Hochwasser im Kreis Deggendorf
Zentimeter fehlten: Hochwasser in Schöllnach erfolgreich bekämpft

24.12.2023 | Stand 24.12.2023, 8:14 Uhr

Hinter der Ohebrücke setzten die Feuerwehrleute das Flutmodul ein, um einen Rückstau des Wassers zu verhindern. − Foto: sas-medien

Nur noch wenige Zentimeter Luft blieben am frühen Samstagnachmittag zwischen der Ohe und der Ohebrücke in der Schöllnacher Waldstraße (Landkreis Deggendorf). Ein großes Aufgebot an Einsatzkräften war nötig, um zu verhindern, dass der Marktplatz überschwemmt wird.





Der Dauerregen der vergangenen Tage und die Schneeschmelze in höheren Lagen ließen im ganzen Landkreis kleinere Bäche und Zuläufe stark anschwellen. In Schöllnach trat die Ohe über die Ufer. Der erste Einsatz für die Feuerwehr ließ nicht lange auf sich warten: Im Baulager an der Waldstraße drohte ein Dieseltank aufzuschwimmen. Einsatzkräfte der Feuerwehr Schöllnach sicherten das Baulager, der Dieseltank wurde aus dem gefährdeten Bereich entfernt.

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Sorgenkind Bachstraße



Gleichzeitig hatte Bauhofleiter Karl-Heinz Memminger mit seinem Team das übliche „Sorgenkind“, die Bachstraße, im Blick: Auch dort stieg das Wasser immer höher. Nach einer Kontrollfahrt in den höhergelegenen Waldgebieten berichtete Memminger zudem, dass noch gewaltige Wassermassen zu erwarten seien. Im ersten kleinen „Krisengespräch“ besprachen Karl-Heinz Memminger, Bürgermeister Alois Oswald, 2. Bürgermeister Thomas Habereder, Geschäftsleiter Johann Sonnleitner, Kreisbrandmeister Markus Höfl und Kommandant Alexander Wilhelm das weitere Vorgehen.

Die Feuerwehr Winzer brachte eine mobile Sandsackfüllanlage zum Schöllnacher Bauhof, wo die Einsatzkräfte der Feuerwehren Schöllnach und Taiding gleich mit dem Befüllen der Sandsäcke begannen. Keineswegs zu früh: „Innerhalb von zwei Stunden ist das Wasser um 1,50 Meter gestiegen“, erklärte Kreisbrandmeister Markus Höfl. Die erste Maßnahme ergriffen Bauhofleiter Karl-Heinz Memminger und sein Team vom Bauhof in der Bachstraße: Um das Wasser von den Häusern weg und Richtung Sportplatz zu lenken, wurde ein Damm aus Splitt aufgeschüttet.

Doch das rasch steigende Hochwasser bereitete den Verantwortlichen Sorgen. Kreisbrandrat Erwin Wurzer, Kreisbrandinspektor Bernhard Süß und Landrat Bernd Sibler kamen zur Besprechung ins Schöllnacher Feuerwehrhaus und schnell wurde klar, dass Hilfe von außen benötigt wird. Die Feuerwehr Plattling wurde alarmiert und rückte mit dem „Flutmodul“ an, einem System aus dem Katastrophenschutz, mit dem es möglich ist, bis zu 50.000 Liter Wasser pro Minute zu fördern. Das Wasserwirtschaftsamt wurde ebenfalls nach Schöllnach beordert: Dort stehen die Hochleistungspumpen zur Verfügung, die auch beim Hochwasser 2013 an der Donau im Einsatz waren.

Hinter der Ohebrücke setzten die Feuerwehrleute das „Flutmodul“ ein, um einen Rückstau des Wassers und somit eine Überschwemmung des Marktplatzes zu verhindern. „So haben wir es geschafft, das Wasser schnellstmöglich wegzubringen“, sagte Kreisbrandmeister Markus Höfl: Nach einer halben Stunde Einsatzdauer war der Wasserstand bereits deutlich gesunken.

Bis in die Morgenstunden lief der Einsatz an der Schöllnacher Ohe weiter. Auch die Anwohner an Marktplatz, Englfinger Straße und Bachstraße hatten alle Hände voll zu tun, um ihre Häuser mit Sandsäcken zu sichern und Keller auszupumpen.

Laut Kreisbrandinspektion waren im ganzen Landkreis rund 40 Feuerwehren mit etwa 280 Einsatzkräften im Einsatz, um die Unwetterschäden zu beseitigen. Dazu wurde am Samstag gegen 23 Uhr die Kreiseinsatzzentrale besetzt, um die Feuerwehren zu unterstützen und die Einsätze zu koordinieren. Ein Schwerpunkt war dabei auch in Niederalteich, wo Feuerwehr, THW und Wasserwirtschaftsamt zusammenarbeiteten. Mehrere leistungsstarke Pumpen hielten dort die Wassermassen des Mühlbachs vom Ort fern. Für ausreichend Nachschub an Sandsäcken sorgten weitere Einsatzkräfte an mehreren Standorten, unter anderem im Schöllnacher Bauhof, wo die Feuerwehr Riggerding Sandsäcke befüllte. THW und Feuerwehr Osterhofen holten die Sandsäcke ab und transportierten sie zum Einsatzort.

Neben Schöllnach waren auch Niederalteich und Lalling vom vielen Wasser betroffen. Insgesamt seien 35 Feuerwehren mit rund 250 Kräften eingesetzt worden.

− sas