Chemiedreieck Gehör verschaffen
Dyneon, PFAS, ABS38: ChemDelta-Delegation spricht in Berlin mit Ministern

05.04.2024 | Stand 05.04.2024, 16:06 Uhr

Im Gespräch mit den Abgeordneten in der bayerischen Vertretung brachten (v.l.) Andreas Niedermaier, Dr. Bernhard Langhammer, Dr. Peter von Zumbusch und Dr. Christoph von Reden auch das Dyneon-Aus auf die Agenda. − Fotos: ChemDelta Bavaria

Das Thema Energie bleibt Dreh- und Angelpunkt der Industrieunternehmen im Bayerischen Chemiedreieck. Aspekte wie der wachsende Energiebedarf, die hohen Strompreise und die Transformation hin zur Klimaneutralität beherrschten auch die diesjährigen Berliner Gespräche der Initiative ChemDelta Bavaria.

Ein weiterer Schwerpunkt galt, wie ein Sprecher der Wacker Chemie AG mitteilt, den per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) und dem drohenden Aus des Gendorfer Dyneon-Standorts.

Auch Bundesumweltministerin Lemke war Gesprächspartnerin



Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) war heuer die prominenteste Gesprächspartnerin. Ihr brachte die ChemDelta-Delegation, darunter Lenkungskreis-Vorsitzender Dr. Peter von Zumbusch, Sprecher Dr. Bernhard Langhammer, Dr. Christoph von Reden als Leiter des Chemieparks Gendorf sowie Dr. Markus Born, Geschäftsführer der Bayerischen Chemieverbände, die herausragende Bedeutung des Dyneon-Standorts für die europäische HighTech-Industrie nahe.

Vor allem die Chipindustrie kann den ChemDelta-Verantwortlichen zufolge nicht auf die einzigartige Qualität der Gendorfer Fluorpolymere verzichten. Nicht viel anders ergehe es dem 5G-Kommunikationsbereich, der Energie- und Medizintechnik sowie dem Wehrsegment. Die Botschaft: Ohne die Spezialkunststoffe aus dem Chemiedreieck sei eine nachhaltige Zukunft entweder nicht möglich oder aber in hohem Maß abhängig von Asien und den USA.

Initiative ChemDelta fordert erneut Brückenstrompreis



Diese Botschaft wurde auch bei weiteren Gesprächen in Berlin adressiert, so etwa im Bundesfinanz- und im Bundesverkehrsministerium, wo die ChemDelta-Delegation auf Staatssekretärin Katja Hessel (FDP) und Staatssekretär Michael Theurer (FDP) traf – u.a., um den weiteren Verlauf des Bahnausbauprojekts ABS38 und einen aus Sicht der Chemieindustrie nötigen Brückenstrompreis zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit während der Transformation zur Klimaneutralität zu besprechen.

In Sachen Bahnausbau stellten die Ministeriumsvertreter den aktuellen Stand nach der Abkehr vom sogenannten Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz (MGVG) vor. Demnach sind die infolge des MGVG eingetretenen Verzögerungen nicht mehr einzuholen. Mehr noch: Infolge weiterer Planänderungen durch die Bahn AG wird seitens Chem Delta mit neuerlichen Verzögerungen gerechnet. So ist laut Bahnangaben vorgesehen, die anstehende Sanierung der Strecke München-Rosenheim-Salzburg vorzuziehen. Weil der ABS38-Verlauf hierfür als Ausweichstrecke benötigt wird, geht man seitens ChemDelta von einem um rund ein weiteres Jahr verzögerten Baubeginn für die noch ausstehenden ABS38-Abschnitte aus.

Austausch mit 18 bayerischen Bundestagsabgeordneten



Höhepunkt der jährlichen Berlin-Gespräche ist für ChemDelta Bavaria der Austausch mit den bayerischen Bundestagsabgeordneten in den Räumen der Bayerischen Vertretung. 18 Bundestagsabgeordnete und weitere Gäste folgten heuer der Einladung der Initiative um Dr. Peter von Zumbusch (Wacker Chemie AG), Dr. Christoph von Reden (InfraServ GmbH), Andreas Niedermaier (Alzchem Group AG), Dr. Oliver Mieden (Westlake Vinnolit GmbH), Dr. Bernhard Langhammer (ChemDelta) und Dr. Markus Born (Bayerische Chemieverbände), darunter waren auch die Abgeordneten Stephan Mayer (CSU, Altötting), Max Straubinger (CSU, Rottal-Inn), Dr. Peter Ramsauer (CSU, Traunstein), Sandra Bubendorfer-Licht (FDP, Mühldorf) und Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler (SPD, Traunstein).

Bürokratieabbau und Chemikalienrecht kamen auch zur Sprache



Auch dort bestimmten Energiethemen, die angekündigte Dyneon-Schließung sowie deren Folgen die Agenda. Hinzu kamen Aspekte wie dringend nötiger Bürokratieabbau sowie das aus Sicht der Industrie ausufernde Chemikalienrecht.

Die Industrievertreter traten in Berlin nicht nur mit Forderungen und Sorgen auf, sondern machten auch noch einmal deutlich, dass sich das Chemiedreieck die Klimaneutralität als Ziel gesetzt habe und die hiesige Industrie das Ihre beitragen werde, um dieses zu erreichen. Schon heute liefere die Region wichtige Bestandteile in nahezu sämtliche globalen Zukunftstrends. Das soll auch künftig so bleiben. Doch müssten dafür seitens der Politik auch die notwendigen Weichen gestellt werden, fordern die ChemDelta-Vertreter.

In München stehen in den nächsten Wochen für die Initiative ebenfalls bereits traditionelle Gesprächsrunden mit den Landtagsfraktionen auf dem Programm. Schließlich will sich das Chemiedreieck neben der Bundes- auch in der Landeshauptstadt Gehör verschaffen.

− red