Altöttinger Stadtgalerie
„Wie der Vater, so der Sohn“: Ausstellung der Bildhauer Hans-Joachim und Joachim Seitfudem

02.04.2024 | Stand 05.04.2024, 15:06 Uhr
Petra Kähsmann

Die „Versöhnung“ von Joachim Seitfudem (Lindenholz, Eisen, 2016) gehört zu seinen surrealistisch anmutenden Werken. − Foto: Kähsmann

Vater und Sohn, eine Einheit und doch so konträr: Dort wo Handwerk auf Kreativität trifft, in der Familienwerkstatt Seitfudem in Bad Kohlgrub, belegen die Arbeiten eindrucksvoll die Sichtweisen zweier Generationen auf Glauben, Leben und Vergänglichkeit. Bei der Ausstellung „Wie der Vater, so der Sohn“ in der Altöttinger Stadtgalerie werden 53 Werke, die im Zeitraum von 1961 bis 2024 entstanden sind, von Vater Hans-Joachim und Sohn Joachim Seitfudem gezeigt.

Die Schau will zudem einen in Altötting stets präsenten Gedanken aufgreifen: Carpe diem et memento mori (Nutze den Tag und gedenke des Todes). Daran erinnert Altöttings Wahrzeichen, der Tod z‘ Eding, der in der Stiftspfarrkirche durch Joachim Seitfudems „Lifetime“ kurzzeitig Gesellschaft bekommen hat. Die mit Gold überzogene Statuette wird durch einen Seilzug-Mechanismus mal schneller, mal langsamer nach oben bewegt, wo sie das unausweichliche Ende erwartet.

Joachim Seitfudem ist mit der Kunst aufgewachsen. Seine Mutter war Malerin, bei seinem Vater hat er das Handwerk der Holzbildhauerei erlernt, sich sehr bald emanzipiert und eine ganz besondere, persönliche Note gefunden. Ausgezeichnet mit drei Staats- und zwei internationalen Kunstpreisen spiegeln seine Arbeiten Erlebnisse, Erfahrungen, Gedanken und Emotionen wider. Er erschafft seine Figuren aus Holz, manches Mal gepaart mit einem Uhrwerk oder anderen mechanischen Teilen. Seit einiger Zeit arbeitet er auch mit Bronze, was ihn weiter auf der Erfolgsleiter nach oben klettern ließ. Mit seinen Figuren erzählt er berührende Geschichten. Nicht selten befinden sich seine Werke in „Black Boxes“. Diese meist surrealistisch anmutenden Szenen mahnen, im Hier und Jetzt zu leben, wie die „Versöhnung“, die zu sagen scheint: zeige Demut, nimm das Friedenszeichen an, denn die Uhr tickt weiter. Eine Serie seiner Stahlarbeiten, die sich inhaltlich in der Abstraktion ergießt, wird in dieser Ausstellung erstmals dem breiten Publikum zugänglich gemacht. Joachim d. J. stellt als erster deutscher Künstler in der Royal Scottish Academy aus, arbeitete für internationale Stars und Persönlichkeiten und ist aktuell in Galerien in Belgien, Frankreich und Hongkong vertreten.

Hans-Joachim Seitfudem absolvierte eine Holzbildhauerlehre in Oberammergau, machte seinen Bildhauermeister und eröffnete 1975 sein eigenes Bildhaueratelier in Bad Kohlgrub. Durch seine Schule gingen viele Lehrlinge, darunter spätere Kammer-, Landes- und Bundessieger, unter anderem sein Sohn und Jürgen Lingl-Rebetez, weltberühmt für sein Handwerk und Lebenskunst der Tiere. Hans-Joachim Seitfudems Passion gilt der sakralen Kunst, wobei er sich bei der Darstellung von Heiligen oder testamentarischen Szenen an konkrete Aussagen der Bibel hält. Sein Gesellenstück, eine ausdrucksstarke Pieta, zeigt eine geschockte Mutter Maria, die sich erschrocken die Hand vor den Mund schlägt. Doch taucht Hans-Joachim Seitfudem auch in mythologische und weltliche Bereiche ein. „Leda mit dem Schwan“, Tierfiguren oder das „Mädchen im Sessel“ sind einige Beispiele dafür.

Petra Kähsmann


Bis 12. Mai, Stadtgalerie Altötting, Papst-Benedikt-Platz 3, geöffnet Mi. bis Sa. 14-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-16 Uhr