Mit Fingerfertigkeit und Humor
Pianistin Hildegard Schwammberger fasziniert ihr Publikum

26.10.2023 | Stand 26.10.2023, 17:00 Uhr
Amelie Kaiser

Hildegard Schwammberger am Flügel: Sie bereitete den Gästen einen besonderen Abend. − F.: Amelie Kaiser

Finger fliegen mit Präzision über die schwarzen und weißen Tasten des Salonflügels im Bürgerspital. Rund 100 Augenpaare blicken aus der Dunkelheit auf die hell erleuchtete Bühne. Ein letzter fulminanter Akkord der Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt, die Hände hoch über den Tasten erhoben – plötzlich Stille. Dann beginnt der gebührende Applaus und beendet diesen besonderen musikalischen Abend. „Sie hat mich so fasziniert! Die Finger!“, sagt eine begeisterte Zuhörerin zu ihrer Freundin.

Die gelobte Pianistin ist Hildegard Schwammberger, die wiederholt ein Benefizkonzert zu Gunsten des Tierschutzvereins Deggendorf zum Besten gibt. Seit 1967 führt sie Klaviersoloabende und Klavierkonzerte mit Orchestern auf, lernte an der renommierten Folkwang-Hochschule Essen, studierte als Stipendiatin in Wien, anschließend in München und unterrichtete seit ihrem 37. Lebensjahr als Klavierpädagogin und Korrepetitorin an der Berufsfachschule für Musik Plattling.

Sechs Werke, hauptsächlich aus der Klassik und Romantik, zwei selbst komponierte Stücke und eine Zugabe lässt die 73-Jährige am Dienstagabend erklingen. „Da kommt man mal wieder zum Üben und es ist etwas Druck da – das brauche ich“, scherzt sie. Das Konzert sei eigentlich mit mehreren Schülern der Berufsfachschule geplant gewesen. Geblieben ist Geigenspieler Jacob Friede, den das Publikum mit umso größerem Applaus begrüßt. Zusammen mit der Pianistin eröffnet er den Abend mit dem Concertino op.15 von Ferdinand Küchler. Souverän trägt er die Melodien, die an den Stil von Antonio Vivaldi angelehnt sind, vor. Das Fundament des Klaviers stützt die filigranen Läufe des Streichinstruments. Das gute Zusammenspiel zeigt sich auch in der Bagatelle für Violine und Klavier, die Schwammberger selbst komponiert hat. „So, dann ist der Jacob erstmal entlassen“, verabschiedet die Pianistin den Schüler.

Die Ballade von 1963 hat Schwammberger ebenfalls selbst geschrieben. „Ich habe sie mit zwölf Jahren komponiert und mit 14 an der Folkwang Hochschule vorgespielt“, sagt sie stolz. Flotte Läufe, gefolgt von Akkorden tönen durch den Raum. Geschickte Staccato-Melodien spielt Schwammberger mit links. Ihre linke Hand springt flink über die Tasten, während die rechte Hand zur Abwechslung mit Akkorden begleitet. In den meisten Werken ist die Rollenverteilung der Hände genau andersherum. Es folgen La Zingara von Joseph Ascher, ein Werk ohne verkäufliche Noten, geprägt von schillernd-fröhlichen Trillern, das virtuose Gitanerias von Ernesto Lecuona, bei dem Schwammberger sichtlich Spaß hat, und Perpetuum mobile von Carl Maria von Weber. Auch letzteres Werk ist virtuos, weil es der letzte Satz der Klaviersonate und entsprechend ein Finale für sich ist. Steigernde Motive jagen sich, crescendieren und enden in einen vollen Abschlussakkord, der das Publikum begeistert applaudieren lässt.

„Das Programm ist nicht so lang, aber dafür umso schwerer“, moderiert Schwammberger den Anfang der Pause. „Machen wir’s kurz und schmerzlos.“ Bestens unterhalten gehen die Zuhörer, unter ihnen auch Berufsschulleiterin Artmeier, in die Pause.

Im zweiten Teil des Programms spielt sie den ersten und dritten Satz des Klavierkonzerts Kirchenverzeichnis 271 in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Vor wenigen Tagen hat Schwammberger das gesamte Werk mit dem Niederbayerischen Ärzteorchester aufgeführt. Die gesanglich wirkende, klassische Mozart-Motivik findet Gefallen bei den Zuhörern.

Abschließend hat Schwammberger von ihrem Lieblingskomponisten Franz Liszt die Ungarische Rhapsodie Nr.14 in f-moll ausgewählt. Mit dem Salonflügel vollständig geöffnet, wiegt sie sich gefühlvoll zu und von den Tasten weg. Pausen sind nicht einfache Stille, sondern mit Spannung gefüllte Zeitpunkte, in denen man bis zum Schluss erwartungsvoll innehält, wie es wohl weitergeht.

„Das Konzert hat viel Spaß gemacht“, strahlt Schwammberger. Gegen 21 Uhr geht der schöne, musikalische Abend vorüber und die Gäste verlassen den Saal in die regnerische Nacht.