Wird Kiffen legal?
Cannabis-Legalisierung und Verkehrssicherheit: Niederbayerische Polizei ist skeptisch

Günther Tomaschko: „Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Wirkung von Cannabis verharmlost wird“

25.08.2023 | Stand 12.09.2023, 22:53 Uhr

Günther Tomaschko ist Kriminalhauptkommissar und Pressesprecher im Polizeipräsidium Niederbayern. −Foto: PP NB

Cannabis-Konsum soll spätestens zum Jahreswechsel in Deutschland legal werden. Der entsprechende Gesetzesentwurf ist vom Bundeskabinett Mitte August auf den Weg gebracht worden. So sieht die Polizei das Vorhaben.



Kritiker warnen vor Gesundheitsgefahren für junge Menschen und vor Mehrbelastungen für Ermittler und Gerichte. Befürworter entgegnen, dass damit der Schwarzmarkt und die organisierte Kriminalität eingedämmt werden könnten. Wie schätzt die niederbayerische Polizei die Lage derzeit ein? Die PZ hat bei Kriminalhauptkommissar Günther Tomaschko nachgefragt.
Noch sind laut dem Pressesprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern die tatsächlichen Auswirkungen auf die polizeiliche Praxis „rein spekulativ“, das Gesetz sei schließlich noch nicht beschlossen. Nichtsdestotrotz: „Unabhängig davon verfolgen wir natürlich die Überlegungen zur Legalisierung mit Interesse.“ Unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit und im Hinblick auf Drogenunfälle betrachtet die niederbayerische Polizei „die Legalisierung mit entsprechender Skepsis“. Im vergangenen Jahr sind im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern zwei Menschen bei Drogenunfällen gestorben.

Fraglich ist laut Günther Tomaschko auch, inwieweit eine Legalisierung Auswirkungen auf die persönliche Verantwortung und die damit verbundene Beurteilung der Fahrtüchtigkeit haben kann. Eine Fehleinschätzung wirke sich negativ auf die Verkehrssicherheit aus. „Es bleibt abzuwarten, inwieweit durch die Legalisierung die Wirkung von Cannabis verharmlost wird und dadurch mit möglichen Fehleinschätzungen einhergeht“, sagt der Kriminalhauptkommissar.

Günther Tomaschko warnt vor möglichen Wechselwirkungen mit Alkohol oder Arzneimitteln. Erforderliche Wartezeiten bis zur nächsten Autofahrt nach dem Konsum von Cannabis seien nicht einfach durch Laien bestimmbar. „Da THC im Gegensatz zu Alkohol nicht linear abgebaut wird, sondern im Sinne von Halbwertzeiten, geht der Wert nach dem Konsum zunächst sehr schnell, bei den Restwerten dann aber sehr langsam nach unten. Die individuelle Abbauzeit kann von Stunden bis zu zwei Tage dauern“, erläutert der Kriminalhauptkommissar.

Ob bei einer Legalisierung tatsächlich die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität und damit auch die Arbeitsbelastung der Polizei zunimmt, sei momentan noch nicht absehbar. „Hierzu ist das beschlossene Gesetz abzuwarten. Allerdings müssen, wie alle Verbote und Beschränkungen, die mit einer Novellierung einhergehen, auch einer Kontrolle unterliegen.“