Deggendorf
Mit 49 Jahren ein Instrument erlernt

Reihe „Frauen in der Musik“: Monika Schiller

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:08 Uhr

Die Tracht der Stadtkapelle hat Monika Schiller als Zeugwartin selbst mitentworfen. Seit ihrer Jugend ist sie Mitglied der Kapelle und spielt die Klarinette. −Foto: Bernklau

Von Johanna Bernklau

Monika Schiller (55) hat ihr Leben der Musik ausgerichtet. Trotz Pfarrgemeinderat und eigener Frühstückspension schafft sie jeden Tag Zeit für die Musik und engagiert sich in Musikverein und Stadtkapelle. Sie spielt sechs Instrumente und hat sich mit 49 Jahren noch einmal an die Trompete herangewagt. Monika Schiller ist die Nächste in unserer Porträt-Reihe „Frauen in der Musik“, in der wir über den Advent verteilt Musikerinnen aus dem Landkreis vorstellen.

Monika Schillers Terminkalender ist voll. Voll mit Musik: Dienstags spielt sie im Musikverein Neuhausen, mittwochs bei der Greisinger Stubnmusi, donnerstags singt sie im Kirchenchor, freitags probt sie mit der Stadtkapelle und am Wochenende finden Auftritte statt. „Und üben muss ich auch noch“, sagt Schiller und lacht. Bereits seit über 40 Jahren ist die Musik ein großer Teil ihres Lebens, der mit jedem neuen Instrument, das sie lernte, größer wurde.

„Ich will jetzt nicht sagen: Musik ist mein Leben. Aber es ist über die Jahre so eingewachsen, dass ich nicht ohne sein will.“ Monika Schillers musikalisches Wachstum begann mit neun Jahren, als sie anfing, die Zither zu lernen. Nur wenige Jahre später folgte die Klarinette. Auf Anraten ihres Bruders trat sie der damals frisch gegründeten Stadtkapelle Deggendorf bei. „Seitdem bin ich dort, habe alle Höhen und Tiefen miterlebt“, sagt sie. Begonnen als dritte Klarinette hat sie sich mit den Jahren „hochgearbeitet“, jetzt steht sie neben den anderen „alten Hasen“ und spielt die erste Klarinette der Kapelle.

Doch mit der ersten Klarinette war es nicht getan – Monika Schiller wollte mehr. Saxophon und Alt-Saxophon lernte sie so nebenbei, „kann man Klarinette, kann man auch Saxophon“, bei der Gitarre beherrscht sie die wichtigsten Griffe. Mit 49 Jahren aber beschloss sie, sich noch einmal an ein größeres Projekt heranzuwagen und die Trompete zu erlernen. Ein schwieriges Unterfangen: „Ich dachte mir, Trompete packst du schon. Aber am Anfang habe ich nichts Gescheites rausgebracht“, erinnert sie sich. „Wenn die Trompete mein erstes Instrument gewesen wäre, hätte ich vielleicht aufgegeben.“

Doch statt aufzugeben, übte sie. Jeden Tag, so wie sie es als Jugendliche auch getan hatte. „Es ist nie zu spät, um noch ein Instrument zu lernen“, findet Schiller. Das bekommt sie auch in der Stadtkapelle mit, wenn Quereinsteiger mit 50 oder 60 Jahren noch einmal ein Instrument erlernen würden. „Da lebt das Leben wieder auf!“ Über die Jahre hat Monika Schiller bemerkt, wie viel Musik wirklich bewirken kann: „Wenn man einen schlechten Tag hat und vormittags schon Musik spielt, dann hebt das die Stimmung!“ Und auch, wenn der Freitag mal besonders lange und viel zu tun war, freut sich Schiller schon auf die Probe der Stadtkapelle am Abend, die ist „gesetzt“.

In der Zeit, die sie neben ihrer Frühstückspension, dem Pfarrgemeinderat und anderen musikalischen Verpflichtungen noch hat, spielt sie mit ihrem Bruder und anderen Musikerkollegen in kleinen Bands. Besonders im Advent ist sie voll ausgebucht und trotzdem lehnt Monika Schiller Musikanfragen nur selten ab: „Ein Nein wird es bei mir nicht geben, da müsste ich schon drei Termine an einem Tag haben.“ Bekommt sie Anfragen, dann organisiert sie ihre Arbeit in der Frühstückspension so, dass sie rechtzeitig zum Spielen kommt. Da muss auch mal ihr Mann das Frühstück fertig herrichten, damit sie es pünktlich zum Auftritt schafft.

Ein Nein gibt es dann aber doch: Ob sie noch ein Instrument dazulernen möchte? „Ich lern’ jetzt nix mehr!“, ist sich Monika Schiller sicher. Aber wer weiß – vielleicht juckt es sie doch irgendwann wieder in den Fingern.