Deggendorf
Seniorenbeirat schreibt „Brandbrief“ wegen Post

„Offizieller Postschalter“ soll bleiben – Bislang keine Antwort von der zuständigen Postbank

20.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:34 Uhr

Das Postbank-Filiale war für viele Deggendorfer immer noch „die Post“. Am 22. März wird sie geschlossen, Ersatz gibt es keinen. −F.: stg

Der Seniorenbeirat der Stadt hat sich bei Post und Postamt über die geplante Schließung des Deggendorfer „Postamts“ beschwert. Von der Deutschen Post wurde auf die zuständige Postbank verwiesen. Die Postbank wiederum hat bislang nicht geantwortet.

Das Postgebäude gehört schon seit 2015 der Firma Erl, die hier einen Neubau plant. Nachdem sich in der Stadt herumgesprochen hat, dass die Mietverträge in absehbarer Zeit auslaufen, schickte der Seniorenbeirat Ende Dezember seinen Brandbrief an die Konzernzentrale der „Deutsche Post DHL Group“. „Freilich waren die Zusammenhänge etwas unklar“, berichtet die Sprecherin Cornelia Wohlhüter. Der Brief kam aber doch noch an die richtige Adresse: „Wir haben Ihr Anliegen an die verantwortliche Leitung der Postbank weitergeleitet“, schrieb der Pressesprecher der Post-Konzernleitung.

In dem Brief vom 30. Dezember 2022 heißt es: „Mit Entsetzen musste der Seniorenbeirat der Stadt Deggendorf erfahren, dass das Postamt in der großen Kreisstadt Deggendorf geschlossen wird. Stattdessen werden die Serviceleistungen in sog. Partnerfilialen angeboten… Dass sich die Deutsche Post aus einer Stadt mit rund 38000 Einwohnern zurückzieht, hat uns schockiert. Das Postamt in der Mitte der Stadt gehört unserer Meinung nach zur Daseinsfürsorge des Staates. Die Bürger haben u.E. ein Recht auf ein Post-Amt.“

Und weiter schreibt der Seniorenbeirat: „Wir appellieren an Sie, uns zu helfen, damit Deggendorf wieder einen offiziellen Postschalter bekommt, ein Postamt mit Parkplätzen vor der Tür und in dem man nicht nur Briefmarken kaufen, sondern auch seine speziellen Anliegen erledigen kann.“

Zudem verweist der Beirat auch auf die Bedeutung der Postbank: „Viele der Senioren in der Stadt beziehen ihre Rente über die Postbank. Zudem nutzen viele der Asylbewerber, die im Ankerzentrum leben, die Postbank als Möglichkeit, Geld aus ihrer Heimat zu beziehen. Es ist kaum vorstellbar, dass man künftig seine Geldgeschäfte in einer ,Partnerfiliale‘ abwickelt.“

Von der Postbank, die eine Tochter der Deutschen Bank ist, hat der Seniorenbeirat noch nichts gehört, berichtet Cornelia Wohlhüter. Per Pressemitteilung wurde vorige Woche ein konkreter Termin für die Schließung bekanntgegeben: 22. März. Die Postbank verwies ihre Kunden auf die nächsten Filialen in Plattling und Straubing.

Zur Forderung des Seniorenbeirats nach einem „Postamt“ für Deggendorf ist freilich anzumerken, dass diese eher um Jahrzehnte als um Jahre zu spät kommt. Nach der 1995 abgeschlossenen Privatisierung ersetze die Post in einem ersten Schritt die Filialen in kleineren Orten durch Agenturen in Supermärkten oder Schreibwarengeschäften. Vor gut 15 Jahren kamen dann deutschlandweit auch die Filialen in den Städten an die Reihe: Sie wurden zu „Postbank-Finanzcentern“, die freilich weiterhin Postdienstleistungen anboten. Die Postbank gehörte damals noch der Post – was sich aber schnell änderte. In mehrere Schritten wurde sie an die Deutsche Bank verkauft, seit 2015 ist die Postbank deren hundertprozentige Tochter. Weil sich an den Räumlichkeiten und am Angebot nichts geändert hatte, fiel es in Deggendorf nicht auf, dass aus dem „Postamt“ längst eine Bankfiliale geworden war.

− stg