Landau
800 Jahre Landau im Rückblick: Kriege, Stadtbrände und Plünderungen

Zweiter Teil der Vortragsreihe mit Altlandrat Heinrich Trapp zu „Kriege und Notzeiten“

21.02.2024 | Stand 21.02.2024, 15:00 Uhr

Altlandrat Heinrich Trapp (2.v.r.) mit dem Bild aus dem Österreichischen Erbfolgekrieg von 1743. „Kriege und Notzeiten“ waren das Thema. Dazu begrüßte vhs-Vorsitzende Manuela Wälischmiller (2.v.l.) zusammen mit Museumsleiterin Anja Hobmaier (l.) und „Spanier“ Werner Höhenberger (r.).

Die vhs-Reihe zur Geschichte Landaus mit Altlandrat Heinrich Trapp ging am Dienstagabend im Herzogssaal des Kastenhofes in die nächste Runde. Zu den Not- und Kriegszeiten in der 800-jährigen Stadtgeschichte referierte Heinrich Trapp, der auf die Erbfolgekriege und die Kriegshandlungen der Neuzeit einging.

Im Zuge der dynastischen Auseinandersetzungen wurde die Bergstadt zwei Mal dem Erdboden gleichgemacht und brauchte Generationen, um sich zu erholen. Aber auch, wenn lokal keine Kriegshandlungen stattfanden, litt die Bevölkerung immer wieder unter den Einquartierungsmaßnahmen für durchziehende Truppenteile, Diebstählen oder Lösegelderpressungen, mit denen Plünderungen abgewendet werden sollten.

Am 29. Juni 1504 wird die Stadt im Landshuter Erbfolgekrieg durch Brand fast vollkommen zerstört und verliert dadurch ihr mittelalterliches Gepräge. „Zur Zeit der Stadtgründung 1224 ist die Quellenlage sehr schlecht“, betonte Altlandrat Heinrich Trapp zu Beginn seines Vortrags. Der Schwedenkrieg von 1618 bis 1648 „ging glücklicher an Landau vorüber – in unserer Gegend drang erst 1634 die Kriegsfurie“, steht in einer Überlieferung und in diesem Jahr setzten Franzosen und Schweden zwischen Dingolfing und Landau über die Isar und „plünderten diesseits und jenseits – dien ganze Bevölkerung zitterte um Leben und Eigenthum“, steht geschrieben.

30-jähriger Krieg hat Auswirkungen auf die Stadt

Am 12. Juni 1648 zahlten die Landauer an die Schweden, die die Plünderung angedroht hatten, „5000 Thaler Contribution“. Landau blieb verschont, dafür wurden die Bewohner alle links der Isar geplündert, erklärte Altlandrat Heinrich Trapp. Als der bayerische General Druckmüller mit 1500 Mann Kavallerie sich in Landau verschanzte, wurde er von den Schweden angegriffen, besiegt und nach Straubing verjagt.

„Der 30-jährige Krieg war ein Religionskrieg und nahm seinen Anfang in Prag“, so Altlandrat Trapp. Der Graf von Ortenburg war und blieb bekennender Protestant. Von ihm organisierte Gottesdienste jenseits der Donau fanden auch aus Landau und Umgebung scharenweise Zulauf. Im Jahr 1664 begannen Wanderungen aus Landau und einer Reihe weiterer Städte zu protestantischen Predigern in Ortenburg.

Mit Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613 bis 1676) hielt sich einer der schillerndsten Persönlichkeiten des 30-jährigen Krieges im Sommer 1648 für drei Monate in Dingolfing auf. Als Oberkommandierender der schwedisch-französischen Truppen überzog er den Landstrich um Dingolfing mit seiner Schreckensherrschaft.

Der Spanische Erbfolgekrieg (1701 bis 1714) berührte Landau wiederum nur wenig. Landau musste im Sommer 1703 eine 1000-Mann starke hannoveranische Kavallerie Einheit versorgen. „Obwohl Landau in diesem Krieg mit wenigen Opfern und Drangsalen, durchkam, so traf die Stadt noch eine viel härtere Prüfung“, wusste der Altlandrat.

1713 kam die Pestnach Landau

Am 24. August 1713 wurden von einer gebürtigen Landauerin aus Regensburg die Pest eingeschleppt und bis zum 6. November 1713 wurde die Stadt abgeriegelt. „Es waren grausame zehn Wochen für die Landauer“, so Trapp. „Unaufhaltsam wüthete der Todesengel, Leichen lagen in den Kirchen, Häusern und Straßen. An Nächstenliebe war nicht zu denken, die Bande der Blutsverwandtschaft waren gänzlich gelöscht. Kein Kind kümmerte sich mehr um seine Eltern, und Eltern und Geschwister nicht mehr um ihre Kinder und Geschwisterte“, steht in der Chronik.

