Vernissage in der Klinik Angermühle
Christian Dadlhuber stellt in Deggendorf aus: Spannende Strukturen mit Tiefenschärfe

29.01.2024 | Stand 29.01.2024, 11:00 Uhr
Josefine Eichwald

Zwischen zwei neueren Werken: Klarinettist Jonathan Groß (v.l.), Sabine Rehm-Deutinger, Petra Neumeier, Partnerin von Christian Dadlhuber, Anja Kutzki, Ingrid und Dr. Hans-Rainer Buchmüller.  − Fotos: Eichwald

Christian Dadlhubers Werke hatten schon immer eine Sogwirkung. Seinerzeit waren es noch Sujets wie das noch realistische, allerdings leicht surreal anmutende „fliehende“ Konterfei: „Sogwirkung in eine andere Dimension“ ist im Februar 1997 entstanden. In den späteren Jahren sind es im ambivalenten Sinn in die Tiefe gehende Motive, die zum Teil textiles oder keramisches Material, auch Landschaften oder Gräser assoziieren lassen. Der 1967 geborene Autodidakt, der schon immer gemalt hat, baut durch die Überlagerung von Farben mehrere Schichten – oft sind es bis zu 30 – auf, die sukzessive bearbeitet werden. Seine Kompositionen werden gespachtelt, gekratzt, geritzt, er nutzt Küchenschaber, Messer, Feilen oder Nägel. In jüngerer Zeit schüttet er auch Farben auf die Leinwand und lässt diese ineinanderlaufen.

„Rückblende 30 – Werkschau aus 30 Jahren“ unter dieses Motto hat der Autodidakt, der vor 30 Jahren erstmals mit seinen Werken an die Öffentlichkeit getreten ist, seine Ausstellung in Deggendorf überschrieben. Sabine Rehm-Deutinger freute sich in Namen der Hausherrn, Dr. Hans-Rainer und Ingrid Buchmüller, bei der Begrüßung am Freitagabend, dass die Stadtpalais-Kulturarbeit „über Deggendorf und den Landkreis hinaus anerkannt und geschätzt“ werde. Der Passauer Dadlhuber hatte sich im Februar 2022 um eine Ausstellungsmöglichkeit beworben. „Nicht Retrospektive, nicht Rückblick, sondern Rückblende“ habe er seine Ausstellung genannt, sinnierte die promovierte Kunsthistorikerin über den Effekt „von großer Blende, die mehr Licht zulässt, und kleiner Blende, die eine längere Belichtungszeit benötigt“, und verwies letztlich auf Beleuchtung und Tiefenschärfe.

Experimentelles, Kratzspuren oder einzeln gesetzte Tropfen



„Wo sind die Jahre hin?“ Anja Kutzki, Kunstfachfrau und Künstlerin, kennt Dadlhuber seit 25 Jahren. In einer lebendigen, spontanen Annäherung an den Künstler nahm sie die rund 50 Gäste, darunter Thomas Darcy und Künstlerkollegen vom Kunstverein Deggendorf, mit auf eine gedankliche „Sehreise“ entlang der Klinik-Flure, wo die Werke chronologisch – das älteste von 1995, das jüngste von 2022 – angeordnet waren. Sie verwies auf gelbe Schattierungen, rot-braun-Töne, Experimentelles, Kratzspuren, durch Linien partiell entsprechend isolierte Bereiche oder einzeln gesetzte Tropfen.

Anfangs habe er noch realistisch gemalt, später sich immer mehr dem Informel zugewandt, sagt der Künstler, Mitglied beim Kunstverein Passau. Dadlhuber hatte aus „600 plus x Werken“, wie Kutzki sagte, 39 repräsentative ausgewählt – alles Acryl auf Leinwand. Vorwiegend gestaltet er auf 80 auf 100 Zentimeter großen Leinwänden, die Titel entstehen erst, wenn das Werk fertig ist.

Soloklarinettist Jonathan Groß vom Landestheater Niederbayern, lieferte passende musikalische Elemente, mit denen er den Abend akzentuierte.

Die Ausstellung dauert bis 14. März und ist montags bis freitags jeweils 16 bis 18 Uhr in den Räumen der Klinik Angermühle frei zugänglich.