Ende einer Erfolgsgeschichte
Auflösung nach 15 Jahren: Das Frauenteam der DJK Grattersdorf sagt leise „Servus“

08.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:42 Uhr

Aus, Schluss und vorbei: Die erfolgreiche Frauenmannschaft der DJK Grattersdorf sagt „Servus“, löst sich nach dieser Saison auf. −Fotos: Helmut Müller

Die Fußballerinnen der DJK Grattersdorf erlebten zuletzt einen ganzen Haufen letzte Male. Am 13. Mai bestritten sie ihr letztes Heimspiel, am Freitag vor einer Woche trainierten sie zusammen zum letzten Mal in Grattersdorf, am vergangenen Samstag um 17 Uhr standen sie beim Auswärtsspiel in Geiersthal zum letzten Mal gemeinsam auf dem Platz. Sie siegten 11:0 – und nun ist Schluss.

Nach 15 Jahren löst sich die Frauenfußballmannschaft der DJK Grattersdorf aus. Sportliche Gründe? Fehlanzeige. Die DJK-Spielerinnen stehen auch dieses Jahr wieder auf Rang zwei der Bezirksliga Ost, kämpften lange um den Aufstieg mit.

Die Personaldecke aber wird schlichtweg zu dünn, zu viele Spielerinnen hören auf und weil es mittlerweile auch keine zweite Mannschaft mehr gibt, kann niemand nachrücken. „Das ist schon sehr schade“, sagt Kapitänin Magdalena Guterl. „Aber lieber so aufhören, als wenn sportlich nichts mehr passt.“

Sportlich schrieben die Frauen der DJK ohnehin von Anfang an Erfolgsgeschichte. „Sie waren immer das Aushängeschild des Vereins, gerade als es bei den Männern nicht so gelaufen ist“, sagt der Vereinsvorsitzende Wolfgang Egner.

Dabei hatte der Aufschwung viel mit Trainer Albert Simmet zu tun. Er war der erste Trainer der Frauenmannschaft und behielt diesen Posten dann rund zehn Jahre. Nebenbei baute er noch das Vereinsheim um, er war öfter am Sportplatz als zuhause.

Simmet bekam dabei auch immer wieder Unterstützung von seinem Sohn Andreas und Hermann Guterl. Danach arbeiten noch Daniel Sterr, Klaus Söldner und Josef Maier als Trainer in Grattersdorf, zuletzt betreute das Team Eduard Bednarek. „Wir hatten immer viel Glück mit unseren Trainern“, sagt Guterl, die von Anfang an dabei war und auch Sportliche Leiterin der Frauenmannschaft ist.

Besonders die Saison 2013/14 blieb den Fußballerinnen in Erinnerung. Damals absolvierten die Grattesdorferinnen ihre erste Saison in der Bezirksliga, spielten dort auch das Derby gegen den SV Schaufling. Die Personaldecke war bei beiden rivalisierenden Teams dünn, also entschieden sich die Verantwortlichen, dass eine Fusion Sinn ergeben würde. Sowohl Grattersdorf als auch Schaufling kämpften gegen den Abstieg. Es kam zum direkten Duell, mit einer besonderen Prämisse: Der Sieger bleibt in der Liga und wird federführend bei der geplanten Spielgemeinschaft.

Die Grattersdorferinnen setzten sich durch, hielten die Klasse und fortan ging man als SG DJK Grattersdorf/SV Schaufling auf Punktejagd. „Aus Rivalinnen wurden dann superschnell Freundinnen“, sagt Guterl heute. Nach dem Aufstieg in die Bezirksoberliga wechselten die Schauflingerinnen dann fest zur DJK. Heute sitzt eine ehemalige SVS-Kickerin sogar in der Grattersdorfer Vorstandschaft. Wie noch fünf andere Spielerinnen. Eine absolute Ausnahme in der oft männerdominierten Welt des Amateurfußballs.

„Da bringen sich immer alle ein, das ist der Wahnsinn“, sagt Vereinsboss Egner. „Bei jedem Fest oder wenn es sonst was zu arbeiten gibt, sind sie da und helfen.“ Daran werde sich auch nach dem Aus des Frauenteams nichts ändern, glaubt Egner. „Auf die ist ja immer Verlass.“

Ein absolutes Highlight seien laut Guterl immer die gemeinsamen Fahrten mit der Männermannschaft in die Trainingslager nach Kroatien und Italien gewesen. „Unser coolstes Spiel hatten wir in Manerba“, erinnert sich Guterl. Die Frauen bestritten einen Testkick, die Männermannschaft versammelte sich unter dem Tribünendach eines nicht mehr ganz taufrischen Stadions und stimmte 90 Minuten lang Fangesänge an. „Eine Stimmung wie in der Arena“, sagt Guterl.

In der Saison 2018/19 setzten die Grattersdorferinnen dann ein sportliches Ausrufezeichen weit über die 1400-Einwohner-Gemeinde hinaus. Sie stiegen in die Bezirksoberliga auf. Vorzeitig und überraschend damals, nach einer Niederlage des Aufstiegskonkurrenten versammelten sich die Grattersdorferinnen zur spontanen Meisterfeier.

In der abgebrochenen Corona-Saison mussten die DJK-Spielerinnen dann wieder eine Klasse runter, schüttelten sich kurz und spielten sofort wieder vorne mit. Am Ende der Saison 2021/22 waren sie punkt- und torgleich mit Ruderting II Zweiter, fügten dem Tabellenersten sogar die einzige Saisonniederlage zu, verpassten aber wegen des direkten Vergleichs den Aufstieg knapp.

Auch in dieser Saison mischt die DJK wieder ganz vorne mit. Beim letzten Heimspiel bezwangen die Grattersdorferinnen Engertsham 2:0. Die unterlegenen Rivalinnen zeigten sich danach als faire Verliererinnen und posteten auf Instagram. „Es ist immer schade mitanzusehen, wenn sich gute Mannschaften im ohnehin kleinen Damenbereich auflösen. Wir ziehen unseren Hut und wünschen euch alles Gute.“

Eine Geste, die auch die Grattersdorferinnen freute. „Es ist einfach schwierig geworden“, sagte Guterl zum bevorstehenden Aus der Frauenmannschaft. „Wo sollen die Spielerinnen auch herkommen?“ Zumal die Grattersdorferinnen ja nicht allein dastehen, im ganzen Land kämpfen Frauenteams ums Überleben oder müssen sich auflösen.

Ohne Fußball geht es für das Grattersdorfer Frauenteam aber natürlich nicht. Zwar stehen sie nicht mehr gemeinsam auf dem Platz, dafür sind sie nun als Schlachtenbummlerinnen bei den Relegationsspielen der Herrenmannschaft unterwegs. Am Mittwoch in Iggensbach waren sie die lautstärksten Fans beim Sieg gegen Hengersberg und auch für die zweite Runde am Sonntag (17 Uhr) gegen den FC Langdorf haben sie angekündigt, wieder in voller Mannschaftsstärke vertreten zu sein.

− jk