Seebachs Sommer-Neuzugang auf Wolke 7
Vaterfreuden, Spitzenreiter, neue Rolle: Patrick Pfisterer startet privat und sportlich gerade voll durch

26.10.2023 | Stand 27.10.2023, 8:59 Uhr

Da geht‘s lang: Patrick „Pat“ Pfisterer hat sich beim TSV Seebach sportlich schnell eingelebt. Zur Halbzeit steht die Elf um Kapitän Christoph Beck (Mitte) und Marcel Müller (l.) auf Platz 1 der Landesliga Mitte. − Foto: Franz Nagl

„ In jedem Satz spürt man förmlich, wie er platzt – vor lauter Stolz. Man könnte auch sagen: Seebachs Neuzugang Patrick Pfisterer (32) schwebt auf Wolke 7. Dabei startet die 32-jährige Sommer-Verpflichtung nicht nur sportlich mit dem Halbzeit-Spitzenreiter der Landesliga Mitte voll durch, sondern auch privat ist das Glück mit seiner Magdalena vollkommen.

Seit letzter Woche ist das junge Paar Mama und Papa der kleinen Johanna. „Noch ist alles ruhig, die Kleine ist total entspannt und gut zu Hause angekommen“, berichtet der Stürmer im Hinblick auf die kommenden Wochen und Monate, die familiär wie auch fußballerisch eine Herausforderung sind.

In Seebach schlug man förmlich Purzelbäume, als man Ende Mai die Verpflichtung des hochgewachsenen Offensivmanns (1,92 Meter) aus Künzing vermeldete. „Er ist unser absoluter Wunschspieler“, jubelte damals Teammanager Manuel Ebner. Mittlerweile hat sich der Lehrer an der Mittelschule Landau beim TSV auch super gut eingelebt. „Ich fühle mich in diesem neuen Umfeld pudelwohl, bin vom ganzen Verein sehr herzlich aufgenommen worden“, beschreibt der Pädagoge, der im Hauptfach Sport studiert hat, an seiner jetzigen Einrichtung aber von Mathe und Deutsch bis hin zu Englisch alles unterrichtet.

Apropos Fußball und Mathematik – da war doch mal was? Richtig. Bayerns damaliger Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge stichelte nach einer fragwürdigen Personalentscheidung beim 2:2 gegen im UEFA-Cup gegen die Bolton Wanderers in Richtung des Mathe-Lehrers und Trainers Ottmar Hitzfeld, „dass Fußball keine Mathematik sei“.

Die Rolle als Wandspieler ist ihm auf den Leib geschrieben



Seine Entscheidung, nach sechs tollen Jahren in Künzing eine personelle Veränderung vorzunehmen, erwies sich bislang jedenfalls als Glücksgriff. 16 Spiele, 16 Einsätze, neun Tore und zwei Assists stehen im Personalbogen. Damit steht er Seebachs Top-Torjäger Marcel Müller (10) dicht auf den Fersen. Man könnte auch sagen: Der Vollblutstürmer ist mit seinen 32 Jahren schnell angekommen in der Landesliga. Eine Liga, in der wesentlich körperlicher gespielt wird, als in der Bezirksliga. „Was mir aufgrund meiner Statur aber gefällt.“ Außerdem ist der Spielfluss wesentlich höher, die Schiedsrichter lassen mehr laufen. Und noch eine Feststellung durfte Patrick Pfisterer kennenlernen: „Die gegnerischen Verteidiger spielen alle auf einem sehr hohen Niveau.“

In seine neue Rolle als „Wandspieler“, den man immer suchen kann, der vorne die Bälle festmacht, der ablegen kann, hat sich Pfisterer sehr schnell angefreundet. Für Seebach und dessen Coach Manfred Stern eine zusätzliches Stilmittel, den Gegner spielerisch und taktisch in den Wahnsinn zu treiben. Da ist es dann auch verkraftbar, wenn er von der Bank aus zum Einsatz kommt. „Das ist absolut in Ordnung und passt auch ganz gut zu unserer aktuell überragenden Situation. Wir haben 18, 19 Mann im Kader, wo die Qualität durchgehend auf einem sehr hohen Level ist. Die Mannschaft akzeptiert die Entscheidungen der Trainer, jeder hat es verdient zu spielen.“

Absoluter Teamplayer statt egoistischer Stürmer



Damit kommt ein Naturell zum Tragen, das sich jede Mannschaft wünscht – und so sagt Pfisterer über Pfisterer: „Ich bin ein absoluter Teamplayer. Das ist nicht nur so ein Spruch von mir, sondern der Erfolg steht im Vordergrund. Und so lange wir die Spiele gewinnen, bin ich auch zufrieden, wenn ich von der Bank aus komme und meinen Teil dazu beitragen kann.“ Verbesserungspotenzial oder Schwächen? Auch das gibt es. Pfisterer lacht und überlegt kurz, ob man das als Stürmer überhaupt preisgeben darf. Schließlich besagt schon eine alte Binsenweisheit, dass Stürmer an ihren Toren gemessen werden. „Ehrlich gesagt, bin ich schon sehr gerne auch der Aufleger. Es macht mir schon sehr viel Spaß, andere in Szene zu setzen.“ Der Angreifer weiter: „Aber natürlich schieße ich auch sehr gerne Tore, wenngleich ich für einen Stürmer wohl zu oft zu wenig egoistisch bin.“ Wie man trifft, daran hat vor allen Dingen das lange Zeit auf Platz 1 stehende Kareth-Lappersdorf keine guten Erinnerungen. Am 12. Spieltag schnürte Pfisterer beim 4:3-Heimsieg binnen 38 Minuten einen lupenreinen Hattrick. Es war sein Höhepunkt der Hinrunde, auch weil es zwischenzeitlich nochmal richtig eng wurde. „Das Spiel hatte alle Emotionen, die der Fußball hergibt. Super Start, dann zittern, dann kommt Marcel (Müller; Anm. d. Red.) für mich und trifft zum 4:3 kurz vor Schluss – Wahnsinn.“

„Wir wollen bis zum Schluss bei der Musik bleiben“



Eine Partie, die über weite Strecken auch den bisherigen Saisonverlauf der Seebacher widerspiegelt. Denn nicht selten kämpften die Stern-Schützlinge damit, zwei gute Halbzeiten auf den Rasen zu bringen. Eine Erklärung für diese Leistungsschwankungen hat auch Pfisterer nicht. Einen Ansatz schon eher. „Wir haben unsere besten Leistungen immer dann abgeliefert, wenn der Spannungspegel über 90 Minuten hochgehalten wurde und wir uns gegenseitig verbal angefeuert und motiviert haben.“ Im Hinspiel beim 1:0-Sieg gegen Weiden hat‘s jedenfalls funktioniert und auch beim Rückspiel am heutigen Freitag (19 Uhr) beim Tabellenzweiten aus der Oberpfalz kann dies erneut ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg sein.

Auch beim Stichwort Erfolg gibt es für den sympathischen Offensivmann nur eine Richtung. „Unser Ziel ist, bis zum Ende der Saison da vorne bei der Musik mitzumischen. Ob‘s dann reicht für mehr? Es wäre das höchste der sportlichen Gefühle.“ Richtig, weil die Geburt seiner kleinen Johanna schon das höchste der Gefühle ist...