Landkreis Deggendorf
Tag des offenen Denkmals: Drei Termine in Deggendorf, Plattling und Osterhofen

02.08.2023 | Stand 13.09.2023, 1:39 Uhr

Haben am Tag des offenen Denkmals am 10. September viel zu bieten (v.l.): Liane Sedlmeier, Alexandra Baumgartner, Thomas Graßl, Landrat Bernd Sibler, Robert Brunner, Hans Schmalhofer, Florian Jung, Andreas Kopp, Renate Wasmeier und Florian Schneider. −Foto: Michaela Arbinger

30 Jahre Tag des offenen Denkmals – da ist Deggendorf natürlich wieder mit von der Partie. In allen drei Städten des Landkreises und mit drei tollen Objekten. Am Sonntag, 10. September, erfahren die Besucher Interessantes und Neues über das Alte Rathaus in Deggendorf, das historische Bahngebäude in Plattling und den Anthofer-Hof in Osterhofen-Oberndorf. Gestern stellten die Akteure das Programm im Landratsamt vor.

Als studiertem Historiker liegt Landrat Bernd Sibler der Denkmalschutz sehr am Herzen. „Denkmäler sind in Stein und Holz geschlagene Geschichte. Wir haben die Aufgabe, sie für kommende Generationen zu bewahren“, hob er bei dem Pressetermin die Bedeutung des Denkmalschutzes hervor. Beim Tag des offenen Denkmals gehe es darum, solche Bauwerke ins Licht zu setzen. Für Sibler ein wichtiger Auftrag – „gerade in der heutigen Zeit, wo die meiste Architektur wenig Spuren hinterlassen wird“.

Kreisheimatpfleger Florian Jung nannte als diesjähriges, bundesweites Motto der Aktion „Talent Monument“. Damit sei man sehr frei in der Auswahl der Objekte gewesen. Eröffnet wird der Tag des offenen Denkmals um 13.30 Uhr im Plattlinger Bürgersaal mit einer Gesprächsrunde zum Thema „Denkmäler, das Herz der Kommunen“ mit den drei Bürgermeistern der drei Städte.

Altes Rathaus in Deggendorf

Stadtheimatpfleger Dr. Florian Schneider und Dritte Bürgermeisterin Renate Wasmeier erklärten, warum die Wahl auf das Alte Rathaus gefallen ist. Es sei der „Nabel der Stadt“. Hier kreuze sich eine für Niederbayern typische Marktstraße mit mehreren Querachsen, angelegt als Brennpunkt des regionalen Handels. In dieser wirtschaftlichen Mitte bildete sich auch das Zentrum der kommunalen Selbstverwaltung: In mehreren Bauphasen wuchs ein imposantes Rathaus, in dem über Jahrhunderte die Geschicke der Stadt gelenkt wurden, bis Deggendorf im 20. Jahrhundert schließlich selbst über die Möglichkeiten seines historischen Verwaltungssitzes hinausgewachsen war. Zwar tagen die Räte nicht mehr in diesen ehrwürdigen Mauern. „Doch der Nabel der Stadt ist das Alte Rathaus mit seiner besonderen Kulisse und seinen vielseitigen Funktionen bis heute geblieben“, betonte Schneider. Und Renate Wasmeier fasziniert, „dass das Alte Rathaus Historisches mit Tradition und Moderne verbindet, dass es erlebbar und nutzbar ist“. Kostenlose Führungen finden am 10. September – zeitgleich ein verkaufsoffener Sonntag – um 11, 15 und 17 Uhr statt. Sie dauern jeweils eine halbe Stunde.

Anthofer-Hof in Osterhofen-Oberndorf

Planer Thomas Graßl, Eigentümerin Alexandra Baumgartner und Osterhofens Bürgermeisterin Liane Sedlmeier sind Feuer und Flamme für den Anthofer-Hof in Oberndorf. Das Gebäude ist ein Einzeldenkmal und folgendermaßen in der Denkmalliste eingetragen: „Ehem. Wohnstallhaus eines Vierseithofes, zweigeschossiger, teilweise ausgemauerter giebelgeteilter Blockbau mit Flachsatteldach und drei Giebelschroten, letztes Viertel 18. Jh.; Zuhaus, zweigeschossiger massiver Satteldachbau, Mitte 19. Jh.; Querstadel,
Flachsatteldachbau mit Blockbauteilen, 1. Hälfte 19. Jh.“

