Plattling
Segen zum Mitnehmen: Vikare geben Reisenden am Bahnhof gute Wünsche mit auf den Weg

01.11.2023 | Stand 01.11.2023, 5:00 Uhr
Amelie Kaiser

Dominik Dylong, Nico Auer und Luca Paukner machen zwischen Skatepark, Jugendtreff und Yormas Station bei Vikar Ralph Natschke-Scherm und drehen am Rad. − Foto: Kaiser

Eine kleine Traube an Menschen steht vor einem bunten Glücksrad am Gleis eins des Bahnhofs, während andere gehetzt zu ihrem Zug rennen. Auf jeder Zahl hängt eine Packung Gummibärchen mit einem kleinen Zettel. Was zunächst aussieht wie ein Glücksspiel, entpuppt sich als die Aktion Reisesegen der evangelischen Kirchengemeinde, die Vikar Ralph Natschke-Scherm aus Plattling, Vikar Daniel Kuß aus München, Vikarin Bianka Babucke aus Regensburg und ein paar ehrenamtliche Helfer organisiert haben und am Freitagnachmittag zusammen umsetzen.

„Die Idee ist, dass wir die Kirche rausbringen und Segen als eine Art guten Wunsch und etwas Süßes in das Wochenende mitgeben“, sagt Natschke-Scherm. Für ihn ist es die erste Aktion dieser Art. „Für Plattling ist der Bahnhof ein sehr wichtiger Ort, schließlich hat sich die Stadt um ihn herum entwickelt“, erklärt der Vikar die Ortswahl. Zudem würden gute Wünsche und Reisen Hand in Hand gehen. „Wir suchen das Gespräch. Wir spenden gerne Trost, hören zu und sprechen über die Kirche und den Glauben.“ Besonders rührend sei eine Passantin gewesen, die auf die Aktion hin „Genau das kann ich jetzt gebrauchen“ geantwortet hätte, sagt Kuß.

Die Reaktionen seien überwiegend positiv. „Gerade die Gummibärchen sind bei den Teenies sehr beliebt.“ Die ein oder andere Gruppe schaut öfters vorbei, weil die Ferien gerade gestartet sind. Drei Jungs kennen Vikar Natschke-Scherm auch schon aus der Schule. Dominik Dylong, Nico Auer und Luca Paukner sind zwischen dem Skatepark, Jugendtreff und Yormas unterwegs. Eine Süßigkeit kommt ihnen dabei sehr gelegen. Der beliebteste Segen ist der Chill-Segen, der eine Zeit voller Ruhe und Entspannung wünscht.

Manche ignorieren die Aktion allerdings gekonnt und machen einen großen Bogen um das Trio, oder wimmeln sie ab. „Ne lassen Sie das mal. Ich bin schon ausgetreten“, sagt ein Passant laut im Vorbeigehen. „Wurscht, Kirche ist Kirche“, tönt es von der gegenüberliegenden Seite. Die zwei Vikare und die Vikarin können sich ein Grinsen nicht verkneifen und antworten „Amen“ auf die kleine Interaktion der beiden Passanten. Sie bleiben stets gut gelaunt und gehen offen auf die Menschen zu. „Wollen Sie einen guten Wunsch und etwas Süßes in das Wochenende mitnehmen?“, ist dabei die einleitende Frage. Wenn es bei einem Mal am Rad drehen, etwas Süßes mitnehmen und weitergehen bleibt, ist das auch kein Problem.

„Verletzte der Kirche“, die die Vikare ansprechen, seien hin und wieder auch dabei. „Wir möchten zusammen vermitteln, dass die Kirche grundsätzlich jedem offensteht. Dort sind Menschen, die mit einem sind und fühlen, die das Leben und die Liebe feiern“, sagt Kuß. Der Vikar war auch auf dem Christopher Street Day in München dabei und hat den Menschen dort gut zugesprochen.