Vor dem Topspiel gegen Straubing
Ein Gespräch über Zahlen, Zeit und Ziele: Deggendorfer Eisbären-Profi Manuel Wiederer war „nie besser drauf“

12.10.2023 | Stand 12.10.2023, 19:49 Uhr

Das Lächeln eines Tabellenführers: Manuel Wiederer hat mit seiner Mannschaft sieben der neun Saisonspiele gewonnen und selbst zwei Treffer erzielt. − Foto: Imago Images

Zum Topspiel des 10. Spieltags in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erwarten die Eisbären Berlin am Freitagabend (Bully 19.30 Uhr) die Straubing Tigers. Im Vorgriff darauf hat sich die Mediengruppe Bayern mit Manuel Wiederer aus Deggendorf unterhalten. Der 26-Jährige hat in zwei Spielzeiten für den Hauptstadt-Klub alles erlebt: Gewinn der Meisterschaft 2022, Aus vor den Playoffs 2023. Ein Gespräch über Zahlen, Zeit und Ziele.

Herr Wiederer, die Eisbären Berlin stehen nach neun Spieltagen an der Tabellenspitze der DEL, haben statistisch gesehen im Moment den besten Angriff und die beste Defensive. Gibt es etwas zu kritisieren?
Manuel Wiederer: Verbesserungspotenzial gibt es immer, aber wir können sehr zufrieden sein. Wir hatten ein schwieriges Jahr, haben als Rekordmeister die Playoffs verpasst und deshalb großen Druck vor der Saison.

Wie stabil ist die Leistung der Mannschaft?
Manuel Wiederer: Sehr, sehr stabil, würde ich sagen. Wir hatten letztes Jahr auch unglaubliche Qualität im Kader. Heuer haben wir einen Mix aus jungen und erfahrenen Spielern, dazu so viele verschiedene Typen wie ich selten erlebt habe.

Im Oktober haben die Eisbären in vier Spielen 23 Tore geschossen



Die Zahlen sind beeindruckend: Im Oktober haben Sie und Ihr Team bislang alle vier Spiele gewonnen und dabei 23 Tore geschossen.
Manuel Wiederer: Offensiv hat es zuletzt wirklich gut funktioniert. Aber wir wissen, dass man auf Dauer nur erfolgreich ist, wenn man defensiv gut steht. Daher ist das unser erstes Ziel.

Sie selbst haben bis dato zwei Tore erzielt. Man hört oft, dass es für einen Stürmer wichtig ist, früh in der Saison bereits zu treffen?
Manuel Wiederer: Ich bin da eher gelassen. Es ist natürlich schön, aber mir ist wichtiger, dass ich meine Aufgaben erfülle und die liegen im Unterzahlspiel und am Bully.

„Die Straubing Tigers sind mein Lieblingsgegner“



Am Freitagabend steht das Topspiel gegen den Zweiten an und der kommt für viele überraschend aus Straubing. Wie intensiv haben Sie sich mit den Stärken und Schwächen der Tigers beschäftigt?
Manuel Wiederer: Ehrlich gesagt, sind wir da eher zurückhaltend. Da denke ich wie unser Trainer Serge Aubin: Wir wollen dem Gegner unser Spiel aufzwingen und wenn alle 23 Mann ihren Job auf dem Eis haben, dann haben wir in jedem Spiel gute Chancen, dass das gelingt. Wir sind hier der Rekordmeister.

Sie haben selbst ein Jahr in Straubing gespielt (2014/2015). Ist ein Spiel gegen die Tigers aus Ihrer niederbayerischen Heimat für Sie etwas Besonderes?
Manuel Wiederer: Ja. Straubing ist mein Lieblingsgegner und für mich persönlich ein Derby. Es ist der DEL-Verein zu dem ich nach Berlin die meisten Verbindungen habe. Natürlich bekomme ich im Vorfeld aus der Heimat immer viele Nachrichten. Daher bin ich ganz froh, dass wir sie in der Tabelle am Sonntag überholt haben.

„Ein großer Verein und trotzdem familiär“



Sie spielen Ihre dritte Saison in Berlin und wie man hört, fühlen Sie sich wohl in der Hauptstadt und bei den Eisbären. Warum?
Manuel Wiederer: Ich darf beim Rekordmeister spielen. Es ist ein großer und erfolgreicher Verein, trotzdem geht es sehr familiär zu. Was mir besonders gefällt: Alle Mitarbeiter, vom Eismeister bis zum Spieler, haben nur ein Ziel, die Meisterschaft. Davon abgesehen ist Berlin eine Weltstadt und für einen jungen Menschen wie mich eine coole Erfahrung.

Wie viel Zeit bleibt, um Berlin zu genießen?
Manuel Wiederer: Es gibt schon Tage und Abende, an denen man raus kann. Einerseits haben wir relativ viel Freizeit, andererseits bereitet man sich in dieser indirekt wieder auf Training und Spiele vor. Ich habe in den vergangenen Jahren viel über das Thema Regeneration gelernt. Daher ist mir das mittlerweile auch sehr wichtig.

„Sieben Stunden Schlaf reichen mir völlig aus“



Was brauchen Sie, um sich optimal von der Belastung zu erholen?
Manuel Wiederer: Ablenkung vom Eishockey, darum bin ich oft mit den Jungs unterwegs. Ich nehme mir aber auch Zeit für mich. Und ein Thema ist sehr wichtig geworden: Der Schlaf. Darüber habe ich viel gelesen und ich versuche ihn zu optimieren.

Wie?
Manuel Wiederer: Früher habe ich immer gedacht, ich brauch acht, neun Stunden. Heute weiß ich, sieben Stunden reichen mir völlig aus – wenn es guter Schlaf ist. Darum habe ich beispielsweise meine Routinen vor dem Einschlafen.

Haben Sie sich diesem Thema privat angenähert oder über den Verein?
Manuel Wiederer: Aus Eigeninteresse. Als Profisportler lernt man seinen Körper über die Jahre sehr gut kennen, weil er dein Kapital ist. Ich interessiere mich aber grundsätzlich für den menschlichen Körper und das Wesen Mensch. Seit August mache ich auch ein Online-Studium in Psychologie.

Würden Sie demzufolge zustimmen: Der Profi Manuel Wiederer ist in der Form seines Lebens.
Manuel Wiederer: Zumindest habe ich mich mental und physisch nie besser gefühlt.

Letzte Frage: Wer ist Ihr persönlicher Favorit auf die Meisterschaft neben den Eisbären?
Manuel Wiederer: In meinem Kopf gibt es nur eine Mannschaft.