Künzing
Gemeinderat berät über Optimierung: "Kläranlage hält keine 20 Jahre mehr"

16.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:48 Uhr

Im Dunkeln: Das Licht war im Sitzungssaal ausgefallen, weshalb der erste Teil ohne Beleuchtung stattfinden musste. Ein Techniker kam zu Hilfe und behob während der Sitzung das Problem. −Foto: Heiß

Lange Diskussionen hat es am Montag in der Gemeinderatssitzung vor allem über ein Thema gegeben: Die Kläranlage in Künzing muss optimiert werden, was mit hohen Kosten verbunden wäre.

Künzing spart auch während der Gemeinderatssitzung Energie, denn: Im neuen Mehrzwecksaal war vor Beginn der Sitzung das Licht ausgefallen. Deshalb fand die Präsentation von Dr. Verena Rehbein großteils im Dunkeln statt. Die Ingenieurin von der Coplan AG aus Eggenfelden verdeutlichte den Gemeinderäten mit ihrer Einschätzung zur Kläranlage, wo dringender Handlungsbedarf besteht.

In ihrer Grafik zum Verfahrensschema der Anlage zeigte sie die Problemfelder: Der Rückstau von Hochwasser, die Verstopfung der Zulaufhebewerke im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz, Bildung von Schwimm- und Blähschlamm aufgrund von zu wenig Sauerstoff, der häufige Ausfall wichtiger Aggregate und den damit verbundenen Reparatur- und Wartungsaufwand.

Gebläse muss unbedingt ausgetauscht werden

Das größte Problem der Künzinger Kläranlage sieht Rehbein im Gebläse der Anlage. Es seien größere hydraulische Leistungen erforderlich, da die Gebläsekapazität aktuell nicht ausreiche. Vor allem bei höheren Temperaturen sei es möglich, dass sich dadurch der Sauerstoffgehalt des Wassers verschlechtere. Am besten solle das Gebläse samt Redundanz erneuert werden. "Wenn das Gebläse ausfällt steht die Anlage still", erklärte Mitarbeiter Matthias Funk.

Rehbein informierte, dass sich Künzing beim Energieverbrauch im Vergleich zu Anlagen gleicher Größe im oberen Drittel befinde. Am meisten Energie werde für die Belüftung benötigt. In ihrer Bemessung stellte die Firma bei der Bewertung des Belebungsbeckens fest, dass die Belüftung im Ist- als auch im Prognosezustand nicht ausreichend sei. Außerdem wird in der Kläranlage viel Energie benötigt, da sich darin zwei Hebewerke befinden. "Hier reicht auch eins, wenn umgebaut wurde."

Kosten bis zu 5 Millionen Euro

Dr. Verena Rehbein bemängelte in ihrer Analyse auch den unzureichenden Hochwasserschutz des Klärwerks. "Bei einem 100-jährlichen Hochwasser würde die Anlage außer Betrieb gehen", betonte sie. Durch die Verbesserung von Abflüssen könne das Problem behoben werden.

Nach der Vorstellung der Kosten für den Umbau der Kläranlage wurde es ruhig im Sitzungssaal: Insgesamt könnten die Baumaßnahmen bis zu 5 Millionen Euro kosten, bestenfalls 3 Millionen Euro. Der Gemeinderat war sich einig, dass diese Kosten nur schrittweise zu stemmen seien. "So schlecht ist die Anlage gar nicht, die Becken sind ausreichend", begann Bürgermeister Siegfried Lobmeier die Diskussion über das weitere Vorgehen. Dem entgegnete Rehbein, dass mit den vorhandenen Aggregaten der Betrieb "keine 20 Jahre mehr stattfinden kann". Sie verstand das Problem der Gemeinde, dass die Umbauten aus finanziellen Gründen nur schrittweise möglich sind. "Die Erlaubnis zum Betrieb haben wir bis zum 31. Dezember 2027", so der Bürgermeister. Er betonte, dass man sich mit der vorliegenden Studie auseinander setzen müsse.

"Was ist die beste Reihenfolge für den Umbau, was hat Priorität?", fragte Thomas Erndl. Rehbein erklärte, dass der Hochwasserschutz nicht nur die Kläranlage betreffe. Dieser stelle mit bis zu 2,6 Millionen Euro auch den größten Kostenfaktor dar. "Wenn wir die Energieeffizienz und die Betriebssicherheit priorisieren, muss als Erstes das Gebläse erneuert werden", erklärte Rehbein. Die Kosten für ein neues Gebläse und einen neuen Belüfter schätzte die Ingenieurin auf 230000 bis 450000 Euro. Franz Ameres fragte, "ob beim Grobrechen auch eine Reparatur ausreicht?" Rehbein verneinte, denn: "Durch den neuen Grobrechen kann an anderer Stelle gespart werden."

Durch die Erneuerung der Anlage ist es möglich, den Energieverbrauch um die Hälfte zu senken. "Die Hauptmusik spielt in den Gebläsen", wusste Matthias Funk. Herbert Lauerer hatte nach der Höhe der Einsparung gefragt. "Die Gebläse bringen mehr Einsparung als die Pumpwerke, aber die sind für die Sicherheit zuständig", so Rehbein. Die Anlage stehe still, wenn das Gebläse kaputt geht. "Dann haben sie wirklich ein Problem", betonte Funk.

"Bei vielen Sachen müssen wir uns nicht mehr fragen, wie lange sie laufen, sondern wann sie kaputt gehen."

Auch der Leiter der Kläranlage, Florian Fröhler, wurde nach seiner Meinung zum aktuellen Zustand des Werks gefragt. Seine Antwort: "Bei vielen Sachen müssen wir uns nicht mehr fragen, wie lange sie laufen, sondern wann sie kaputt gehen." Matthias Funk lobte Fröhler, denn "ohne seine gute Arbeit würde eine Anlage mit einem 25 Jahre alten Gebläse als Herzstück nicht mehr so gut funktionieren." Man merke, dass die Jahre kommen, in denen alles schrittweise kaputt gehe, so Fröhler.

Durch die hohe Kosteneinsparung entschied sich der Gemeinderat, den verbesserten Hochwasserschutz vorerst nicht umzusetzen. Der Beschluss beinhaltete den Wortlaut, dass der Umbau des Gebläses und der verbesserte Zulauf Priorität haben – der Rest soll schrittweise geschehen. Bürgermeister Siegfried Lobmeier bedankte sich bei Dr. Verena Rehbein, dass "sie der Gemeinde die Augen geöffnet hat".

− hef