Burghausen
Feuerwehr Burghausen: Ära Lindner endet

Bei der Hauptversammlung mit Wahl wird die Führungsebene umgebildet – Hohe Einsatzbelastung der 77 Aktiven

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:03 Uhr

Die neue Führung der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen mit Bürgermeister Florian Schneider (von links): Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Rupert Seitz, Vorstandsvorsitzender Markus Szehr, Kommandant Florian Hobmeier, Zweiter Kommandant Michael Hauf und Dritter Kommandant Christian Kraus. −Fotos: Feuerwehr

Zu einem historischen Tag ist die 159. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen am Freitag geworden. Vorstandsvorsitzender Thomas Lindner hatte im Vorfeld angekündigt, nach 18 Jahren nicht mehr für dieses Amt zu kandidieren und auch bei anderen wichtigen Funktionen standen Veränderungen an. Dementsprechend groß war der Andrang im Bürgerhaussaal.

Im von den Lindacher Bläsern würdig gestalteten Totengedenken gedachte man der verstorbenen Kameraden. Vorsitzender Thomas Lindner gab in seinem Rechenschaftsbericht Aufschluss über die Aktivitäten des Feuerwehrvereins. Kommandant Florian Hobmeier lieferte mit seinem Jahresbericht einen detaillierten Überblick über die aktive Wehr. Die 77 Feuerwehrdienstleistenden, davon sieben Frauen, durchliefen in Summe 50 Übungs- bzw. Ausbildungstermine mit 85 Themenblöcken. 19 Mitglieder schafften die Leistungsprüfung „Gruppe im Löscheinsatz“. 50 Lehrgänge wurden auf Landkreisebene absolviert.

Das zurückliegende Jahr war nach Hobmeiers Worten wieder von hoher Einsatzbelastung geprägt: So mussten die Ehrenamtlichen zu 253 Einsätzen ausrücken, die sich in 78 Brände, 127 technische Hilfeleistungen und 48 Sicherheitswachen aufgliedern. „Besonders an die Substanz ging eine Woche im Mai mit 15 Alarmierungen, teils schwerwiegende Einsätze.“ Neben Unwettereinsätzen, einer Wasserrettung und zahlreichen Einsätzen aus dem Bereich der technischen Hilfe, forderte der verheerende Kellerbrand in der Robert-Koch-Straße die Einsatzkräfte massiv. Infolge des Kellerbrandes starb ein Mensch trotz frühzeitiger Rettung durch die Feuerwehr. Weitere acht Menschen konnten im Rahmen der 253 Einsätze nur tot geborgen werden. Die Anzahl der Geretteten beträgt 57, wobei 17 über die Drehleiter und 13 im Rahmen von dringenden Türöffnungen gerettet werden konnten. In Summe mussten 5085 Stunden im Einsatzdienst abgeleistet werden.

Neben bereits laufenden Fahrzeugbeschaffungen konnten voriges Jahr die Weichen für einen Ersatz des mittlerweile 35 Jahre alten Tanklöschfahrzeugs TLF 24/50 gestellt werden. Das neue Fahrzeug TLF 4000 wird aufgrund langer Lieferzeiten voraussichtlich erst im Jahr 2024 in Dienst gestellt werden können. Das Feuerwehrhaus konnte mit einer komplett neuen Netzwerkinfrastruktur, inklusive Server, und einer stationären Notstromversorgung ausgestattet werden.

„Wer löscht morgen?“ Mit dieser kritischen Fragestellung appellierte Hobmeier an die Politik, die Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung des Ehrenamtes, etwa durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Gerätehausnähe, weiter attraktiv zu gestalten.

Jugendwart Anton Maier gab Einblick in die Jugendfeuerwehr mit 13 Jugendlichen, von denen zwei weiblich sind. Starke Teilnehmerzahlen konnte die Jugendfeuerwehr bei der Bayerischen Jugendleistungsprüfung und dem Wissenstest vermelden. Zu einem Höhepunkt zählte der Kindernachmittag im Rahmen des städtischen Ferienprogramms, an dem über 400 Kinder teilnahmen.

Kassier Johannes Seidl gab im Anschluss einen Überblick über die Kassenbewegungen des Feuerwehrvereins im zurückliegenden Jahr. Einnahmen von 31151 Euro standen Ausgaben von 25942 Euro gegenüber, was zu einem Saldo von 5209 Euro führte.

Kassenprüfer Helmut Baumgartner bescheinigte vorbildliche Kassenführung und plädierte für eine Entlastung der Vorstandschaft, was einstimmig durch die Versammlung erfolgte.

