Deggendorf
Musical: Der „Kleine Prinz“ zwischen Wüste und Weltall

30.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:29 Uhr
Josefine Eichwald

Die Musik eingängig, eine Inszenierung fürs Auge: Szenenbild aus dem „kleinen Prinzen“-Musical mit prächtigen Kostümen und viel bildhafter Symbolik, das dank der Multi-Media-Animationen Traumwelten eröffnete. −Foto: Eichwald

Von Josefine Eichwald

Es sind hauptsächlich die phantastischen 3D-Animationen von Daniel Stryjecki, die dem Musical von Deborah Sasson (Musik) und Jochen Sautter (Libretto und Liedtexte) den wunderbaren Zauber und die Poesie verleihen, die der 1943 entstandenen Geschichte von Antoine de Saint Exupéry um den „Kleinen Prinzen“ anhängen.

Der polnische Choreograph, Tänzer und Videokünstler entführte mit einem Feuerwerk an kreativ-visuellen Ideen und mit spektakulären Weltraum –und malerischen Landschaftskulissen in die Welt einer ausgeklügelten Multi-Media-Phantasie. Am Schluss strahlte der Stern, der Planet B 612 mit den drei Vulkanen und der vom Prinzen gehegten Rose, besonders hell; ein knappes Drittel der Besucher in der nahezu ausverkauften Deggendorfer Stadthalle ließ sich nach der (mit Pause) gut zweistündigen Aufführung zu Standing Ovations hinreißen, der Rest applaudierte kräftig.

Zweifellos, die zwölf Akteure, die vielfach in mehrere Rollen schlüpfen, machen ihre Sache vom künstlerischen Handwerk her gut. Als liebreizend erweist sich die Rose, als raffiniert die Schlange, die mit akrobatischen Windungen faszinierte und als schlau zeigte sich der Fuchs, der dem kleinen Prinzen erklärte, was „zähmen“ bedeutet und de berühmte Weisheit „man sieht nur mit dem Herzen gut“ vermittelte.

Es ist eine Hommage an den Autor, dass dem kanadisch-stämmigen Erzähler und Piloten (Benoit Pitre), auf den der kleine Prinz (Moritz Bierbaum, an einzelnen Terminen auch Anna Friederike Wolf) in der Wüste trifft, ein charmanter französischer Akzent anhaftet. Die einzelnen Episoden reihen sich geschickt aneinander und sind mit einfach-einprägsamer bildhafter Symbolik versehen; so wird der Säufer von einem Seil hin- und hergezogen, an dem mehrere Flaschen baumeln, und für den Eitlen wird ein Spiegel aufgestellt.

Die Kompositionen von Sasson gestalten sich als abwechslungsreich zwischen pompöser Marschmusik für den König und orientalischen Klängen für die Schlange, und sind absolut eingängig.

In der Inszenierung von Sasson/Sautter ist der „Kleine Prinz“ leider kein Darsteller „zum Anfassen“, er bleibt sphärisch entrückt, sein Staunen in den Begegnungen mit dem schrulligen Geographen oder dem dominanten König, der Gehorsam von seinem Untertan verlangt , wird bei der Suche nach einem Freund, wenig deutlich; seinem Agieren fehlt die Lebendigkeit. Umso überzeugender ist die Stimme, was beispielsweise in Beiträgen wie „Der kleine Planet“ oder in anrührender Weise bei „Mal mir ein Schaf“ zum Ausdruck kommt.

Solch kecke Szenen wie mit dem pfiffigen Laternenanzünder wünscht man sich der Dynamik wegen öfter, ausdrucksstark geriet auch das Ballett der tanzenden Rosen, die eine Verschmelzung von Bild und Körpern suggerieren – es entführte in Traumwelten.

Mittels transparenter Vorhänge eröffneten sich dem Zuschauer verschiedene Ebenen. In anderen Passagen spannte sich der Bogen von einem rasanten Flug durch die Galaxis bis hin zu überdimensionalen Adlerschwingen, die sich auf dem Rücken des kleinen Prinzen formierten.

Als Programm für die ganze Familie war die Aufführung angekündigt: Ein teurer Spaß, – etwa bei guten Sitzplatzkarten in den vorderen Parkettreihen mit rund 60 Euro für Erwachsene und 50 Euro für Kinder. Ein Programm mit der Auflistung der Darsteller und näheren Künstlerinfos, das auch eine CD beinhaltete, gab es für zehn Euro.