„Gespalten wie nie“
BLSV vor brisantem Verbandstag: Ammons Gegner formieren sich – Ein Deggendorfer will Vizepräsident werden

13.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:25 Uhr

Kandidiert als BLSV-Vizepräsident: Volker Schüßler. −Foto: Picasa

Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) steuert auf den brisantesten Verbandstag seiner Geschichte zu. Zum Team, das bei den Neuwahlen den umstrittenen Präsidenten Jörg Ammon herausfordert, gehört auch Volker Schüßler aus Deggendorf.

Es ist nun wirklich nicht so, dass ihm etwas fehlen würde. Volker Schüßler (50) arbeitet seit 20 Jahren als selbstständiger Steuerberater, spezialisiert unter anderem auf Vereinssteuerrecht. Er ist Gründer und seit 32 Jahren Vorstand der Dragons Deggendorf, eines Vereins mit Baseball- und Fußball-Abteilung. Seit fünf Jahren gestaltet er als stellvertretender Vorsitzender die Arbeit im BLSV-Sportkreis mit, ist Mitglied des Wirtschaftsrats des BLSV – und Vater von vier an Sport interessierten Kindern. „Ja, ich bin gut beschäftigt“, sagt Volker Schüßler mit einem Lachen. Deshalb hat er sich zunächst auch nicht darum gerissen, sich für diese Herausforderung zur Verfügung zu stellen. Doch Volker Schüßler ist eben auch einer, der sagt, „wenn man schimpft, dann muss man auch was machen“. Nun kandidiert der vielbeschäftigte Deggendorfer im Team von Harald Güller, der beim Verbandstag des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) in zwei Wochen in München den umstrittenen Präsidenten Jörg Ammon herausfordert. Schüßler ist fürs Amt als Vizepräsident Finanzen vorgesehen.

Es ist eine Kandidatur aus einem Entschluss, der von außen angestoßen wurde und dann zur Überzeugung reifte. Denn alles, was an Schüßler herangetragen wurde, was er mit dem geschulten Auge eines Steuerberaters mit langjähriger Berufserfahrung erblickte, habe ihn zu der Einsicht gebracht, „dass es so nicht mehr weitergehen kann“, wie er sagt.

„So tief gespalten wie nie“

Schüßler spricht von einem Verband, der so tief gespalten sei wie nie. „Und bei einer Wiederwahl des amtierenden Präsidenten würde diese Spaltung noch tiefer werden“, stellt Schüßler fest.

Am konkretesten lässt sich das, was Schüßler meint, an den Vorgängen im vergangenen Herbst festmachen. Damals hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass der BLSV zwischen 2014 und 2018 rund neun Millionen Euro für die Digitalisierung des Dachverbands ausgegeben habe. Allein 4,3 Millionen seien an eine einzelne Beraterfirma gezahlt worden. Den Darstellungen folgend war diese vor der Ausschreibung gegründet und gleich nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses liquidiert worden. Drei Präsidiumsmitglieder, die daraufhin Strafanzeige gestellt hatten, sind inzwischen suspendiert.

Diese Vorgänge zu entwirren, wird im Fall einer erfolgreichen Wahl Aufgabe von Volker Schüßler werden. „Wenn ich alles, was ich erfahren habe, zusammenzähle, dann ist das mehr als schlecht“, stellt der Steuerfachmann aus Deggendorf fest. Er will den Verband zurück zu einer „vernünftigen Finanzplanung“ führen, wie er sagt. Einer Finanzplanung, bei der das Geld auch dort ankommt, wofür es gedacht ist. Dass das nicht so ist, sehe man eben an den Ausgaben für die Digitalisierung. „Der Verband hat fast zehn Millionen dafür ausgegeben, man sieht aber nichts von Digitalisierung“, stellt Schüßler fest. Für ihn ist klar: „Der Vorgang muss schonungslos aufgearbeitet werden und ohne Tabus geschehen.“ Schüßler erinnert daran, dass die Gelder ja allesamt von Vereinen kommen, die in den vergangenen fünf, sechs Jahren bereits Beitragserhöhungen von 20 bis 25 Prozent hätten hinnehmen müssen. Fürs kommende Jahr sei eine weitere Erhöhung um nochmal zehn Prozent vorgesehen.

Ziel: Sportfamilie wieder einen

Schüßler fürchtet, dass es mit diesen Geldern ähnlich gehen wird wie mit den Digitalisierungs-Millionen, falls die Dinge weiterlaufen wie bisher. „Die Ressourcen müssen zum maximalen Einsatz gebracht werden, zielgerichtet zum Wohle des Sports“, formuliert er das Ziel für den Fall seiner Wahl.

Wie die Chancen beim Verbandstag stehen, will Schüßler nicht beurteilen. Er verweist auf den aktuellen Zustand den BLSV, den er in zwei Lager gespalten sieht, das Lager Ammon und das Lager Güller. Diese Spaltung zu überwinden, sei die Kernaufgabe. „Die Sportfamilie muss wieder geeint werden. Mit der Hälfte der Kraft kommt keiner weiter.“ Wenn Volker Schüßler das sagt, hört sich das an wie ein ganz persönliches Motto. Halbe Sachen sind nicht sein Ding.