Wichtiger Baustein auf und neben dem Platz
Finanzbeamter, Teamplayer, Integrationsminister: Matthias Schäfer ist Deggendorfs Dauerbrenner mit eingebauter Duracell-Batterie

22.02.2024 | Stand 22.02.2024, 11:37 Uhr

Scheut keinen Zweikampf und keine Herausforderung: Matthias Schäfer (grünes Trikot) ist ein wesentlicher Garant, warum es bei Deggendorf in dieser Saison gut läuft. − Foto: Franz Nagl

Witze über Beamte gibt es genügend. Matthias Schäfer (26) ist Finanzbeamter im Finanzamt München, Außenstelle Straubing – und kann auch über diesen Kalauer lachen: Wie spielt man Beamten-Mikado? „Wer sich zuerst bewegt, hat verloren...“ Auf den Dauerbrenner mit eingebauter Duracell-Batterie trifft diese These allerdings alles andere als zu. Schäfer zählt bei der Spvgg GW Deggendorf zu den konstantesten Akteuren, ist mit seiner Ausdauer und Beharrlichkeit überall auf dem Platz zu finden – und hat somit maßgeblichen Anteil am aktuellen Erfolg. Die Grün-Weißen stehen auf Rang 6 (33 Punkte aus 20 Partien) der Landesliga Mitte. Tendenz steigend?

„Natürlich wäre das schön, und würden wir auch mitnehmen, wenn es in der Tabelle noch ein Stückchen weiter nach oben geht“, sagt der 26-Jährige, um dann aber gleich die Defensivkeule zu schwingen. „Aber zunächst schauen wir schon noch nach hinten. Wir haben zwar 14 Punkte Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz, dennoch fehlen noch ein paar Zähler, damit wir den Klassenerhalt sicher haben.“ Genau genommen sind es sieben bis zur magischen 40-Punkte-Schallmauer. Lam, Luhe-Wildenau, Regenstauf und Burglengenfeld sind die ersten Hürden. „Und alles Gegner, die hinter uns stehen. Wenn wir da die nötigen Punkte holen, drei Siege wären da nicht schlecht, dann haben wir auch den Ligaerhalt sicher“, rechnet der Finanzbeamte vor.

Effektiv und eklig: „Keiner spielt gerne gegen uns“



Apropos rechnen: Mit 21 Toren stellen die Deggendorfer – zusammen mit Lam und Ruhmannsfelden – die zweitschwächste Offensive, zählen mit erst 25 Gegentoren aber die sechstbeste Defensive. Was sagt das über die Spielweise? Schäfer lacht: „Dass wir sehr effektiv sind, auch ein bisschen eklig spielen. Ich glaube, keiner spielt gerne gegen uns, gerade weil wir defensiv ziemlich gut stehen und vorne nutzen wir halt unsere wenigen Chancen.“ Eine Spielweise, die dem Defensivspezialist mit dem starken rechten Fuß quasi auf den Leib geschneidert ist. Schäfer, der auf und auch neben dem Platz eher mit Ruhe und Gelassenheit agiert, ist mit seiner „Pferdelunge“ viel unterwegs, läuft gegen den Ball viel, stellt die Passwege zu – und sorgt mit seinem mannschaftsdienlichen Spiel für viel Entlastung bei seinen Mitspielern. „Ich bin halt der Erste, der vorne verteidigt.“ Das laufintensive Spiel ist ihm aber keinesfalls in die Wiege gelegt. Corona spielte eine wesentliche Rolle. „Ich hatte Homeoffice und war – wie viele andere auch – sehr oft daheim. Da konnte ich Kraft und Kondition aufbauen, dazu sind ein paar Kilo weniger auf den Rippen.“

Und noch einen nicht unwesentlichen Aspekt führt Schäfer ins Feld, warum man ungern gegen Deggendorf spielt. Es ist der Faktor Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). „Fast jeder von uns hat da in der Jugend gespielt, eine gute Ausbildung gepaart mit taktischer Disziplin auf dem Feld vermittelt bekommen. Das hilft natürlich im Herrenbereich, jeder kennt seine Aufgaben, weiß, was er zu tun hat.“

Teamplayer auf und auch abseits des grünen Rasens



Er selbst kämpft sich nach einer Verletzung gerade wieder zurück ins Team. 18 von 20 Partien konnte der 26-Jährige in der laufenden Saison absolvieren, bis er sich gegen Ruhmannsfelden bei einem Pressball das Innenband im Knie fast durchgerissen hat. Schäfer (vergangene Saison 33 Einsätze) ist aber zuversichtlich, was den Rückrundenauftakt daheim gegen Lam (2. März) anbelangt. Beim 2:0-Testspielsieg am Wochenende gegen Grafenau feierte er nach fast vier Monaten sein Comeback auf dem Platz.

Aber auch abseits des Rasens ist Matthias Schäfer ein Teamplayer durch und durch. Er ist Abteilungsleiter Fußball, sitzt im Mannschaftsrat, ist 3. Spielführer, macht die Mannschaftskasse, kümmert sich um die Getränke und schaut, dass die Jugendspieler und Neuzugänge gut ins grün-weiße Gesamtgefüge integriert werden. Er selbst nimmt sich derweil nicht so wichtig. „Das mache ich alles sehr gerne, jeder kann zu mir kommen, wenn mal wo der Schuh drückt“, sagt Schäfer mit seiner ruhigen und gelassenen Art. Er fühlt sich wohl bei der Spvgg, das hört und spürt man bei seinen Aussagen. Ein Wechsel – auch höherklassig – ausgeschlossen? Faktisch ja, gibt der Kicker, der stets mit einer Manschette rechts spielt, zu erkennen. In der A-Jugend hat er sich das Kahnbein gebrochen, die Schraube ist noch drin und der Handschutz ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. „Warum soll ich weggehen? Es gibt keinen Grund. Alles bei uns ist super, ein gutes Team, der Verein ist klasse“, so Realist Schäfer, der dann aber doch kurz einen Nebensatz – allerdings mehr flapsig – einfügt: „Freilich würde man sich ein höherklassiges Angebot anhören. Ich glaube aber nicht, dass was kommt und ich mir diesen Stress überhaupt antun will.“ Heißt im Klartext: Der Teamplayer Schäfer, der seit gut zwölf Jahren das Deggendorfer Dress trägt, dazu weit über 200 Spiele auf dem Buckel hat, wird auch in Zukunft bei den Donaustädtern Verantwortung übernehmen – und dort auch irgendwann mal seine Fußballstiefel an den Nagel hängen. Noch läuft die Duracell-Batterie aber auf Hochtouren...