5 Uhr raus aus den Federn muss. Der optimale Schlafrhythmus ist daher so wichtig, weil in dieser Regenerationszeit der Muskel wachsen kann.

Welche mittelfristigen und langfristigen Ziele haben Sie denn jetzt noch?
Simon Pendelin: Aktuell befinde ich mich in einer erneuten Aufbauphase mit einem Startgewicht von 107 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,68 Metern. Ziel ist, dass ich so viele Muskeln aufbaue wie nur möglich, damit ich im Herbst sehr gut in die erste Profisaison starten kann. Langfristig ist es mein ganz großer Traum, mich für den „Mr. Olympia“ zu qualifizieren. Dieses Ziel treibt mich auf jeden Fall an.