Schockanrufe
Wertsachen in Kochtopf gelegt: Seniorinnen aus Hengersberg fallen auf Betrüger rein

25.09.2023 | Stand 27.09.2023, 13:03 Uhr

 − Symbolbild: dpa

Zwei Seniorinnen aus Hengersberg (Landkreis Deggendorf) sind Opfer von Trickbetrügern geworden. Diese hatten sich am Telefon als Polizisten ausgegeben. Nun ermittelt die Kriminalpolizei – und sucht mit Personenbeschreibungen nach den noch unbekannten Tätern. Die haben mit den EC-Karten der Frauen inzwischen Bargeld in Passau und Hengersberg abgehoben.



Die Anrufe, die Übergabe und anschließende Geldabhebungen – all das spielte sich am Sonntag ab. Die beiden Anrufe, um 10.30 Uhr und 12 Uhr getätigt, hatten laut Polizei den gleichen Inhalt. Ein angeblicher Hauptkommissar erklärte den Seniorinnen, dass es zuletzt Einbrüche in der Nachbarschaft gab. Es bestehe nun die Gefahr, dass auch die Häuser beziehungsweise Wohnungen in der beiden Frauen im Fokus der Einbrecher stehen könnten.

Im Kampf gegen Trickbetrüger werden im Berchtesgadener Land nunGeldübergabeumschläge mit eindringlichen Warnungen vor Trickbetrügern ausgegeben.

Frauen sollten Wertsachen in Kochtopf legen

Der falsche Hauptkommissar gab an, dass eine Kollegin von ihm Wertgegenstände der Seniorinnen abholen und sicher aufbewahren könne. Dazu sollten die beiden Frauen Wertsachen wie Schmuck, Bargeld und Geldkarten in einen Kochtopf legen. Dieser würde Strahlen eines bestimmten Gerätes abschirmen, das die Einbrecher nutzen, um Wände von Häusern nach Wertgegenständen und EC-Karten abzuscannen.

Auf diese Weise fanden schließlich die Übergaben in der Streiblstraße sowie in der Franz-Hartl-Straße in Hengersberg statt. Beide legten laut Polizei zum Teil Bargeld, Schmuck und Geldkarten mit PIN in einen Kochtopf und übergaben diesen an ihren Wohnungen an eine Abholerin. Da beide Betrugsopfer die Frau sehr ähnlich beschrieben, geht die Polizei davon aus, dass es sich um ein und dieselbe Frau handelte.

Wer hat die Abholerin gesehen?

Die Seniorinnen beschrieben die Abholerin folgendermaßen: Sie ist etwa 27 oder 28 Jahre alt, hatte ihre schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, dunkle Augen und trug einen langen dunklen Mantel. Sie sprach akzentfreies Deutsch. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei könnte die Frau mit einem Fahrzeug mit Zulassung aus dem Ruhrgebiet unterwegs sein. In beiden Fällen nahm sie eine geringe Menge an Bargeld, mehrere EC-Karten und Schmuck in Höhe eines niedrigen 4-stelligen Betrages mit.

Die Täter benutzten die übergebenen EC-Karten bereits am Sonntag. Gegen 11.30 Uhr hob ein unbekannter Mann an einem Geldautomaten der Sparkasse in der Passauer Straße in Hengersberg und um 15.06 Uhr an einem Geldautomaten der VR-Bank in der Raiffeisenstraße in Passau, Heining, unberechtigt Bargeld ab. Insgesamt kam er in den Besitz eines höheren 4-stelligen Geldbetrags.

Unbekannter Mann hob Bargeld ab

Der Mann wird wie folgt beschrieben: Er ist etwa 25 Jahre alt, schlank
hat schwarze kurze Haare und einen Bart. Am Sonntag trug er eine schwarze Lederjacke mit silbernem Reißverschluss.

Die Ermittler bitten alle, die Hinweise sowohl zur Abholerin im Bereich der Streiblstraße und der Franz-Hartl-Straße in Hengersberg ab etwa 10 Uhr als auch zum unbekannten Abholer in Hengersberg und Passau geben können, sich bei der Polizeiinspektion Deggendorf unter der 0991/38960 zu melden.

Am Sonntag konnten noch weitere Anrufe von Betrügern registriert werden, insbesondere im Bereich Passau, Hauzenberg und Grafenau. Zu weiteren Übergaben kam es laut Polizei dabei nicht. Es ist jedoch erhöhte Wachsamkeit geboten: Wie die Polizei warnt, ist davon auszugehen, dass es zu weiteren Anrufen kommt.

Betrüger passen ihr Vorgehen auf perfide Weise an

Kriminalpolizeiliche Ermittlungen im Zusammenhang mit Callcenterbetrügereien wie Schockanrufen und dem Enkeltrickbetrug ergaben, dass die Täter ihr Vorgehen teilweise in perfider Weise anpassen.

So bieten die Betrüger den Angerufenen an, zeitgleich auch den Notruf wählen zu können, um das Vertrauen gegenüber den vermeintlich echten Polizisten zu verstärken. Dadurch wiegen sich die potenziellen Opfer noch mehr in Sicherheit und fühlen sich bestärkt in dem Gefühl, dass der Anrufer echt ist und ihre engsten Angehörigen oder auch ihre Wertsachen in echter Gefahr ist. Ein Anruf beim Notruf erfolgt daher sehr selten oder gar nicht.

Auch werten die Betrüger gezielt Todesanzeigen aus, um mit den darin befindlichen, sehr persönlichen Daten aus dem privaten Umfeld die möglichen Geschädigten noch mehr in Sicherheit wiegen zu können. Ist damit das Vertrauen und auch die Echtheit des Anrufes weiter gestärkt, geben die potenziellen Opfer meist noch mehr Privates preis. Zeitgleich ist ein Zurück in die Realität zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr möglich.

Präventionshinweise des Polizeipräsidiums Niederbayern

Im Zusammenhang mit sogenannten Schockanrufen oder Anrufen durch falsche Polizeibeamten rät die Polizei, folgende Hinweise zu beachten:
Um betrügerische Anrufe vermeiden zu können, lassen Sie Ihre Telefonnummer aus dem Telefonbuch streichen.
Lassen Sie sich auf kein Ratespiel ein.
Legen Sie beim ersten noch so kleinsten Zweifel auf und rufen Sie unter den Ihnen bekannten Rufnummern entweder Ihre echten Angehörigen oder bei der örtlichen Polizeidienststelle oder auch beim Notruf an, um den Sachverhalt zu verifizieren.
Die Polizei wird am Telefon niemals nach Ihren Wertsachen fragen.
Übergeben Sie an Ihrer Haustür keine Wertsachen an unbekannte Personen.

− nm