Errungenschaften erhalten
Feminismus(s)-Talk: Prof. Ursula Männle tauscht sich in Burghausen mit Studentinnen aus

22.03.2024 | Stand 22.03.2024, 19:00 Uhr

Generationenübergreifend sprachen (von rechts) Prof. Ursula Männle, Ministerin a.D., Patricia Schuth (2. von links) und Alexandra Dorsch über Feminismus und die Rolle der Frau. Gisela Kriegl, Vorsitzende der Frauen Union Altötting, moderierte den Abend im Audimax. − Foto: Brand

Generationenübergreifend haben sie sich am Donnerstagabend über Feminismus ausgetauscht: Prof. Ursula Männle, Ministerin a.D. und ehemalige Bundestagsabgeordnete, und die beiden Studentinnen des Chemieingenieurswesens, Patricia Schuth und Alexandra Dorsch; Gisela Kriegl, Frauen-Unions-Vorsitzende, moderierte.



Mit violettfarbenem Lavendellikör und Häppchen empfingen Vertreterinnen der Frauen Union die Besucherinnen im Eingangsbereich des Campus Burghausen, vereinzelt mischten sich auch Männer unter sie. Anlass für das Treffen am Donnerstagabend war der Feminismus(s)-Talk.

Zu Beginn stellte Moderatorin Gisela Kriegl, Vorsitzende der Frauen Union Altötting und Bezirksrätin, den etwa 20 Zuhörerinnen und zwei Männern die Gäste vor: Professorin Ursula Männle, Vorreiterin und Kämpferin für Frauenrechte, Ministerin a.D. und ehemalige Bundestagsabgeordnete sowie Patricia Schuth und Alexandra Dorsch, Studentinnen des Chemieingenieurswesens am Campus Burghausen.

Männle wirkte an Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ mit



Einleitend ging Kriegl auf den Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ (2021) ein, in welchem es um Politikerinnen – u.a. Ursula Männle – zu Zeiten der Bonner Republik, sexuelle Diskriminierung und Vorurteile geht. Männle zeichnete dann die Geschichte der Frauenbewegung nach. Feminismus bedeutet ihr zufolge: Interessen von Frauen formulieren, Ungleichheiten aufspüren und beseitigen. Es sei kein Unwort, sondern notwendig.

Bereits 1791 forderte die französische Frauenrechtlerin Olympe de Gouges eine „volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der Frauen“, 1957 beschloss dann der Deutsche Bundestag das Gleichberechtigungsgesetz und erst seit 1977 darf eine Frau ohne Erlaubnis ihres Ehemannes arbeiten. Heutzutage sei die Frauenbewegung ein Erfolg und die „Gleichstellung mehr oder weniger erreicht“, stellte Männle fest.

Feminismus ist „aktueller denn je“



Gisela Kriegl, Patricia Schuth und Alexandra Dorsch sind mit dem Bild aufgewachsen, dass sie als Frauen alles erreichen können, was sie wollen. Trotzdem kamen sie zu dem Schluss, dass Feminismus „aktueller denn je“ ist.

Auch die Frage „Familie oder Beruf?“ bzw. die Vereinbarkeit sei noch nicht vom Tisch. „Das ist eine reine Frauenfrage“, sagte Schuth. Man soll eine Arbeitswelt schaffen, „in der Eltern Eltern sein können“ und die Politik finanzielle Anreize schaffen, forderte Männle. Sie kritisierte, dass es immer noch Bevorzugung bei gleicher Qualifikation gebe. Schuth betonte, dass Frauen öfter „dagegen powern und schnippisch dagegen reden“ sollten, „damit es in den Männerköpfen ankommt“.

Kriegl nannte als weiteres Stichwort die Frauenquote. „Ich war früher eine entschiedene Gegnerin“, sagte Männle. Heute sieht sie es anders: „Wir müssen es über eine Quote regeln, weil es sonst leider nicht funktioniert, wie man es sich vorstellt.“ Dorsch betonte, dass die Quote nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch bei der Integration der Frauen in der Arbeitswelt helfen sollte. Problematisch sei, so Männle, dass sich Frauen oft nicht unterstützen, sondern als Konkurrenz sehen. Auch Kriegl betonte: „Es ist ganz wichtig, dass Frauen zusammenhalten.“

„Feministische Außenpolitik“ – aber wie?



Anschließend warf sie noch den Begriff „Feministische Außenpolitik“ und die Frage, ob sie etwas bringt, in den Raum. „Wir sollten nicht davon reden, sondern es tun“, antwortete Männle und forderte: „Frauen müssen massiv mitbedacht werden.“ Schuth warf ein, dass es nicht leicht sei, als europäische Frau anderen Ländern etwas aufzuzwingen: „Da haben Männer einen viel größeren Einfluss.“ Kriegl bilanzierte: „Feministische Außenpolitik hat Historie und eine Berechtigung, aber es gibt noch viel zu tun.“

Zum Schluss meldeten sich auch Zuhörer zu Wort. „Mich stört der Satz ,Männer und Frauen sind gleich‘, denn das ist nicht so. Männer und Frauen sind gleichwertig“, sagte eine Frau. Eine andere warnte davor, dass Frauen „zurück in die „Heimchenrolle gedrängt“ werden könnten, wenn sie oft im Homeoffice arbeiten und Entscheidungen teilweise nicht mitbekämen. „Man muss sämtliche Entscheidungen hybrid kommunizieren“, betonte Dorsch.

Wenn man sich für Frauen einsetzt, muss man sich nicht als „Feministin“ bezeichnen, stellte Patricia Schuth fest. Alexandra Dorsch gefiel gut, „dass wir Frauen zusammenhalten und ein Vorbild für andere sind und vielleicht können wir auch männliche Kollegen an die Hand nehmen“. Prof. Ursula Männle warnte: „Wenn wir nicht aufpassen, können wir wieder zurückfallen.“ Denn es gebe Gruppierungen von rechts und links, die das befürworten. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Errungenschaften, die so hart erkämpft wurden, erhalten bleiben“, schloss Gisela Kriegl die Runde.