Nach Niederlage in Weiden
Lob statt Phantomtor-Frust beim DSC – und die Erkenntnis: Man kann auch mit der „Übermannschaft“ mithalten

27.12.2023 | Stand 27.12.2023, 18:23 Uhr

Drin oder nicht drin? Das ist hier die Frage! Die Bilder bei „sparde-tv“ zeigen jedenfalls deutlich, dass der Puck die rote Linie nicht mit vollem Umfang überschritten hat. Dennoch korrigierten die Schiedsrichter nach Videobeweis ihre Erstentscheidung – zum Nachteil des DSC um Goalie Timo Pielmeier. − Screenshot: Michael Duschl

Wenn der Deggendorfer SC auf die Blue Devils Weiden trifft, dann ist immer Spektakel angesagt: So auch beim jüngsten Duell in der Eishockey Oberliga-Süd, dass die Oberpfälzer denkbar knapp mit 4:3 für sich entscheiden konnten. Für mächtig Wirbel sorgten diesmal aber nicht die Kufencracks auf dem Eis selbst, sondern das Schiedsrichter-Gespann, dass mit einer zweifelhaften Entscheidung für großes Kopfschütteln auf Seiten des DSC sorgte. Obwohl auf den TV-Bildern deutlich zuerkennen ist, dass der Puck nicht mit vollem Umfang die rote Linie überschritten hat, gaben die Referees nach minutenlangem Videostudium das Phantomtor zum 3:1 für den Spitzenreiter.

Es läuft die 33. Spielminute: Die Blue Devils ziehen ihr Überzahlspiel auf. Ein Querpass auf Luca Gläser, der zieht ab und die schwarze Hartgummischeibe bleibt zwischen linkem Pfosten und der linken Fanghand von DSC-Goalie Timo Pielmeier auf der Linie liegen. Die Neutralen um die beiden Hauptschiedsrichter Daniel Harrer und Andreas Gawlik treffen zunächst die On-Ice-Entscheidung „kein Tor“. Dann wird es kurios: Die Entscheidung wird per Video-Analyse überprüft. Dabei gilt: Die Erst-Entscheidung muss im Videostudium klar widerlegt werden. Minutenlang verharren die Schiedsrichter vor dem Monitor, sind sich ihrer Sache offensichtlich nicht mehr ganz sicher. Auf den Rängen der Hans-Schröpf-Arena wird es unruhig, die über 2400 Fans beginnen zu pfeifen, unter den Akteuren wird heftig diskutiert. Deggendorfs Coach Jiří Ehrenberger wird hinterher auf der Pressekonferenz zu Protokoll geben, „dass die Schiedsrichter das Recht haben, so lange zu schauen“. Dann wird die folgenschwere Entscheidung bekannt gegeben – der Schuss (einer von 38 auf Weidener Seite) zählt, der Puck ist hinter der Linie, der Treffer zum 3:1 durch Gläser zählt tatsächlich. Mit Kopfschütteln und Unverständnis reagieren Thomas Greilinger und Co. auf dieses Urteil – es ist aber endgültig. Warum die Schiedsrichter ihre Erstentscheidung korrigierten? – Es bleibt ihr Geheimnis.


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Coach Ehrenberger sieht es später etwas entspannter: „Ein bisschen Enttäuschung ist da, aber es geht ja schon wieder weiter.“ Der erfahrene Trainerfuchs sieht vielmehr eine „passable Partie“ seiner Jungs, denen er „keinen Vorwurf machen kann“. Eine wichtige Erkenntnis im Hinblick auf den weiteren Verlauf und die Playoffs: Dreimal prallten Weiden und Deggendorf bislang in dieser Saison aufeinander. Duell eins ging mit 3:1 an den DSC, im zweiten Vergleich musste man sich daheim in der Festung an der Trat knapp mit 2:3 in der Overtime gegen den souveränen Spitzenreiter geschlagen geben und im aktuell dritten Spiel hatten die Niederbayern die Oberpfälzer erneut auf der Schaufel. Ehrenberger: „Weiden ist nicht ohne Grund die Top-Mannschaft in der Liga und souverän an der Spitze.“ Eine Aussage, die im Hinblick auf die eigene Stärke viel Raum für Interpretation lässt. Zum einen braucht sich der Tabellenzweite (63 Punkte) vor den Blue Devils (74) nicht verstecken, hat in allen drei Begegnungen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man gegen die vermeintliche Übermannschaft der Oberliga Süd mithalten kann.

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt dem DSC ohnehin nicht. Bereits am Donnerstag, 28. Dezember, geht es im „Spiele-Marathon“ rund um die Feiertage und dem Jahreswechsel schon weiter. Ab 18.30 Uhr geht es daheim gegen die Tölzer Löwen, gegen die man in dieser Saison beide Partien gewinnen konnte. Dennoch mahnt Coach Jiří Ehrenberger: „Jedes Spiel ist schwer, hier in Weiden oder daheim gegen Bad Tölz. Wir müssen wieder unsere beste Leistung abrufen.“

Löwenangriff in Deggendorf



Mit zwei Siegen im Rücken – einen davon im fulminanten Oberland-Derby gegen den SC Riessersee – dürften die Spieler von Headcoach Axel Kammerer mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen nach Niederbayern reisen. Tatsächlich konnte man auswärts ebenso eher Punkte einfahren als in der heimischen Hacker-Pschorr-Arena.

Seit dem letzten Vergleich Mitte November – der DSC setzte sich zu Hause mit 3:2 durch – konnten die Oberbayern auf dem Transfermarkt nochmals zuschlagen. Mit Martins Karsums zogen die Verantwortlichen um Geschäftsführer Fabian Schlager einen KHL- und DEL-erfahrenen Angreifer an Land, der den Tölzern mit seinen Scoring-Qualitäten mehr offensive Durchschlagskraft verleihen soll. Diese Rechnung geht aktuell auf, nach sechs Partien steht der olympiaerfahrene Lette bereits bei acht Torbeteiligungen.

Der zuletzt stark kritisierte Topi Piipponen scheint von seinem neuen Reihenkollegen zu profitieren. In den letzten fünf Partien konnte der finnische Importstürmer sieben Scorerpunkte verbuchen und steht somit bei einem Punkt/Spiel.

Mit „lediglich“ einem Langzeitverletzten (Justi Späth) hat man bei den Tölzern wenig Verletzungssorgen. Sein Bruder Mateu weilt aktuell bei der U18-Nationalmannschaft. Ansonsten kann Axel Kammerer in der spielintensiven Weihnachtszeit aus dem Vollen schöpfen.

Bei den Hausherren rund um den spielenden sportlichen Leiter Thomas Greilinger sieht es nicht ganz so rosig aus. Während die Langzeitverletzten Lukas Miculka und Petr Stloukal weiterhin fehlen, gesellten sich in den letzten Spielen Niklas Pill und Antonin Dusek in das DSC-Lazarett hinzu. Ob Benedikt Schopper, der wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist, ins Spielgeschehen eingreifen kann, entscheidet sich kurzfristig.

Wie gewohnt übertragt SpradeTV die Partie ab 18 Uhr.

− red