Feichten
Meister Johann und das Wirtshaus

Ehre, wem Ehre gebührt: Altbürgermeister Johann Aicher hilft, den örtlichen Gasthof zu erhalten<?ZE?>

13.12.2022 | Stand 13.12.2022, 15:00 Uhr

Altbürgermeister Johann Aicher hat sein Talent als Wirt erst später entdeckt und lebt es mit Freude im Gasthaus Feichten aus. −Foto: Sammet

Von Steffi Sammet

Johann Aicher kann vieles: Landwirt, Bürgermeister und Gastwirt. Der 78-jährige Feichtner führte über Jahrzehnte hinweg seinen Hof inklusive der Viehwirtschaft. 35 Jahre lang leitete er als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Feichten an der Alz. Dass auch ein Talent als Gastwirt in ihm schlummert, hat Aicher 2009 entdeckt: „In diesem Jahr hat der Pächter des Gasthauses an der Hauptstraße aufgehört, und die Gemeinde musste sich überlegen, was sie macht“, erinnert er sich.

Weil die Feichtner damals trotz intensiver Suche keinen neuen Pächter finden konnten, entschied sich der Gemeinderat dafür, das Wirtshaus als gemeindliches Projekt weiterzuleiten. Seither engagiert sich Johann Aicher auch als ehrenamtlicher Gastwirt. Mit unübersehbarem Geschick: Er kümmert sich um die Reservierungen, geleitet die Gäste zu ihren Tischen, fährt mit der Küchenchefin zum Einkaufen und ist auch sonst jederzeit einsatzbereit.

Während der Altbürgermeister aufzählt, was sein Engagement für das Gasthaus Feichten alles umfasst, sitzt er am Stammtisch in der Gaststube vor einer Tasse Kaffee und einem Tellerchen mit Schokokeksen und lächelt spitzbübisch. „Unsere Küche ist wirklich einzigartig“, wirbt er. Dass es im Gasthaus Feichten gut schmeckt, hat sich in der Region über die Jahre ohnehin herumgesprochen: „Unser Angebot wird immer besser angenommen. Es gibt Tage, da können wir nicht alle annehmen, die einen Tisch reservieren wollen“, so Aicher. Etwa 150 Gäste finden im Wirtshaus Platz, rund 80 Prozent der Gäste kommen laut dem Hobbygastwirt inzwischen von außerhalb. Als Aicher das erzählt, ist der Stolz in seiner Stimme unüberhörbar. Immerhin war er als treibende Kraft in diesen Versuch involviert.

Dann springt er auf und eilt hinter den Tresen, um die Speisekarte zu holen. Zurück am Tisch, klappt er die Karte auf und erklärt: „Jeden ersten Sonntag im Monat ist Schnitzelsonntag.“ Neben einer Tagessuppe bereitet das Küchenteam dann unter anderem Schnitzel Wiener Art, Feichtner Schmankerlschnitzel und Bürgermeisterschnitzel mit Rahmchampignons, Spätzle und Kroketten zu.

Jeden dritten Sonntag im Monat lädt das Gasthaus Feichten zum Bratensonntag, an dem die Gäste auch wieder zwischen verschiedenen Braten wählen können. „Und mittwochs haben wir ab 17 Uhr geöffnet. Da kommen oft Senioren und Vereine aus der Gemeinde, um nach ihren Versammlungen noch gemütlich bei uns zusammenzusitzen und etwas zu trinken“, schildert Aicher.

Mittwochs ist der agile Tausendsassa eher selten im Gasthaus zu finden. Sonntags dagegen lässt er es sich nicht nehmen, die Gäste persönlich an die Tische zu geleiten. „Manchmal müssen sich auch Leute, die nicht zusammengehören, einen Tisch teilen, weil wir so viele Reservierungen haben“, erzählt er. Da müsse man schon achtgeben, dass die halbwegs zusammenpassen. Schelmisch grinsend fügt er an: „Wirt sein macht nicht immer Spaß.“

Weiter will er auf die Herausforderungen als Gastwirt dann gar nicht eingehen. Er genießt einen weiteren Schluck Kaffee und weist auf ein Schwarz-Weiß-Bild an der Wand hin: „Das habe ich von der Theatergruppe, der Musikgruppe und der Krieger- und Soldatenkameradschaft Feichten geschenkt bekommen.“ Das Bild zeigt ihn mit Hut und trägt den Titel „Neuwirt seit August 2009“. Sein Engagement kam offensichtlich schon damals bei den Feichtnern an.

Schon als Bürgermeister hat sich Aicher um das Gasthaus gekümmert. Seit er 2017 von seinem Amt zurückgetreten ist, investiert er noch mehr Zeit in das Wirtshaus. Neben den Reservierungen gibt er unter anderem auch die Geschenkgutscheine aus.

Gut gelaunt zupft Aicher hinter dem Tresen seine Trachtenweste zurecht. Für die Gemeinde sei es wichtig, dass der Gasthof erhalten bleibe. Wie viel Freizeit er in sein ehrenamtliches Engagement für das Gasthaus stecke, sei ihm egal. „Hauptsache es macht mir Spaß“, hebt er breit lächelnd hervor.

Wer Johann Aicher in der Gaststube sieht, wie er hier was richtet, dort Milch hinträgt oder wie er begeistert davon erzählt, dass der Gasthof mit den Aktionstagen am Mittwoch und Sonntag einiges bietet, sieht vor allem eines – einen zupackenden, lebenslustigen Wirt, der weiß, was Gastlichkeit ausmacht. Wer ihn als Gast so vor und hinter dem Tresen, in der Küche oder der Gaststube beobachtet, darf sich glücklich schätzen, dass Aicher sein Talent als Wirt noch entdeckt hat und es mit Freude auslebt.