Stadthalle Osterhofen
Theater über Cybermobbing: Einmal im Netz, immer im Netz

Theatergruppe „Eukitea“ führt das Stück „I like you“ auf

10.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:11 Uhr

Die Theatergruppe „Eukitea“ hat am Mittwoch in der Stadthalle ihr Stück „I like you“ aufgeführt. Das Theater soll präventiv gegen Cybermobbing helfen. Die Schauspieler Bruno Markov (v.l.), Hannes Langanky und Josephine Volk stellten die Charaktere dar. −Foto: Heiß

294.665 Straftaten im Internet hat die Polizei laut Statista im vergangenen Jahr verfolgt. Fast zwei Drittel der User haben bereits Erfahrung mit Cybermobbing gemacht, jeder fünfte Täter war schon selbst Opfer. In Osterhofen kam das Thema auf die Theaterbühne.





Von den Betroffenen haben 18 Prozent bereits Selbstmordgedanken gehabt, weil sie im Netz gemobbt wurden. Diese Zahlen zeigen die Wichtigkeit des Theaters der Gruppe „Eukitea“. Das Schauspiel, das am Mittwoch in der Statthalle vorgeführt wurde, behandelt das Thema präventiv.

Das Stück „I like you“ handelt von einer gescheiterten Beziehung, deren Ende zum Mobbing von einem der Beteiligten führt. Möglich geworden ist die Aufführung durch die finanzielle Unterstützung des Kinderschutzbundes Osterhofen in Verbindung mit den Jugendsozialarbeiterinnen der Mittelschule Osterhofen und des Sonderpädagogischen Förderzentrums Schöllnach-Osterhofen. Im Anschluss an das Theaterstück fand eine kurze Diskussion mit den Schauspielern zum Thema statt.

„Wichtiges Thema für alle Altersstufen“

Etwa 50 Eltern der Mittelschüler fanden den Weg zur Aufführung, am Vormittag war das Stück bereits für einige Klassen aufgeführt worden. „Das Theater behandelt ein allgemein wichtiges Thema für alle Altersstufen“, erklärt die Sozialpädagogin des Förderzentrums Lisa-Marie Fritz. Es soll Schüler und deren Eltern für die Internetnutzung und den damit verbundenen Umgang mit Cybermobbing sensibilisieren. Außerdem fanden am Tag darauf Workshops für die Schüler zum Thema des Theaters statt, in denen sie auch Nachbereitungsmaterial erhalten haben. Für die Umsetzung haben sich Mittelschule und Förderzentrum zusammengeschlossen, denn: „Das Theater und die Workshops sind sehr kostspielig“, erklärt die Sozialpädagogin der Mittelschule, Nadine Wimbauer. Beide dankten dem Kinderschutzbund für die finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung.

Eltern, Lehrer und auch ein paar Schüler warteten gespannt auf den Start der Aufführung: In roten, grünen und blauen Pullovern betraten die drei Schauspieler die Bühne. Als Requisiten benötigten die Darsteller Josephine Volk, Bruno Markov und Hannes Langanky lediglich drei Bürostühle – und verschiedene Kopfbedeckungen. Jeder der Schauspieler verkörperte im Stück zwei Charaktere.

Das Schauspiel handelt von den drei Freunden Luke, Felix und Sammy, die gerne ihre Nachmittage zusammen verbringen. Als Luke und Sammy merken, dass sie beide etwas für den anderen empfinden, entwickelt sich eine Beziehung. Nach drei Monaten macht sich Sammy Sorgen, denn Luke meldet sich nicht mehr bei ihr. Ihre Freundin drängt sie dazu, ein Treffen im Kino zu vereinbaren. Dem stimmt Luke zu, doch dort platzt es aus ihm heraus: „Ich mache Schluss!“