Wenige Jahrzehnte später traf Landau der Österreichische Erbfolgekrieg (1741 bis 1745). „Ein Krieg, der auch unser Landau in so schrecklicher Weise traf, dass noch jetzt nach 120 Jahren, die Wunden nicht vernarbt sind“, steht es in der Chronik. Den Auftakt bildeten „beinahe unerschwingliche“ Lieferungen an österreichische Armeeeinheiten, die an Rott und Inn lagerten. Gemeinsam mit Schärding, Aldersbach und Braunau hatte Landau zu liefern: Am 7. September 1742: 600 Scheffel Weizen, 1200 Scheffel Korn und nur drei Wochen später weitere 300 Scheffel Weizen, 600 Scheffel Korn, 1200 Scheffel Hafer, 2500 Zentner Heu und 10000 Bund Stroh.

Die Reiter dieser Truppen drangen bis Landau vor, erpressten Geld, Mehl, Schmalz, Salz und Brot. Am 14. November 1742 musste Landau an den Khevenhüllerschen Corps 81600 Portionen Brot liefern. Das Bürgerspital musste im Februar für Marsch- und Quartierskosten aufkommen, Bierbrauer mussten wochenlang eine ganze Kompanie verpflegen. Die Isarbrücke war im Sommer 1742 schon lange abgetragen und den Bürgern war nicht erlaubt, ihre Ernte herüberzubringen.

Die ständigen Erpressungen und Gewaltaktionen säten Verzweiflung und Hass, so dass sich in Landau und Niederbayern „Schnapphahnen“ formierten und ein „Guerillakrieg“ begann.

Zum Jahresbeginn 1743 war Bayern wieder „feindfrei“. Bayern und die mit ihnen verbündeten Franzosen hatten die Habsburger in die österreichischen Stammlande zurückgedrängt. Im April 1743 stand Prinz Conti mit 12000 Franzosen bei Landau, zog dann ab, worauf der französische Marquis Tost im Mai die Stadt Landau in Besitz nahm. Am 18. Mai 1743 marschierten vor den Mauern der Stadt Landau österreichische Truppen auf, die am Tag vorher die Franzosen aus Dingolfing vertrieben und die Nachbarstadt in Schutt und Asche gelegt hatten.

Vier Tage lang wurde Landau geplündert

Als Tost die anrückenden Österreicher sah, steckte er die untere Stadt in Brand und zog sich in die besser zu verteidigende obere Stadt zurück. „Die österreichischen Truppen haben mit Feuerkugeln bis in die Stadt hinein und die Isarfloßbrucken canoniert“, steht in der Chronik. Nach der Bevölkerung flüchteten auch die Franzosen. Die Eroberer erhielten die Erlaubnis, alles „auszuschauen und umzugraben“ und Landau war vier Tage lang der Plünderung ausgesetzt, wobei aus der Pfarrkirche zwei Monstranzen, Ziborien und elf Kelche geraubt wurden.

Am 7. Februar 1750 erließ der neue Kurfürst Max Joseph einen Erlass, der den Wiederaufbau Landau voranbringen sollte: Alle Steuern, Abgaben und Rückstände wurden erlassen. Am 12. Dezember 1759 waren 55 Häuser unaufgebaut und lagen in Ruinen.

Als Kurfürst Max Josef 1777 ohne Erben starb, wollte der Kaiser das Lehen einziehen und Österreich machte Ansprüche geltend und der Niederbayerische Erbfolgekrieg entstand. Seine Armeen überzogen das Landau und ließen in den Städten dem Kaiser huldigen. In Landau war dies für den 1. Februar 1778 geplant. Doch der Teschner Frieden ordnete alle wieder neu und Bayern verlor das Innviertel an Österreich. Das Kurfürstentum Bayern hatte nun mit Landau an der Isar und Landau in der Pfalz zwei Städte.

Der dritte Vortrag am 21. März befasst sich mit Seuchen und Epidemien, die den Landkreis und die Heimat heimsuchten und informiert über den Aufbau eines staatlichen Gesundheitswesen mit Ansiedelung von Hebammen und Ärzten und der Errichtung eines Krankenhauses.

− lnp