Auerbach
Mit einem Landjugendball fing alles an

Seit 20 Jahren bietet die Kleinkunstbühne Auerbach der Kultur einen festen Platz

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:06 Uhr

Das Plakat der allerersten Veranstaltung gibt es noch. Damals konnten Organisator Andreas Hackl (l.) und Wirt Robert Pichlmaier noch nicht ahnen, wofür ein Fest der Landjugend den Startschuss geben sollte. −Fotos: Stefan Schmidbauer

„Los ging alles im Jahr 2003“, erinnert sich Andreas Hackl. „Ich war damals Jugendbeauftragter der Gemeinde Auerbach. Auf dem Programm standen 50 Jahre Landjugend Auerbach und im Raum die Frage ,Was machen wir denn?‘“ Die Idee, einen Tanz zu veranstalten wurde verworfen, das Engagement einer Kabarettgruppe aus dem Rottal funktionierte auch nicht. „Da sind meine Frau und ich auf Runding reingefahren, zur Liederbühne Robinson. Das war damals die Bühne für den Bayerischen Wald, wo die ganzen Künstler aufgetreten sind“, erzählt Hackl. Gemeinsam schauen sich die beiden die damals noch junge Gruppe „Da Huawa, da Meier und I“ an und können die Jungs für Auerbach gewinnen. Eine hervorragende Idee, wie sich zeigt. Das Landjugendfest in Auerbach – ein voller Erfolg: „Die Bude war voll und es ging bis 4 Uhr früh.“ Kurzerhand hängen „Da Huawa, da Meier und I“ noch zwei weitere Auftritte an ihr Gastspiel – jedes mal ausverkauft. Rückblickend war das die Geburtsstunde der Kleinkunstbühne Auerbach im Strassersaal im Gasthaus „Zur Säge“. Nach dem erfolgreichen Abend reift bei Andreas Hackl und den Wirtsleuten Sabine Strasser und Robert Pichlmaier schnell der Gedanke, in dieser Schiene weiterzumachen. Der Strassersaal bietet dafür die idealen Voraussetzungen.

Das war nicht immer so, erzählt Sabine Strasser. 1983 hatte ihr Vater Gerhard das Anwesen übernommen und zwei Jahre später mit dem Wirtshaus begonnen, das er 2003 an sie und ihren Lebensgefährten Robert Pichlmaier übergeben hat. Der Saal, in dem sich heute Künstler aus nah und fern die Klinke in die Hand geben, war zuvor das Lager der örtlichen Raiffeisen und wurde erst nach und nach in den heutigen Zustand ausgebaut. Das für das Wirtshaus namensgebende Sägewerk war übrigens noch bis letztes Jahr in Betrieb. Bevor die Kultur Einzug hielt, diente der Saal als Weinstadl für Hochzeiten und Vereinsveranstaltungen. Erst später kam die Bühne, auf der heute Musik und Kabarett zuhause sind.

Rund 300 Veranstaltungen dürften es bis heute gewesen sein, schätzt Wirt Robert Pichlmaier. Darunter so klangvolle Namen wie Lizzy Aumeier, Wolfgang Krebs, Michl Müller, die Raith-Schwestern und der Blaimer, Sebastian Reich mit seiner Amanda und viele, viele mehr. Einen ganz besonderen Platz unter all den Künstlern aber nimmt Django Asül ein. Der Hengersberger Kabarettist nutzt die Kleinkunstbühne Auerbach nämlich regelmäßig, um seine neuen Programme zu testen. „Wenn es in Auerbach funktioniert, dann funktioniert es überall“, so Asüls Erfahrung. Aus diesem Grund gibt er die Vorpremiere auch immer gleich an zwei Abenden. „Es kann sein, dass Django zwischen diesen beiden Auftritten das Programm nochmal komplett umkrempelt“, verrät Wirt Robert Pichlmaier. Überhaupt sei Asül ein sehr unkomplizierter Künstler: „Er will immer nur die kleine Bühne, einen Strahler und eine Tasse Pfefferminztee – mehr braucht er nicht“, lacht Pichlmaier. So geht das nun seit rund zehn Jahren. Dabei hätte der Hengersberger eigentlich Probleme, die Voraussetzungen für ein Gastspiel zu erfüllen. „Wer auf der Auerbacher Kleinkunstbühne auftreten will, muss singen können, ein Instrument beherrschen und darf nicht aufs Maul Gefallen sein“, lacht Pichlmaier, „nun ja, zumindest das letzte trifft auf den Django zu.“ Dass die Erlöse der Vorpremieren der Grund- und Mittelschule Hengersberg zugute kommen, ist sicher auch ein Pluspunkt, der die fehlende Musikalität Asüls wettmacht.

Überhaupt nimmt der Gedanke, Gutes zu tun, bei der Kleinkunstbühne Auerbach viel Raum ein. Denn auch wenn Andreas Hackl und Robert Pichlmaier im Hintergrund die Fäden ziehen, so überlassen sie die Rolle des Veranstalters oft örtlichen Vereinen, die so die Möglichkeit haben, ihre Vereinskasse aufzubessern. Der Kindergarten, der Frauenbund, die Feuerwehr, die Caritas, der Schützenverein und viele weitere sind schon Veranstalter gewesen. Das Gasthaus „Zur Säge“ sorgt für die Bewirtung und Andreas Hackl genießt das kulturelle Leben in Auerbach. So funktioniert das seit 20 Jahren, und alle Beteiligten sind glücklich. Daran konnte selbst die Durststrecke über die Coronazeit nichts ändern. „Unser Konzept kommt uns jetzt zugute“, erklärt Robert Pichlmaier, „denn die Preise im Veranstaltungsbereich haben stark angezogen. Die großen Hallen sind kaum noch zu bezahlen. Wir aber haben die richtige Größe.“ Inzwischen würden Künstler sogar von sich aus anfragen, ob ein Auftritt in Auerbach möglich wäre. Rund 150 Personen bietet der Strassersaal Platz.

„Die Gäste mögen die gemütliche Atmosphäre und die Möglichkeit, mit den Künstlern nach deren Auftritten ins Gespräch zu kommen. So etwas hast du in den großen Hallen nicht“, erklärt Sabine Strasser den Reiz der Kleinkunstbühne Auerbach. So wundert es nicht, dass bereits jetzt ein umfangreiches Programm für das Jubiläumsjahr steht. Toni Lauerer hat sich genauso angesagt wie Chris Boettcher, Michaela Hafner, der Keller Steff, Werner Meier, Äff-tam-tam, Karin Rabhansl oder Monika Drasch. Die aktuellen Termine sind immer auf der Homepage des Gasthauses „Zur Säge“ – www.ritteressen-auerbach.de – zu finden.

Es ist also angerichtet für viele weitere Jahre Musik und Kabarett. Denn ans Aufhören denkt in Auerbach niemand. „Nur der Anderl (Andreas Hackl) muss uns herhalten“, lacht Robert Pichlmaier. Doch sieht man, mit welcher Lust Hackl zu Werke geht, erkennt man gleich: der „Anderl“ hat noch lange nicht genug.