Es handelt sich um den ehemaligen Amtshof der alten Hofmark Oberndorf. Deren Herrschaftssitz war die dortige Wasserburg, die nicht mehr vorhanden ist. Das stattliche Bauernhaus stammt aus dem Jahr 1779 und erfuhr im Laufe der Zeit mehrmals Umgestaltungen beziehungsweise Instandsetzungen, zum Beispiel wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in den nun aus Ziegelwänden bestehenden Stall ein böhmisches Gewölbe eingezogen. Aus der Barockzeit erhalten geblieben sind die bestehenden Teile des Holzblocks einschließlich liebevoll ausgeführter Zierelemente sowie einige Innentüren, Fenster, Balkendecken und Bodendielen. Prägend sind die großzügige Flez im Erdgeschoss sowie die ebenso dimensionierte Diele im Obergeschoss. Ziel der aufwendigen Instandsetzung, die noch ein Jahr dauern wird, ist es, den Charme des historischen Bestands zu bewahren. Andererseits soll das Baudenkmal in ein Wohngebäude mit modernem Standard umgestaltet werden. Die Familie von Andreas Baumgartner besitzt den Hof bereits in der elften Generation. „Er stand über 30 Jahre leer“, erzählte Alexandra Baumgartner. Kostenlose Führungen durch die Eigentümer und das Planungsbüro Graßl finden am 10. September von 14 bis 18 Uhr statt.

Historisches Bahngebäude, Plattling

Plattlings Bürgermeister Hans Schmalhofer kommt ins Schwärmen, wenn es um das historische Bahngebäude in seiner Eisenbahnerstadt geht. Zu verdanken hat er das dem Architekturbüro Brunner, das bei dem Termin im Landratsamt Robert Brunner und Andreas Kopp vertraten. 1860 erhielt Plattling, das an der damals fertiggestellten Strecke Regensburg-Passau liegt, einen Bahnanschluss. Vor allem der Zuzug von Bahnbediensteten führte zu einem enormen Bevölkerungsanstieg, weshalb der Markt Plattling 1888 zur Stadt erhoben wurde. Im späten 19. Jahrhundert entstanden im Einzugsbereich Plattlings einige Nebenbahnen. Daher war um 1900 die Erweiterung der Bahnanlagen nötig. Der Einsatz zahlreicher Dampflokomotiven war mit einem enormen Aufwand verbunden. Daher entstand bis 1905 eine große Betriebswerkstätte, die ein Übernachtungs-, ein Verwaltungs- und Reservoirgebäude sowie zwei Rundhallen mit je einer Drehscheibe umfasste (nach 1920 „Bahnbetriebswerk“ bzw. „Bw“). Nachdem 1974 die letzte Dampflok das Bw verlassen hatte, wurde dieses 1986 als Dienststelle aufgelöst.

Im zwischen den beiden Lokschuppen errichteten Verwaltungs- und Reservoirgebäude erhielten die Lokführer ihre Strecken-Betriebsanweisungen und wurden zusammen mit den Heizern einer Maschine zugeteilt.

1986 wurden drei Gebäude des einstigen Plattlinger Bahnbetriebswerkes in die Denkmalliste eingetragen. 2013 erwarb die Stadt Plattling von der DB das etwa 5,5 Hektar große Gelände nördlich der Bahn. 2017 begann man mit der Freiflächengestaltung im „Nordpark“, 2019/20 entstand dort das „Technologie Campus Plattling – Forschungszentrum für Moderne Mobilität“ der TH Deggendorf. Ebenfalls 2020 begann die Stadt mit der Instandsetzung der beiden östlich angrenzenden historischen Backsteingebäude sowie mit der Errichtung eines in Plattling dringend benötigten Bürgersaals. 2023 eröffnete Bürgermeister Hans Schmalhofer den Bürgersaal und das Bürger- und Vereinshaus.
„Es freut mich, dass wir beim Tag des offenen Denkmals dabei sein dürfen. Das ist ein Stück Zeitgeschichte, Industriegeschichte und Bahngeschichte“, lobte er ein Vorzeigeobjekt seiner Stadt. Besichtigungen sind am 10. September von 14 bis 18 Uhr möglich.