Mit der Verabschiedung von Vorsitzendem Thomas Lindner folgte ein emotionaler Höhepunkt des Abends. Sein bisheriger Stellvertreter Markus Szehr beleuchtete in einer Laudatio die umfangreichen Verdienste Lindners: „Du musst alle mitnehmen – unter diesem Motto war Lindner ein beispielloser Teamplayer und Vorbild, mit dem sich die ganze Wehr identifizieren konnte. Unter seiner Führung wurde unter anderem das 150-jährige Gründungsfest im Jahr 2013 ein voller Erfolg. Mit seiner Amtsniederlegung nach 18 Jahren als Vorsitzender endet eine Ära.“

Als Dank für Lindners Verdienste hatten sich die Verantwortlichen ein besonderes Abschiedsgeschenk einfallen lassen: Der Burghauser Künstler Jonny Petry fertigte ein Gemälde des Drehleiter-Oldtimers der Wehr auf der Burg vor dem Georgstor an. Nach einer Bilderschau über sein vielfältiges Wirken verabschiedete der voll besetzte Bürgersaal mit minutenlangen stehenden Ovationen Lindner aus seinem Amt.

Bürgermeister Florian Schneider bekräftigte in seiner Ansprache die Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit durch die Stadt Burghausen. „Es ist beeindruckend, was hier geleistet wird. Wir schätzen uns glücklich, mit den beiden Wehren aus Burghausen und Raitenhaslach zwei gut ausgebildete und schlagkräftige Feuerwehren im Stadtgebiet zu haben“, so Schneider.

Kreisbrandinspektor Johann Bernhard dankte der Burghauser Wehr als Ausbildungsstelle auf Kreisebene für Atemschutzgeräteträger oder für die Schiedsrichtertätigkeit bei Leistungsprüfungen. Erster Polizeihauptkommissar Peter Spiegelsberger sicherte weiterhin enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Feuerwehr zu. Der Kommandant der Feuerwehr Ach, Christoph Patsch, lobte die gute grenzübergreifende Zusammenarbeit.

WAHLERGEBNIS

Die Wahl unter der Leitung von Ordnungsamtsleiter Martin Hinterwinkler brachte ohne Gegenkandidat den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Szehr als neuen Vorsitzenden und somit Nachfolger von Lindner hervor. Szehr wird künftig vertreten durch den bisherigen Schriftführer Rupert Seitz. Florian Hobmeier wurde ohne Gegenkandidat erneut in das Amt des Kommandanten gewählt. Neuer Zweiter Kommandant ist Michael Hauf, der Andreas Spindler ablöst, der aufgrund umfangreicher Aufgaben in der Kreisbrandinspektion nicht mehr zur Verfügung stand. Erstmals wurde mit Christian Kraus ein Dritter Kommandant gewählt. Die Verantwortlichen der Wehr entschieden sich zur Einführung dieses Amtes, um das immer größer werdende Arbeitspensum in der Führungsebene auf mehrere Schultern verteilen zu können. Zum Schriftführer wurde Simon Luttenberger gewählt. Johannes Seidl wurde in seinem Amt als Kassier bestätigt. Ihm steht Sebastian Luttenberger als Stellvertreter zur Seite, der Julian Danner ablöst. Thomas Weber und Marvin Bart wurden als Vertrauensleute gewählt.

EHRUNGEN

Ehrungen für Zugehörigkeit:
Zehn Jahre: Marvin Bart, Sandra Eder, Maximilian Krause, Sebastian Wagenhofer.
20 Jahre: Julian Kern, Christian Kraus, Rupert Luttenberger.
25 Jahre: Johannes Seidl, Rupert Seitz.
40 Jahre: Otto Andreas, Herbert Reiff, Wolfgang Rossau.
50 Jahre: Helmut Baumgartner.
60 Jahre: Karl Brantl.

Beförderungen:
Feuerwehranwärter: Jonas Baumann, Maximilian Hofmann, Timo Laumann, Valentin Pilzweger.
Feuerwehrmann/-frau: David Broz, Sebastian Glombik, Michael Gruber, Catharina Huber, Magdalena Huber, Benja Jordan, Lola Jordan, Sam Kirchner, Lukas Krause, Jonas Weber, Tim Weber.
Oberfeuerwehrmann: Marvin Bart, Dean Dominic, Maximilian Krause.
Brandmeister: Vincenzo Bucci.
Oberbrandmeister: Thomas Lindner.

− red