Neujahrskonzert in Burghausen
Mit Wiener Leichtigkeit ins neue Jahr

08.01.2024 | Stand 08.01.2024, 16:45 Uhr
Rainer Wetzl

Grandiose Duette sangen Eva-Maria Kumpfmüller und Harald Wurmsdobler wie hier bei der Zugabe „Lippen schweigen“. − Foto: Wetzl

Fast war es ja ein Heimspiel, das Neujahrskonzert des in Schärding beheimateten Salonorchesters mit dem für die Region bezeichnenden Namen „sINNfonietta“. Im Orchester spielen Profimusiker aus dem Innviertel, viele von ihnen Musiklehrer, die sich im Jahr 2011 zusammengetan haben, um ein kulturelles Zeichen zu setzen und Freude an der Musik zu vermitteln. Am Sonntagabend gaben diese ambitionierten Musiker im Burghauser Bürgersaal unter dem Leitmotiv „An der blauen Donau“ ihr Bestes und ließen wunderschöne Melodien aus der Glanzzeit Ende des 19. Jahrhunderts erklingen, als Wien das musikalische Zentrum der Welt war.

Es wurde ein unvergesslicher Abend, die Zuhörer wurden mitgenommen in die Welt vom „Wiener Blut“ bis zum „Rosenkavalier“, exzellent dargeboten und charmant von Marcus Hölzl moderiert. In Erinnerung bleiben wird dieser Abend aber vor allem durch Sopranistin Eva-Maria Kumpfmüller und den sie begleitenden Tenor Harald Wurmsdobler. Spätestens als sie das berühmte Lied „Lippen schweigen“ aus der Operette „Die lustige Witwe“ wunderschön im Duett sangen, hatten sie die Herzen der Zuhörer gewonnen, die es am Ende nicht mehr auf den Stühlen hielt.

Kumpfmüller lebt in Wien, hat ihre Wurzeln in Schärding und eine mitreißende Stimme, die sich durchaus an großen Opernhäusern behaupten könnte. Gepaart mit einer perfekten Bühnenpräsenz war sie die ideale Besetzung für diesen Abend. Sie ist zu Recht der Star der „Pramtaler Sommeroperette“, zu der die „sINNfonietta“ alljährlich einlädt. Engagiert dafür hat sie Harald Wurmsdobler, der nicht nur ein absolut stimmsicherer Tenor ist, sondern auch als Intendant der Sommeroperette fungiert.

Schade beim Burghauser Konzertabend waren nur zwei Dinge: Einmal die wenig erbauliche Akustik im Bürgersaal und zum anderen, dass nur rund 140 Besucher zu diesem wunderschönen Abend gekommen waren. Der Trompeter und Veranstalter Oliver Lakota hatte sich mehr erhofft. Ein weiteres Konzert in Fürstenzell ist ausverkauft. Lakota denkt dennoch daran, das Burghauser Neujahrskonzert zu einer festen Einrichtung zu machen und damit dann auf bessere Resonanz zu stoßen.

Vielleicht mag der ein oder andere zu Hause Gebliebene gedacht haben, hier nur Altbackenes zu hören. Natürlich erklangen die bekannten Wiener Melodien, und dabei durfte auch der Radetzky-Marsch nicht fehlen. Aber es wurden auch unbekannte Perlen präsentiert, so Auszüge von Volksmusikstücken, die Béla Bartók in Siebenbürgen gesammelt hat. Sie klingen fast wie irische Folklore, aber mit mehr Pfeffer und dem rhythmischen Schwung des Balkans. Ein großer musikalischer Schatz.

Das Salonorchester trat übrigens mit 18 Musikern exakt in der von Johann Strauss vorgegebenen Formation auf. An Geigen und Bratsche ausschließlich Frauen, ergänzt mit Holz- und Blechbläsern, Klavier und Schlagwerk – da lässt sich Musik schon vielseitig darbieten. Und wenn sich dazu noch ein engagierter Vortrag gesellt und mit Gerald Karl ein Dirigent, der das Ensemble mit feinem Gespür für Tempi und Abstimmung der Lautstärke leitet, dann ist ein Abend vorprogrammiert, wie es ihn im neuen Jahr gerne öfter geben darf.

Rainer Wetzl