Plattling
Angergries rechts der Isar: Mehr Struktur, größere Vielfalt

Wasserwirtschaftsamt bricht monotonen Flusslauf auf

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:07 Uhr

Dieses alte Foto zeigt die Isar bei Dingolfing im 19. Jahrhundert. −Fotos: Wasserwirtschaftsamt

Von Christoph Häusler

Das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf renaturiert die Isar seit einigen Jahren, schafft verloren gegangene Verbindungen zwischen Fluss und Ufer. Hermann Waas, zuständig für Wasserbau und Gewässerentwicklung, und Clemens Berger, zuständig für Landespflege, informierten den Bau- und Umweltausschuss am Mittwoch, 19. Januar, über geplante Maßnahmen am Angergries, ein Gebiet rechts der Isar.

Wie Waas erläuterte, wurde die Isar im 19. Jahrhundert zunächst begradigt, um nach der Jahrhundertwende Deiche aufzuschütten – zum Schutz der Bevölkerung vor Hochwasserereignissen. Der monotone Flusslauf wurde damit zementiert, links und rechts mit Pappeln, die am Ufer dieses Flusses nichts zu suchen haben, dekoriert. Wegen der Stützkraftstufen fehlte der Isar das Geschiebe, so grub sich der Fluss immer weiter in die Tiefe, während die Ufer an Höhe gewannen. Jahrelang planten Fachleute Konzepte, um das Problem zu beheben, doch die Königslösung konnte niemand präsentieren.

Seit 1999 lässt das Wasserwirtschaftsamt Kies in die Isar kippen, jährlich 20000 bis 30000 Kubikmeter. Waas erklärte: „Wir haben hier mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung eine gute Zusammenarbeit.“ Das heißt: Das Material wird via Lastwagen von Hofkirchen nach Plattling gefahren, in den Fluss gekippt und von der Isar wieder in die Donau transportiert. Ein Kreislauf. Diese Maßnahme koste über 250000 Euro pro Jahr, sagte Waas 2017 gegenüber der PZ. Sie erfüllt ihren Zweck.

Nun zum Angergries auf der rechten Flussseite: Dort will das Wasserwirtschaftsamt ähnlich wie beim Färbergries gegenüber neue Strukturen schaffen. Baggerschaufeln reißen in diesem und im nächsten Winter die Auflandungen im Uferbereich weg, um Verknüpfungen zwischen Fluss und Aue herzustellen. Zudem gilt es, verlandete Nebenarme und Altwasser wieder an das fließende Gewässer anzuschließen. Totholz und Kiesbänke sollen Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum bieten. So werde die Weichholzaue zwischen Strom und Hartholzaue reaktiviert.

Wie erfolgreich die Maßnahmen sein können, zeigten Waas und Berger anhand von Vorher-Nachher-Bildern. Auch ein Blick unter die Wasseroberfläche erstaunte den Ausschuss. Dort tummeln sich Barbe, Nase, Brachse, Frauennerfling. „Ganz viele Jungfische“, so Waas. Und der Huchen. In Bayern gebe es derzeit nur drei Standorte, an denen sich der Huchen selbst erhalten könne. Die Plattlinger Isar könnte bald dazukommen.

Die Gelder für die Strukturverbesserungsmaßnahmen seien für einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren von der Regierung von Niederbayern zugesichert. „Diese Chance müssen wir nutzen“, unterstrich Waas und überzeugte mit den genannten Argumenten den Ausschuss, der die Pläne kritiklos zur Kenntnis nahm.

Bürgermeister Hans Schmalhofer (CSU) sprach von einer „Bereicherung“, Herbert Petrilak-Weissfeld (SPD) nannte die Isar in renaturierter Form ein „unbezahlbares Alleinstellungsmerkmal“. Die Biodiversität werde explodieren, sprich die Barbe werde wieder Laichplätze finden und die Weide wieder Wurzeln schlagen.