Vor Bürgerentscheid
„Windräder tun dem Wald nicht weh“

Wirtschaftsminister Aiwanger stellt sich eindeutig hinter das hiesige Energieprojekt

18.01.2024 | Stand 18.01.2024, 5:00 Uhr

Demonstrierten am Eschlberg in Mehring Geschlossenheit zum Thema Windpark im Altöttinger und Burghauser Staatsforst (von links): die Bürgermeister Stephan Antwerpen (Altötting), Johann Krichenbauer (Burgkirchen), Benedikt Dittmann (Marktl), Robert Buchner (Mehring) und Wolfgang Beier (Haiming), Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Wacker-Werkleiter Dr. Peter von Zumbusch, Forstbetriebsleiter Dr. Heinz Utschig, Landrat Erwin Schneider, Burghausens Bürgermeister Florian Schneider, Heike von der Heyden von der Projektfirma Qair und Rainer Droste von den Bayerischen Staatsforsten. − Foto: Schwarz

Die unverbrüchliche Unterstützung für den Windpark mit 40 Anlagen im Altöttinger und Burghauser Staatsforst hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger für sich persönlich, aber auch im Namen seines Wirtschaftsministeriums und der bayerischen Staatsregierung bei einem Besuch am Mittwochvormittag in der Gemeinde Mehring zum Ausdruck gebracht. An deren Bürger richtete er den Appell, beim Bürgerentscheid am übernächsten Sonntag, 28. Januar, dem Vorhaben durch eine deutliche Zustimmung Rückenwind zu geben.

Bürgermeister kritisiert Staatsregierung

Am Aussichtspunkt am Eschlberg kam der Minister mit Landrat Erwin Schneider, den Bürgermeistern der Anrainergemeinden sowie Vertretern der Industrie, der Staatsforsten und der Projektfirma Qair zusammen – im Rücken den Forst und im Blick das Panorama der Burghauser Industrie mit der lodernden, bollernden OMV-Fackel. Mehrings Gemeindeoberhaupt Robert Buchner bemängelte eingangs die zaghafte und unkonkrete Informationspolitik der Staatsregierung zum Windkraftprojekt, die es den Gemeinden erschwert habe, den Kritikern und Gegnern mit Fakten entgegenzutreten. Der Bürgermeister betonte, es sei jetzt wichtig, beim Entscheid in Mehring eine hohe Bürgerbeteiligung zu erreichen, um ein klares Meinungsbild zu bekommen. Er betonte, entgegen anders lautender Behauptungen der Gegner gehe es beim Windpark in hohem Maße um die Sicherung des Industriestandorts und seiner Arbeitsplätze.

Dem stimmte auch Minister Aiwanger wortreich zu – und das gelte nicht nur für die Industrie, sondern auch bei der Realisierung in allen Bereichen der Baubranche, dem Einzelhandel, Gastgewerbe und vielem mehr. Nicht vergessen werden dürfe auch, dass der hiesige Windpark den Freistaat energiepolitisch nach vorne und den Gemeinden Einnahmen bringe über den Energieertrag; er sprach von rund 1,1 Millionen Euro für die Anrainer-Kommunen. Ermöglicht werde darüber hinaus auch die Beteiligung von Bürgern, die bald konkretisiert werde.

Und Aiwanger zeigte sich überzeugt, dass der Windpark zum Vorteil des Staatsforstes sein werde, weil über die Pachtzahlungen der Waldumbau finanziert werde: „Die Eingriffe werden kompensiert“ und seien eine Bereicherung, weil durch die Windkraftinseln mehr Licht in den Forst komme, was die pflanzliche und tierische Diversität steigere. Der Minister, der politisch in der Regierung auch für den Forst Verantwortung trägt, zeigte sich überzeugt: „Der Wald ist der ideale Standort für Windräder. Sie tun dem Wald nicht weh.“

Die Windkraft sei flächenschonend und effizient – ein Windrad erzeuge so viel Energie wie eine PV-Anlage auf einer Fläche von 20 Hektar. Und kein Investor baue, wenn der Ertrag nicht gesichert sei, machte der Minister deutlich. Es werde sich lohnen.

