Deggendorf
Landkreis Deggendorf überschreitet Corona-Signalwert

Vorerst Maskenpflicht im Unterricht – "Dringende Empfehlung": Alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern absagen

14.10.2020 | Stand 18.09.2023, 4:56 Uhr

Landrat Christian Bernreiter informierte am Nachmittag über den Anstieg der Corona-Fälle im Landkreis. −Foto: Gabriel

Der Landkreis Deggendorf wird am Donnerstag die Warnschwelle von 35 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschreiten.

Das Landratsamt wird deshalb Einschränkungen anordnen. So dürfen an privaten Feierlichkeiten in öffentlichen oder angemieteten Räumen nur noch höchstens 50 Personen teilnehmen. In den Schulen gilt ab der 5. Klasse eine Maskenpflicht auch während des Unterrichts. In Kindertagesstätten muss das Personal Masken tragen.

Weiterer Todesfall

Unterdessen ist am Klinikum eine weitere Landkreisbürgerin, eine 91 Jahre alte Frau, an Covid-19 gestorben. Es ist der fünfte Todesfall seit Mitte September. Am Mittwochvormittag lagen acht Patienten mit Corona im Klinikum, drei von ihnen hatten einen scheren Verlauf.

Landrat Christian Bernreiter informierte um 15 Uhr in einer Pressekonferenz über die Entwicklung. Im Laufe des Vormittags waren dem Gesundheitsamt 20 positive Tests gemeldet worden. Damit stieg die Zahl der Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen auf 55. Bei rund 120.000 Einwohnern im Landkreis ergibt das etwa 46 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Selbst wenn man die Fälle abzieht, die am Mittwoch voriger Woche in die Statistik kamen, ist klar: Die 35er-Marke wird überschritten sein, wenn das Robert-Koch-Institut um Mitternacht den Strich zieht und den aktuellen Inzidenzwert berechnet. Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Die bis 15 Uhr registrierten Fälle stammten von Tests vom Montag. Für den späten Nachmittag oder den Abend wurden die Ergebnisse von 135 Abstrichen erwartet, die am Dienstag gemacht wurden. Das heißt, es war am Mittwoch sogar noch denkbar, dass bis Mitternacht noch so viele Fälle dazukommen, dass die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten wird.

"Dringende Empfehlung" für Feiern in privaten Räumen

Das Landratsamt hat eine Allgemeinverfügung vorbereitet. Sie enthält neben der Begrenzung von privaten Feiern in Gaststätten auf 50 Teilnehmer und den Regelungen für Schulen und Kindergärten keine weiteren strikten Vorgaben, aber "dringende Empfehlungen". So sollen in privaten Räumen keine Feiern mit mehr als 25 Teilnehmern stattfinden. Generell soll auf alle öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern verzichtet werden.

Einschränkungen bei Sportveranstaltungen stünden "auf dem Prüfstand", sagte Bernreiter. Denkbar sei, dass weniger oder gar keine Zuschauer zugelassen werden. Es habe massive Beschwerden über eine Veranstaltung in der vergangenen Woche gegeben. Zwar nannte der Landrat keine Details, doch offenkundig meint er Testspiele des DSC. Vorige Woche waren – entsprechend des Hygiene-Konzepts des Vereines – rund 1000 Zuschauer im Eisstadion. Für morgen war bislang eine ähnliche Größenordnung geplant.

Landräte-Tagung abgesagt

Bernreiter verwies darauf, dass er angesichts der Entwicklung der Zahlen im Landkreis die für Donnerstag und Freitag geplante Tagung der bayerischen Landräte in Deggendorf abgesagt hat, zu der am Freitag auch Ministerpräsident Markus Söder gekommen wäre. "Das schmerzt mich", sagte der Landkreistagspräsident. Doch die Landräte müssten Vorbild sein. Außerdem seien "viele Kollegen gerade auch in ihren Landkreisen gefordert".

Bernreiter berichtete, dass der Anstieg der Zahlen nicht mit einem einzelnen Ausbruch erklärt werden kann. "Das Infektionsgeschehen ist breit gestreut", betonte er. Es seien unter anderem Schulen, Kindergärten und Alten- und Pflegeheime betroffen. Immer häufiger stelle sich auch heraus, dass private Feiern Ansteckungen nach sich ziehen. So sei es etwa vorgekommen, dass ein Infizierter ("Indexperson") neun weitere Menschen angesteckt hat. "Unsere Bitten, vorsichtig zu sein, haben anscheinend nicht überall gewirkt", sagte Bernreiter dazu.

Appell an die Bürger

Der Landrat appellierte an die Bürger: "Das oberste Ziel muss sein, einen generellen Lockdown zu verhindern." Dafür müssten alle die Einschränkungen mittragen, die im Fall einer Quarantäne für den Einzelnen natürlich gravierend sein können. Zugleich bat er darum, die Situation nicht nur negativ zu sehen: Man dürfe nicht nur beklagen, was zurzeit alles nicht geht, sondern müsse auch sehen, wie viel noch geht.