Edenstetten
Erwin Wurzer ist neuer Kreisbrandrat

23.10.2022 | Stand 25.10.2023, 11:43 Uhr

Erwin Wurzer (2.v.r.) ist zum neuen Kreisbrandrat des Landkreises Deggendorf gewählt worden. Landrat Bernd Sibler (r.) und Staatsminister Christian Bernreiter (v.l.) sowie sein Vorgänger im Amt, Alois Schraufstetter, gratulierten ihm zur Wahl. −Foto: sas-medien

Als Erwin Wurzer vor 33 Jahren Klaus Heller fragte, wie man Kreisbrandmeister wird, hätte er nicht gedacht, dass er einmal an der Spitze der 95 Landkreis-Feuerwehren stehen würde: Der 46-Jährige wurde am Freitag von den Kommandanten zum neuen Kreisbrandrat gewählt. Er folgt damit Alois Schraufstetter nach, der nach neun Jahren in diesem Amt aus Altersgründen ausscheidet.

Als oberster Feuerwehrmann im Landkreis begrüßte Landrat Bernd Sibler die Kommandanten und Vorstände, Vertreter der weiteren Blaulichtorganisation, seine beiden Stellvertreter Roman Fischer und Josef Färber sowie stellvertretend für nahezu alle Bürgermeister den "Hausherrn" Stefan Achatz.

"Lieber Ali, nach neun Jahren hervorragender Arbeit musst du aus Altersgründen gehen. Du hast viele Dinge eingebracht und dich mit großer Leidenschaft und Einsatz um deine Feuerwehren gekümmert", bescheinigte Sibler dem scheidenden Kreisbrandrat. Als oberster Feuerwehrmann im Landkreis könne er sich stets auf die Einsatzkräfte verlassen. Das hätten die vergangenen Wochen mit der Ölproblematik am Mühlbach gezeigt: "So eine Situation wäre ohne die Feuerwehr nicht zu meistern. Es ist gut zu wissen, dass hier viele Menschen mit Routine, Erfahrung und guter technischer Ausstattung ihr Fachwissen und ihre Expertise einbringen." Mit der erhöhten Waldbrandgefahr im Sommer oder aktuell der Diskussion um einen möglichen Blackout stünden neue Herausforderungen an, auf die man sich bestmöglich vorbereiten müsse, in der Hoffnung, die Konzepte dafür nie zu brauchen.

Auch Bernd Sibler würdigte die Arbeit von Alois Schraufstetter, unter dessen Leitung die "Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung" und die Kreiseinsatzzentrale aufgebaut worden seien. Die Initiative "Kampf dem Herztod", eine Zusatzausbildung für Feuerwehrleute, sowie der Aufbau der Kontingente Gefahrgut, Ölwehr und Atemschutz gingen auf sein Konto. "Du hast unendlich viele Stunden und Einsätze geleistet. Als Dienstvorgesetzter und Freund möchte ich dir herzlich für alles danken", sagte Sibler. Für Schraufstetters Frau gab es Blumen als Dank, dass sie ihren Mann bei seiner Tätigkeit stets unterstützt habe.

Den formalen Teil der Versammlung leitete Josef Böhm vom Sachgebiet Zivil- und Katastrophenschutz am Landratsamt. Nach KBM-Bereichen geordnet schritten die Kommandanten zur Wahlurne, um ihre Stimme abzugeben. 85 von 91 abgegebenen Stimmen entfielen auf Erwin Wurzer, den bisherigen Kreisbrandinspektor rechts der Donau, dem Bernd Sibler herzlich zum neuen Amt gratulierte.

Wurzer, der seit 33 Jahren in der Feuerwehr aktiv ist, davon 20 Jahre in einer überörtlichen Führungsposition, freute sich über die Wahl und formulierte seine Ziele: "Ich will die Landkreis-Feuerwehren weiter voranbringen, vor allem im Hinblick auf die Ausbildung. Ein elementares Thema wird die Nachwuchsgewinnung, darum sind die Kinderfeuerwehren auch in Zukunft wichtig." Die Stärkung der kleinen, schlagkräftigen Feuerwehren sei ihm ebenso ein Anliegen wie die weitere gute Zusammenarbeit mit den anderen Hilfsorganisationen. "Nur miteinander können wir für die Bevölkerung das Beste erreichen", ist er überzeugt.