„Wir wollen die Windkraft, weil wir sie bayernweit brauchen und weil sie der Region nutzt“, stellte Aiwanger fest. Der Energiebedarf im Chemiedreieck sei riesig; je mehr Strom lokal erzeugt werde, desto besser sei es. Er machte aber gleichzeitig deutlich, dass er jederzeit auch mit den Gegnern rede. Deren Argumente seien zu hören und wenn sie Falschinformationen aufsäßen, müsse man diese geraderücken. Doch zweifelsohne spreche bei Weitem mehr für als gegen den Windpark, weshalb er die Mehringer um Unterstützung bat – auch als Zeichen, dass die Inn-Salzach-Region hinter dem Wirtschaftsstandort steht und sich auch vor Ort für die Versorgung und seine Zukunft einsetzt: „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir die Bürger mitnehmen.“

Landkreis jetzt schon ein „Mekka“ der Erneuerbaren

Landrat Erwin Schneider stellte die Bedeutung des Windkraftprojekts in eine Reihe mit den Gründungs- und Entwicklungsentscheidungen des vergangenen Jahrhunderts – der Nutzung der Wasserkraft vor 100 Jahren und dem Bau der Ölpipeline von Triest vor 60 Jahren. Im Zuge der Umstellung der Wirtschaftsweise hin zur Wasserstoffbasis und vor dem Hintergrund des Klimawandels sei es jetzt geboten umzusteuern: „Wenn wir es nicht hinkriegen, versündigen wir uns vor den nächsten Generationen.“ Die Windenergie rechne sich jetzt im Landkreis wegen der ausgereifteren und höheren Anlagen und des gestiegenen Ertrags und vervollständige das Portfolio der Erneuerbaren. Der Landkreis sei jetzt schon ein „Mekka“ der Wasserkraft und des Solarstroms, ergänzt durch die Biogasanlagen.

Der Landrat zeigte sich dankbar und erfreut, dass der Freistaat seine unumwundene Unterstützung für den Windpark im Staatsforst bekunde – zumal es bei anderen Themen, insbesondere PFOA, Dissonanzen gebe, hier mit dem Umweltministerium von Aiwangers Parteifreund Glauber. Auch Schneider appellierte an die Mehringer, für den Windpark zu stimmen.

Dr. Peter von Zumbusch, Werkleiter der Wacker Chemie in Burghausen, hob die Bedeutung elektrischer Energie für sein Unternehmen hervor, die noch steigen werde. Die Unternehmen im Chemiedreieck seien fest entschlossen, die Zukunft hier in Südostoberbayern zu gestalten, der Windpark helfe dabei und sichere Arbeitsplätze. Heike von der Heyden von der Projektfirma Qair dankte „für die klaren Worte“ der Vorredner, insbesondere des Ministers. Sie stellte die Chancen für lokale Wertschöpfung beim Bau und Betrieb der Windkraftanlagen heraus; ihr Unternehmen Qair setze bei dem 400-Millionen-Euro-Projekt auf die hiesige Region. Forstbetriebsleiter Dr. Heinz Utschig betonte, die Bayerischen Staatsforsten stünden hinter dem Projekt – eben weil es den klimabedingten Umbau des Forstes befördere.

Georg Stadler jun., Bauer und Mehringer Gemeinderat, sprach das Thema der Ausgleichsflächen an. Aiwanger sagte, bei der Entschädigung seien nur Einmalzahlungen möglich. Es solle aber darauf geachtet werden, dass möglichst wenig guter landwirtschaftlicher Grund verbraucht werde. Peter von Zumbusch sagte hierzu, diese Forderung spreche ja gerade für die Windkraft, weil sie flächenschonend sei.

− ecs


Einen weiteren Bericht zum Bürgerentscheid in Mehring lesen Sie auf Seite 28. Einen Informationsnachmittag zum Windpark im Allgemeinen veranstaltet die Projektfirma Qair am Sonntag, 21. Januar, ab 13 Uhr im Kultur + Kongress Forum in Altötting.