Liken, Teilen, Screenshots

Gekränkt trifft Sammy einen folgenschweren Entschluss und stellt ein peinliches Foto von Luke ins Internet. Ein Freund von ihr schafft darauf sogar die eigene Internetseite „LittleLuke“, die schnell hohe Klickzahlen erreicht. 400 nach dem ersten Tag, 1000 nach drei Tagen. Was einmal im Netz ist, bleibt für immer im Netz: Liken, Teilen, Screenshots – Internetnutzer kennen das Spiel. „Wie dumm kann man sein, so ein Bild zu versenden“, fragen Täterin und deren Freunde. Luke hat Glück einen Freund wie Felix zu haben, der auch zu ihm steht und sich sorgt, als er vom Rest der Schule nur noch ausgelacht, gar verspottet wird. „Das ist echt nicht mehr witzig.“ Er bittet Sammy das Bild zu löschen, als es längst zu spät ist. Die entgegnet etwas verärgert, auf wessen Seite er denn eigentlich stehe.

Die nächste Szene stellte die Anonymität des Internets dar: Das Gesicht mit Sturmhauben verdeckt, verfolgen die Internetnutzer den hilflosen Luke. Treiben ihn so in die Enge. Die Schauspieler verlassen dafür die Bühne, um zu zeigen, wie sie ihm auf Schritt und Tritt folgen. Das Ergebnis? Luke traut sich nicht mehr nach draußen, nicht einmal die Schule besucht er noch. Sein einzig verbliebener Freund Felix meldet die Internetseite – doch nichts passiert. „Du und deine dumme Seite habt alles kaputt gemacht“, wirft er Sammy vor.

„Ich hatte Tränen in den Augen“

Felix ist es auch, der so lange auf Sammy einredet, bis sie ihren Fehler einsieht. Sie ruft bei Luke an, um sich zu entschuldigen: Der sitzt zuhause, weint und kann beim Telefonat kaum sprechen. „Es tut mir leid“, entschuldigt sich Sammy. Die beiden reden über das Geschehene und Luke entschließt sich, am nächsten Tag wieder die Schule zu besuchen.

Im Anschluss konnten die Zuschauer ihre Meinung zum Stück und ihre Erfahrungen mit dem Thema Cybermobbing äußern. „Ich hatte Tränen in den Augen“, sagte eine Zuschauerin. Die Schauspielerin Josephine Volk erklärte, dass das Stück auf einer wahren Begebenheit beruht.

Der anwesende Polizeioberkommissar Patrick Fischer von der Polizei Plattling erklärte, dass es kaum Anzeigen im Bereich Cybermobbing gebe. Der Grund: „Die Betroffenen schämen sich meist.“ Hauptsächlich seien die Eltern für den richtigen Umgang ihrer Kinder mit dem Smartphone und dem Internet verantwortlich. Er lobte die Darstellung des Theaters, obwohl das Thema sehr sensibel ist. Den anerkennenden Worten schloss sich die Vorsitzende des Kinderschutzbund Osterhofen, Brigitte Treichl, an: „Das Stück war nah an den Kindern und wir haben es keinesfalls bereut, ,Eukitea‘ wieder nach Osterhofen zu holen.“ Das Theater sei eine präventive Maßnahme im Umgang mit Cybermobbing und Internetkriminalität. Die drei Schauspieler hätten dafür die richtige Sprache gefunden.

Der Rektor der Mittelschule, Christian Kröll, und Franz Rager, Konrektor des Förderzentrums, bedankten sich herzlich bei allen Beteiligten. „Das Stück hat ein tagesaktuelles Thema behandelt“, so Kröll. Er hätte sich erhofft, dass noch mehr Eltern zur Vorstellung gekommen wären.

Workshops an der Schule behandeln Cybermobbing

Am Tag nach der Aufführung konnten die Schüler mit Hilfe von Workshops noch mehr zum Thema Cybermobbing lernen. Es wurden die Momente gezeigt, in denen noch rechtzeitig eingegriffen werden kann. „Wir haben noch einmal darauf aufmerksam gemacht, wie gefährliche Situationen zu erkennen sind“, erklärt Sozialpädagogin Nadine Wimbauer. Zudem seien die Anlaufstellen bei Problemen durch Mobbing im Internet aufgezeigt worden: Die Familie, Freunde, Sozialarbeiter oder die Polizei helfen.

− hef