Deggendorfer Kickboxerin haut alle weg
Asude Dursun erfüllt sich Jugendtraum – und wird souverän Weltmeisterin – Ex-Champion Julia Irmen gratuliert als Erste

04.02.2024 | Stand 04.02.2024, 6:00 Uhr

Voll fokussiert und konzentriert im Ring: Die frischgebackene Kickbox-Weltmeisterin Asude Dursun.

Sie steht ganz oben auf dem Podest – und holt sich in der Damenklasse bis 48 Kilogramm mit drei Siegen Gold im portugiesischen Albufeira. Dieser Triumph ist von besonderer Bedeutung, da die Deggendorfer Kickboxerin Asude Dursun (23) seit der bedeutsamen Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 2. Dezember 2017 die erste Athletin ist, die in dieser Disziplin Gold bei einer WM gewinnt.

Die Leistung der Bundespolizistin in Ausbildung kann nicht hoch genug gewürdigt werden: Sie gewinnt die einzige Medaille für Deutschland – und hält somit die schwarz-rot-goldene Fahne hoch. Ihre große Schwester Melda Dursun verpasste dagegen eine Plakette. Sie musste sich im Auftaktkampf gegen die starke Kasachin Aliaskar Symbat in einem hochwertigen Kampf geschlagen geben.

Viele Herausforderungen erfolgreich gemeistert



Asude Dursuns Weg an die Spitze des Kickboxens begann am 1. Mai 2013 in einer Kindergruppe. „Schon damals zeigte sie außergewöhnliches Engagement: Sie erschien regelmäßig 30 Minuten vor Trainingsbeginn und ließ nie eine Einheit aus“, erinnert sich ihr Heimtrainer Kai Becker. Diese Hingabe zahlte sich aus, denn bereits im Alter von etwa 17 Jahren intensivierte Dursun ihr Training auf zwei Einheiten täglich während der Sommerferien.

In diesem jungen Alter machte sie auch auf sich aufmerksam, indem sie sowohl bei der U19 als auch in der Elite-Kategorie bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften Medaillen gewann – ein beeindruckender Doppelerfolg innerhalb eines Jahres. Diese Leistungen blieben natürlich nicht unbemerkt. Dursuns Erfolge ebneten ihr den Weg, als Sportsoldatin zu trainieren, und sie konnte für zwei Jahre am Stützpunkt in Deggendorf als Berufssportlerin ihre gesamte Konzentration dem Training widmen.

Dennoch war ihr Weg nicht frei von Herausforderungen. Diskrepanzen innerhalb des Verbandes veranlassten Dursun, ihre Laufbahn bei der Bundeswehr zu beenden und stattdessen eine Ausbildung bei der Polizei zu beginnen. „Diese Entscheidung reflektiert ihre Fähigkeit, Veränderungen anzunehmen und neue Wege zu beschreiten“, so Becker.

Jetzt, zehn Jahre nach dem Beginn ihrer Kickbox-Karriere, ist Dursun deutlich gereift und bringt die Gelassenheit und das Wissen mit, das sie braucht, um auf höchstem Niveau zu konkurrieren. Das bestätigt auch ihr langjähriger Heimtrainer, „dass sich der langfristige Leistungsaufbau ausgezahlt hat“.

Der souveräne Weg zum WM-Titel



In ihrem ersten Kampf gegen die kuwaitische Konkurrentin Asmaa Alqabandi dominierte Dursun deutlich und gewann mit einem einstimmigen Punktestand von 3:0. Alle drei Kampfrichter bewerteten die Leistung der deutschen Athletin als überlegen, der Halbfinaleinzug war geschafft. In einem eindrucksvollen Gefecht setzte sich die Deggendorferin dort gegen Berfin Yesilfidan aus der Türkei ebenfalls mit einem klaren 3:0 durch. Die 23-Jährige überzeugte dabei einmal mehr durch ihre disziplinierte Deckungsarbeit und punktete mit präzisen Einzeltreffern, während sie sich gleichzeitig erfolgreich den gefährlichen Tritten ihrer türkischen Kontrahentin entzog. Dieser Sieg gegen eine der stärksten Gegnerinnen in ihrer Gewichtsklasse ermöglichte ihr nicht nur den Sprung ins Finale, sondern bot auch Trost über einige kleinere Blessuren im Gesicht hinweg.

Im Finale der Elite-Weltmeisterschaft demonstrierte Asude Dursun dann erneut ihre Klasse mit einem überzeugenden 3:0-Sieg gegen die aggressive und hartnäckige Aleksandra Madraszewska aus Polen. Ihre taktische Disziplin und strategische Ausführung entschieden das Duell gegen die von den World Cups bekannte Kontrahentin.

Inmitten ihres Triumphes sorgte ein Überraschungsbesuch für zusätzliche Emotionen: Ihr Heimtrainer Kai Becker und Stallkollegin sowie ehemalige Weltmeisterin Julia Irmen erschienen, um den riesigen Erfolg gemeinsam zu feiern. Der Moment, als Becker sich kurz vor der Siegerehrung bemerkbar machte, war nicht nur für Dursun besonders bewegend, sondern auch für alle Beteiligten. „Für Dursun ist dieser Kampf mehr als nur ein weiterer Wettkampf, es ist die Krönung jahrelanger harter Arbeit, Entschlossenheit und der Unterstützung ihrer Teamkollegen“, so Becker freudestrahlend.