Im Viertelfinale gegen Tilburg
800 Kilometer Anreise und ein ganz spezieller Gegner: Deggendorfs besondere Playoff-Reise – Dusek dreht auf

14.03.2024 | Stand 15.03.2024, 7:16 Uhr

Auf die Unterstützung seiner Fans kann sich der Deggendorfer SC in den Playoffs verlassen. − Foto: Helmut Müller

Das Achtelfinale der Eishockey-Oberliga ist Geschichte, jetzt steht das Viertelfinale an. In der Runde der letzten Acht muss der Deggendorfer SC die lange Reise zum niederländischen Club Tilburg Trappers auf sich nehmen. Bereits am Donnerstag machte sich die DSC-Truppe auf den rund 800 Kilometer langen Weg Richtung Holland, wo am Freitag (Spielbeginn: 20 Uhr) die Best-of-Seven-Serie startet.
Kleinere taktische Anpassungen haben dem Deggendorfer SC im Duell mit Hamm den Einzug ins Viertelfinale geebnet. Beispielsweise setzte Jiri Ehrenberger ab Spiel vier nur noch auf drei Reihen. „Wir haben genug erfahrene Spieler im Kader“, begründete der Trainer hinterher: „Man muss dann vielleicht den erfahrenen Spielern mehr Verantwortung in die Hände geben. Das hat gut geklappt, schon in Hamm.“ Ein Entscheidung zum zum Leidwesen der jüngeren Kräfte, die sich aber die Freude über den Einzug in die nächste Runde nicht nehmen ließen.

Dusek in Topform



Aus dem DSC-Kollektiv stach vor allem Antonin Dusek heraus. Der 37 Jahre alte Tscheche spielte eine eher durchwachsene Hauptrunde – speziell seit die beiden Mitspieler Petr Stloukal und Lukas Miculka verletzungsbedingt aussetzen mussten. In den Playoffs dagegen läuft es für den Stürmer, der an der Seite von Thomas Greilinger und Curtis Leinweber aufgeblüht und sich vor allem im Torabschluss treffsicher zeigte: Das wichtige 1:0 am Dienstag oder der 2:1-Führungstreffer am Sonntag in Hamm gingen auf Duseks Kappe, in Spiel zwei traf der Mittelstürmer sogar zwei Mal für seine Farben.
Möglicherweise war die Serie gegen Hamm auch die optimale Vorbereitung auf die Tilburg Trappers. Denn die Niederländer spielen ähnlich: Diszipliniert, läuferisch stark, aggressives Forechecking. Die Klub ist nicht mehr der Überflieger wie noch 2017/18, als der Deggendorfer SC im Oberliga-Finale auf die Trappers traf. Trotz Platz 2 in der Nord-Staffel sind die Niederländer nicht unschlagbar, gehen aber dennoch als Favorit in die Serie. Wenn der DSC ähnlich auftritt wie in Spiel vier und fünf gegen Hamm sowie vor dem Tor konsequenter ist, dann ist aber durchaus der Einzug ins Halbfinale möglich.

Darum spielt Tilburg in der deutschen Oberliga



Die Tilburg Trappers, die zu weiten Teilen die holländische Nationalmannschaft bestücken, spielen seit der Saison 2015/16 in der deutschen Oberliga mit und schrieben mit dem Titelgewinn gleich im ersten Jahr Eishockey-Geschichte. Auch in den beiden folgenden Spielzeiten holten die Niederländer die Meisterschaft − der Aufstieg in die DEL2 wurde ihnen aber stets verwehrt und ist auch jetzt nicht möglich. Warum die Holländer dennoch weiter in der deutschen Liga an den Start gehen, hat einen einfachen Grund. Im restlichen Land ist der Eishockey-Sport weniger populär, es gibt kaum ernstzunehmende Gegner. „Nur Heerenveen war unser Konkurrent. Im September wissen wir, dass wir das Finale gegen Heerenveen spielen. Das ist nicht gut fürs Eishockey, nicht gut für Tilburg“, begründete der damalige Trappers-Vorsitzender Ron van Gestel den Wechsel.

Für Tilburg, wo seit 80 Jahren Eishockey gespielt wird, hat sich der Schritt ins Nachbarland ausgezahlt. Nicht nur sportlich. Der Zuschauerschnitt hat sich verdoppelt, oft ist das Stadion mit über 2600 Zuschauern ausverkauft. Zu den „Derbys“ nach Herne, Duisburg oder Essen fahren 700 Fans mit. „Sie sind auf jeden Fall ein spektakulärer Gegner, heimstark und mit guter Stimmung im Stadion“, urteilt Axel Kammerer, Trainer von Bad Tölz, der mit seinem Team im Achtelfinale ohne Chance war und die Serie 0:3 verlor. „Das ist eine Top-Level-Mannschaft“, warnt Kammerer. Besonders gefährlich: Branden Gracel. Der Ex-DEL2-Spieler bringt es bisher schon auf 31 Tore und 33 Vorlagen.

− rr/la