Plattling
St. Michael: Das Leiden Jesu auf Jute

18.02.2021 | Stand 18.09.2023, 5:17 Uhr
Lisa Meier

Begeistert zeigen sich Dekan Josef K. Geismar (l.) und Kirchenpfleger Josef Grimm (r.) von den Passionsszenen des Künstlers Herbert Muckenschnabl (Mitte). −Foto: Meier

Das 50-jährige Bestehen der Pfarrkirche St. Michael ist am Aschermittwoch mit dem Beginn einer Ausstellung des Künstlers Herbert Muckenschnabl eröffnet worden. Die zwölf Passionsszenen in schwarzer Ölfarbe auf ein Meter breiten und zweieinhalb Meter hohen Jutebahnen waren schon im vergangenen Jahr in St. Michael zu bestaunen.

"Meine Auseinandersetzung mit religiösen Themen ist nicht neu", sagt der ehemalige Musiklehrer und Kunsterzieher, der unter anderem Kirchenmusik studiert hat. Bereits seit 1980 lässt Muckenschnabl regelmäßig Bilder zu verschiedenen Themen des Alten und Neuen Testaments entstehen. Den Anstoß dazu hat ein ehemaliger Studienkollege gegeben, der den Künstler gefragt hat, ob er in der Kirche St. Wolfgang in Regensburg eine Installation für die Dauer der Fastenzeit machen könnte. Muckenschnabl hat zugesagt und es bis heute nicht bereut.

Vorbereitung: Reichlich lesen und Skizzen anfertigen

Für eine solche Aufgabe lese man zuerst darüber, in der Bibel oder in Kunstbüchern, lässt der Künstler am Mittwoch wissen, als er die gemalte Leidensgeschichte Christi in der Pfarrkirche anbringt. Nach dem Einlesen folgen Skizzen über Skizzen, die die Vorstufe zur Zielsetzung sind. Wichtig sei auch die Beschäftigung mit dem auszustattenden Kirchenraum. Denn die räumlichen Gegebenheiten diktierten vieles, was für die Umsetzung und die endgültige Aussage wichtig sei. Die Stilrichtung einer Barockkirche eigne sich in der Regel weniger – hingegen ein Gotteshaus wie St. Michael, modern, nüchtern, streng und doch aussagekräftig, sei nahezu ideal, wie Muckenschnabl erläutert. Die räumlichen Möglichkeiten entscheiden über die Größe der Bilder. Bei dem Werk über dem Altar mit einer Höhe von drei Metern sei der Künstler schon nahe an der Grenze des Möglichen gewesen.

Für seine Bilder der Passion verwendet der Künstler ausschließlich schwarze, stark verdünnte Ölfarbe, die von der unbehandelten Jute aufgesaugt wird. Diese Wirkung sei am besten geeignet, die Ernsthaftigkeit der Themeninhalte dem Betrachter zu vermitteln. Die Jute mit ihrer rauen Oberfläche als Maluntergrund erinnere zudem an die Art der Bekleidung der Menschen in biblischer Zeit.

Die Entwürfe zu den verschiedenen Szenen sind im November 2012 entstanden. Im Januar darauf hat Muckenschnabl acht ausgewählt und großformatig umgesetzt. In der jeweiligen Fastenzeit sind diese dann in Regensburg, Haselbach und Tiefenbach zur meditativen Begleitung der Gläubigen gezeigt worden. 2015 hat er mit dem "Einzug in Jerusalem", der "Tempelreinigung", der "Fußwaschung" und der "Gefangennahme" weitere vier Szenen hinzugefügt. Die zwölf Werke können während der Fastenzeit in der Pfarrkirche St. Michael besichtigt werden.

Kunstwerke passen farblich zur Kirche

Begeistert zeigen sich Dekan und Stadtpfarrer Josef K. Geismar und Kirchenpfleger Josef Grimm von der Harmonie, welche die hellbraunen Jutebahnen mit den schwarzen Motiven, zwischen den hellbraunen Heiligenfiguren und schwarzen Kerzenhaltern in das Gotteshaus bringen. "Leider können wir aufgrund der Pandemie keine Vernissage abhalten", bedauert der Dekan. Trotzdem hofft er, dass viele Gläubige in die Kirche kommen, um die Passionsszenen auf sich wirken zu lassen.

Im Übrigen lädt Geismar alle Gläubigen zu den meditativen Gottesdiensten unter dem Motto "Musik und Meditation" ein. Diese finden am morgigen Freitag, am 12. März und am 19. März sowie das letzte Mal am Dienstag, 30. März, jeweils um 19 Uhr, statt.