Skaterhockey
Einzug ins Finalturnier um den ISHD-Pokal: Deggendorf Pflanz können Samstag ab 14 Uhr Geschichte schreiben

16.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:11 Uhr
Roland Rappel

Die Mischung macht‘s: Bei den Deggendorf Pflanz stehen unter anderem Skaterhockey-Spieler Stefan Bauer, der „gelernte“ Eishockeyprofi Marcel Pfänder, Simon Stern (einer der schon immer beides macht) und Eigengewächs Julian Bergbauer auf dem Platz. −Foto: Rappel

Die Namen Marcel Pfänder, Silvan Heiß oder Jonas Stern verbindet man in der Region zweifelsfrei mit Eishockey. Im Frühjahr, wenn in der Eishalle die Kühlanlage abgeschaltet ist, tauschen einige der DSC-Cracks die Kufen gegen Rollen, man findet sie dann vorzugsweise in der „Pflanz-Arena“ im Deggendorfer Ortsteil Natternberg.

Die Deggendorf Pflanz sind allerdings keinesfalls als Sommer-Auffangbecken für Eishockeyspieler zu sehen. Der Klub ist ein echter Traditionsverein, bereits seit 1997 wird in Deggendorf Skaterhockey gespielt. Lange Zeit im Eisstadion auf einem eigens verlegten Spezialboden, mittlerweile in der vereinseigenen Halle im Deggendorfer Südwesten. Seit Jahren gehören die Deggendorf Pflanz zu den Top-3-Standorten in Bayern. Auf einem ähnlichen Niveau spielen lediglich der TV Augsburg und der IHC Atting. Auch, oder gerade was die Nachwuchsarbeit betrifft, spielt sich in Bayern (fast) alles bei diesen drei Vereinen ab, die Deggendorfer Nachwuchsschmiede konnte sich schon mit zahlreichen bayerischen Meisterschaften für die harte Arbeit belohnen. Drei Herren- und sechs Nachwuchsmannschaften schicken die Niederbayern ins Rennen. Mit Maxim Bernhardt hat man ein Talent hervorgebracht, das sogar an einer Junioren-Europameisterschaft teilgenommen hat.

DSC-Profi Pfänder packt in allen Bereichen mit an



Die Unterschiede vom Skaterhockey zum Eishockey sind gar nicht so groß, der geneigte Fan dürfte mit den Regeln schnell klarkommen. Die Spielfläche ist deutlich kleiner, daher spielen nur jeweils vier statt fünf Feldspieler gegeneinander. Statt mit einem Puck wird mit einem orangen Ball gespielt. „Der Ball ist brutal schnell“, weiß Pfänder: „Das darf man nicht unterschätzen.“ Abseits oder Icing gibt es nicht, stattdessen Freistöße und neben Zeitstrafen auch gelbe respektive rote Karten. Durch das langsamere Tempo sind die Teams auch taktisch anders unterwegs. „Anders als beim Eishockey, wo es immer nach vorne geht, versucht man im Skaterhockey immer wieder das Tempo herauszunehmen“, erklärt Pfänder die grundlegenden Unterschiede: „Manche Teams sind auch taktisch sehr gut eingestellt. Wir versuchen dem Spiel immer unseren Stempel aufzudrücken, die Mannschaft zu sein, die aktiv ist.“ Körperspiel ist im Skaterhockey ebenso erlaubt, zur eigenen Sicherheit müssen die Spieler allerdings ein Gitter am Helm tragen. Und: In der Regel können die Zuschauer viele Tore feiern.

Aushängeschild eines jeden Vereins ist die erste Mannschaft. Und die spielt in Deggendorf aktuell in der Süd-Staffel der 2. Bundesliga, ist dort Tabellenzweiter hinter den Rhein Main Patriots aus Assenheim bei Frankfurt. Kapitän der Mannschaft ist Pfänder, der sich seit mehreren Jahren bei den Deggendorf Pflanz engagiert. Nicht nur bei der ersten Mannschaft, auch im Nachwuchs und der Organisation packt der Eishockey-Profi mit an. Für Pfänder ist der Klub nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Die Identifikation mit dem Klub: hoch. Die Herrenmannschaft besitzt eine gesunde Mischung aus gelernten Eishockeyspielern einerseits und Skaterhockeyspielern andererseits. Aus Sicht von Pfänder seien Spieler, die den Sport auf Kufen gelernt haben, wichtig, denn sie haben in der Regel eine gut ausgebildete Schusstechnik. Am Ende kommt es aber natürlich auch auf die Stimmung und den Zusammenhalt im Team an.

Ligarivale Hilden Flames ist ein unangenehmer Gegner



An diesem Wochenende stehen die Deggendorf Pflanz vor einer großen Chance: Beim ISHD-Pokal, einem Wettbewerb neben dem Ligen-Spielbetrieb, kann der Klub um Pfänder und Trainer Thomas Weiß in die Runde der letzten Vier einziehen. Es wäre der größte nationale Erfolg der Vereinsgeschichte. An diesem Samstag um 14 Uhr treffen die Pflanz auf Ligarivale Hilden Flames. Die Pflanz gehen zwar als Favorit in die Begegnung: In der Liga stehen Hilden auf Platz sieben, und gerade zu Hause sind die Deggendorfer äußerst heimstark. Man ist aber gewarnt, denn auswärts zog man im Frühjahr mit 5:13 den Kürzeren und auch das Liga-Heimspiel verlief mit 19:14 verhältnismäßig knapp. Die vier Halbfinalisten treffen in einem Finalturnier aufeinander, spielen dort den Pokalsieger und gleichzeitig die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb aus. Der Eintritt kostet drei Euro.