Kurator Florian Jung
Kunstsammlung in Hengersberg hat den Eintritt abgeschafft – Schenkung von PNP-Verlegerin

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 5:00 Uhr

Die Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hengersberg wir geleitet von Florian Jung. − Foto: Meisenberger

Mut ist oft eine gute Lösung. Auch, wenn das Ziel ist, die Kultur auf dem Land voranzubringen. Weil es Menschen gibt, die ernsthaft am Eingang des Museums stehen und fragen „Darf man da reingehen?“ haben Kurator Florian Jung und die Gemeinde kurzerhand den Eintritt abgeschafft in der Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hengersberg (Kreis Deggendorf) – ein Haus, das die prägenden Künstlerinnen und Künstler der Region präsentiert, über 100 Positionen auf über 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Kein Eintritt, weniger Hemmschwelle – die Rechnung geht auf: Seit im Museum eine Spendenbox steht, trauen sich mehr Leute ins Haus, die Bürokratie wird weniger und erfreulicherweise sind die Einnahmen seit dem Schritt vor einem Jahr sogar gestiegen. Und Florian Jung, 1973 in Straubing geboren, in Deggendorf aufgewachsen, seit 2009 Kreisheimatpfleger und seit 20018 Kurator, will das Haus weiter öffnen.

Zum einen mit dem Programm des Vereins Hengersberger Kunst- und Museumsfreunde, deren 1. Vorsitzender Florian Jung ist: Zu den Ausstellungen kommen Filmvorstellungen (24.3.), Ferienangebote wie „Kunst für Kinder“ (5.4.) und ein Volksmusikabend zum Zuhören und Mitmachen (12.4.) in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung. Dem Verein gehört der Großteil der Sammlung, und Ziel ist es, dass alle Werke der von Jung neu gestalteten Dauerausstellung dem Verein oder der Marktgemeinde gehören sollen – was Themen wie Aufsicht und Versicherung erleichtert. Um die Schau frisch zu halten, wechselt Jung jährlich mehrere Dutzend Werke. Auf seiner Agenda für die Zukunft steht, den Besuchern noch mehr Orientierung zu bieten und auch Selfie-Stationen einzurichten, damit die Kunstsammlung Ostbayern auf Social Media verbreitet wird.

Weitere Attraktivität gewinnen wird die Sammlung im Spital Hengersberg nach Ansicht des Kurators durch eine Schenkung von Angelika Diekmann. Insgesamt 24 Werke habe die Verlegerin der Passauer Neuen Presse an die Sammlung übergeben. Die Verlegerin habe gesagt: „Die Künstler kennen Sie alle“, berichtet Florian Jung. „Und das war dann auch so.“ Die Werke stammen von Künstlerinnen und Künstlern wie Gretli Fuchs, Helgard Beck, Bernadette Maier, Alwin Stützer, Walter Mauder und Max Huber. „Wir werden diese Arbeiten nutzen, um unsere Dauerausstellung neu zu gestalten“, sagt Kurator Jung.

Schwerpunkt und qualitative Messlatte der Kunstsammlung Ostbayern ist die Donau-Wald-Gruppe, jene Künstelergruppe, die von 1946 bis 1990 bestand und deren Geschäftsführer der spätere Gründer des Museums Moderner Kunst in Passau war: Hanns Egon Wörlen. „Die Gruppe hat den künstlerischen Selbstwert der Region sehr gestärkt und ist zum Aushängeschild Ostbayerns geworden, sagt Florian Jung. Über die Schätze dieser Gruppe in der Kunstsammlung Hengersberg hat er im Verlag Friedrich Pustet ein 99 Seiten kompaktes und hoch informatives Buch herausgebracht. Mit je vier repräsentativen Werken lassen sich die Künstler kennenlernen – und machen Lust auf einen Besuch im Museum in Hengersberg. Wie man jetzt weiß: Ja freilich darf man da reingehen, und es kostet nicht mal Eintritt.

Raimund Meisenberger


•Nächste Ausstellung in der Kunstsammlung Ostbayern (Spital, Passauer Straße 38, Hengersberg: „Gerd Grüneisl: Licht und Schatten – Ansichten vom Wald“, Vernissage Freitag, 15. März, 19 Uhr, bis 28. April

•Fotostrecke zu den Beständen der Donau-Wald-Gruppe in der Kunstsammlung Ostbayern auf pnp.de/kultur