Zu dem "sehr überzeugenden Ergebnis" gratulierte dem neu gewählten Kreisbrandrat auch Bauminister Christian Bernreiter, der 20 Jahre als Landrat die Feuerwehren in seinem Landkreis begleitet hatte. Er dankte der Truppe für den guten Zusammenhalt und ebenso Alois Schraufstetter für die zurückliegenden Jahre: "Ich habe mich immer auf dich und alle Führungskräfte verlassen können, gemeinsam haben wir riesige Herausforderungen bewältigt." Aufbauend auf der Leistung von Leopold Schmid seien Ausrüstung und Ausbildung weiter ausgebaut worden, ebenso die Jugendarbeit. Dank 5000 Männern und Frauen, die stets ihr Bestes geben, könne sich die Bevölkerung im Landkreis sicher fühlen.

"ER ist gewählt – das ist eine WIN-Situation für den Landkreis": Mit diesem Wortspiel gratulierte Alois Schraufstetter seinem Amtsnachfolger. Anschließend ließ er mit launigen Worten Erinnerungen an so manche Erlebnisse mit langjährigen Weggefährten wachwerden. Von Deggendorfs stellvertretender Bürgermeisterin Renate Wasmeier erhielt Schraufstetter als "Deggendorfer Kindel" eine Kerze und Wein für gelassene Stunden sowie einen Brief von den Deggendorfer Bürgermeistern.

Dann kehrte Schraufstetter ans Podium zurück, wo er demonstrativ Uniformjacke, Krawatte und Hemd ablegte. "Aus dem Kreisbrandrat wird ein Privatmann", verkündete er – unter dem Hemd kam sein DSC-Shirt zum Vorschein, über das er einen Schal der 60er anlegte.

Die Wahl muss nun noch von der Regierung bestätigt werden. Damit werde Mitte November zu rechnen sein, erklärte Landrat Bernd Sibler abschließend. Eingeleitet hatte die Wahlversammlung ein Gottesdienst in der Pfarrkirche Edenstetten, den Pfarrer Godehardt Wallner mit Unterstützung von Diakon Dieter Stuka und PSNVE-Leiter Thorsten Maier zelebriert hatte.

Über Erwin Wurzer

Erwin Wurzer wurde am 28. November 1975 geboren. Mit seiner Frau Astrid hat er zwei Söhne (16 und 12). Seit 1. Juli 1989 ist er Mitglied der FF Pankofen. Seit 1994 ist er Atemschutzgeräteträger, seit 1995 Maschinist. 1996 übernahm er in seiner Feuerwehr das Amt des Jugendwarts, 1999 wurde er zum stellvertretenden Kommandanten gewählt. Von 2002 bis 2014 war er als Kreisbrandmeister für den Unterkreis 1 (Gemeinden Otzing, Plattling, Stephansposching) zuständig für die Ausbildung im Bereich THL und Maschinisten im KBI-Bereich rechts der Donau. 2014 wurde er zum Kreisbrandinspektor rechts der Donau bestellt.

Prägende Einsätze waren für ihn der Lokschuppenbrand in Plattling am 2. und 3. Juni 2008, die Schneekatastrophe im März 2006 und ein Unfall am Schlittenberg in Plattling im Februar 2009, bei dem ein Bub starb. Dazu gehören natürlich auch das Hochwasser im Jahr 2013 und die Flüchtlingswelle 2015/16, aber auch die Hilfseinsätze beim Hochwasser in Simbach im Juni 2016 sowie 2021 im Ahrtal. Auch Corona mit den damit verbundenen Einschränkungen und der Einsatz für die Ukraine-Flüchtlinge haben die vergangenen Jahre geprägt.