Nachruf
Ernst Götz – ein Pionier des Fassadenbaus

Deggendorfer Unternehmerpersönlichkeit starb im Alter von 97 Jahren

21.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:20 Uhr

Ernst Götz.

Mit Ernst Götz ist am 7. April im Alter von 97 Jahren ein Pionier des Fassadenbaus verstorben. Seine Firma – die Götz Metallbau GmbH in Mietraching – hatte in ihrer Blütezeit über 1000 Mitarbeiter. In diesem Nachruf würdigt der ehemalige kaufmännische Leiter Roland Krebs das Lebenswerk der Deggendorfer Unternehmerpersönlichkeit.

Ernst Götz hat am 1952 gemeinsam mit seinem Stiefvater die Götz Metall- und Schaufensterbau OHG in Mietraching/Mariental mit einer Werkstatt in der vormaligen Zündholzfabrik gegründet. Der Aluminium-Schaufensterbau war nach dem Zweiten Weltkrieg ein gutes Geschäft. So fing Konrad Dobler als Schlosser an, der später zum führenden Leiter der Montage mit Sitz in München (BMW) avancierte. Mit Weitsicht erweiterte Götz 1957/58 die Produktpalette durch den Kunststoff-Rollladenbau, den Garagentorbau und die Aluminiumfenster-Fertigung für Bürogebäude, Krankenhäuser und Schulen. Bereits 1961/62 wurde die erste Aluminium-Hochhausfassade in Lüdenscheid gebaut.

Schon zuvor, 1958/59, war der Neubau eines Bürogebäudes in Großwalding notwendig geworden, um vor allem die Zunahme an Techniker-Arbeitsplätzen zu bewältigen. 1960 wurde die erste Fertigungshalle in Großwalding bezogen. Weitere Hallen folgten. Die Entstehung des heutigen Gewerbegebietes „Großwalding“ ist dem Unternehmertum von Ernst Götz zu verdanken.

Neben der Ausweitung des Hochhaus-Fassadenbaus war 1966 die Götz-Norm-Haustür, die durch ein Händlersystem über die gesamte BRD vertrieben wurde, die letzte große Produkterweiterung. Als Konsequenz wurden acht Niederlassungen gegründet: in München, Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Essen, Westberlin, Hamburg und Köln. Um auch den österreichischen Markt mit Hochhausfassaden beliefern zu können, wurde eine österreichische Tochter-Firma in Baden bei Wien gegründet. In der eigenen Entwicklungsabteilung wurden für den Fenster- und Fassadenbau patentierte Produkte und eigene Beschlagsysteme entwickelt. Das „flächenbündige Götz-Fenster“, das mit dem Bundespreis ausgezeichnete Block-Fenster S 410, ist bis heute einmalig.

Die Mitarbeiterzahl hatte sich im Verlauf von 30 Jahren von 20 auf 1300 gesteigert; davon rund 850 Arbeitsplätze im Werk Großwalding und niederbayerische Monteure auf den Baustellen. Vier „Götz-Buslinien“ aus dem Raum Regen, Viechtach, Schöllnach und Deggendorf holten die Mitarbeiter zu Hause ab und brachten sie dorthin auch wieder zurück. Die Ausbildung zum Büro- und Industriekaufmann, Techniker und Schlosser hatte einen hohen Stellenwert. In den 30 Jahren wurden nahezu 1000 Lehrlinge ausgebildet. Viele kannten bis zur Rente nur einen Arbeitsplatz: das Werk Großwalding. In der Gemeinde Mietraching war nahezu jeder zweite Mann bei der Firma Götz beschäftigt.
1982 ging die Götz Metallbau GmbH vom Markt. Im selben Jahr gründeten die vier ehemaligen Niederlassungen Berlin, München, Nürnberg und Stuttgart eigene Firmen und führten gemeinsam als Gesellschafter das Werk Deggendorf einschließlich der Entwicklungsabteilung weiter.

Ernst Götz war ein typischer Nachkriegsunternehmer, der ohne staatliche Unterstützung, aber mit viel Mut und Können viele Arbeitsplätze in einer Region mit hoher Arbeitslosenzahl aufgebaut hat. Dank seiner Weitsicht fertigt die Dobler Metallbau Gruppe noch heute Konstruktionen in den von Ernst Götz gebauten Fertigungsstätten.

− dz