Emmerting
Der Wind bläst aus vielen Richtungen

Informationsveranstaltung zum Thema Windkraft und dem geplanten Windpark im Staatsforst

25.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:38 Uhr
Michael Fuchs

Das Interesse am Austausch zur Windenergie war riesig, die anschließende Diskussion in der Schulturnhalle lebhaft. −Foto: Fuchs

Riesiges Interesse rief die erste, von der Gemeinde Emmerting initiierte Informationsveranstaltung zum Thema Windkraft und zu dem im nahen Staatsforst geplanten Windpark am Freitagabend in der Schulturnhalle hervor. „Eine Veranstaltung, die längst überfällig war“, so Bürgermeister Stefan Kammergruber. Bedauerlich sei, so der Bürgermeister, dass sich die Bayerischen Staatsforsten entschuldigen ließen. Der Einladung der Gemeinde gefolgt waren Susanne Müller und Patrick Ecker von Qair Deutschland, der Betreiberfirma des im Staatsforst geplanten Windparks, Dr. Detlef Ahlborn von der Bundesinitiative Vernunftkraft und der Werkleiter des Wacker-Standorts Burghausen, Dr. Peter von Zumbusch.

Kammergruber unterstrich seinen persönlichen Standpunkt, dass der im nahen Staatsforst geplante Windpark dort nicht hingehöre, „weil der Wald einen wichtigen Beitrag zum Naturhaushalt leistet“. Der Gemeinderat habe noch nicht über den geplanten Windpark abgestimmt, informierte Kammergruber, von ihm werde dazu ein klares „nein“ kommen, was bei den Zuhörern tosenden Beifall auslöste.

Zur Gemeinde Emmerting gehören 126 Hektar des Öttinger Forstes. „Fast 300 Meter hohe Windräder, wahre Industrieanlagen, gehören nicht in einen Wald, eher an den Rand von Autobahnen“, meinte Kammergruber, der sagte: „Ich bin für Maß und Mitte, aber nicht für 40 Windräder hier im Staatsforst.“ Der Bürgermeister schickte noch den Wunsch nach einer Windflaute bei den anstehenden Windmessungen voraus.

Sabine Müller, Leiterin Akquise, stellte die Qair Deutschland GmbH vor. Sie sicherte ein transparentes Genehmigungsverfahren mit der entsprechenden Öffentlichkeitsbeteiligung und regelmäßigen Informationsrunden zum Projektstand mit den Gemeindevertretern zu. Eine Projekt-Webseite sei in Arbeit.

Patrick Ecker, Leiter „Wind“ von Qair Deutschland, stellte das geplante Projekt vor, dessen Energieproduktion er auf etwa 550 Millionen kWh pro Jahr bei 2000 Volllaststunden der Anlagen bezifferte. Er unterlegte dies mit Daten zu Messungen von Windgeschwindigkeiten aus dem Bayernatlas in einer Höhe von 200 Metern, die hier im Einzugsgebiet 5,6 bis 6,2 Meter pro Sekunde betragen. Kein Wald gehe verloren, gerodete Flächen würden wieder aufgeforstet. Für den Bau könnten überwiegend die tragfähig ausgebauten Waldwege genutzt werden. Generell werde eine waldschonende Bauweise mit möglichst geringer Rodung verfolgt. Die Lagerflächen würden außerhalb des Forstes angelegt. Für den Bau von 40 Windrädern werde ein dauerhafter Flächenbedarf von 30 Hektar angepeilt. Die Gesamtkosten bezifferte er auf 400 Millionen Euro. Mit der Inbetriebnahme des ersten Windrades könnte nach optimistischer Einschätzung 2027 gerechnet werden. Der Rotordurchmesser betrage 172 Meter, die Nabenhöhe 199 Meter, was einer Gesamthöhe von 285 Metern entspreche.

Dr. Ing. Detlef Ahlborn von der Initiative „Vernunftkraft“ stellte seine Ausführungen zur Windenergie unter das Motto „Wunsch und Wirklichkeit“.

Die Bundesinitiative Vernunftkraft e.V. ist ein Dachverband von Anti-Windkraft-Initiativen, der sich für die Abschaffung des Erneuerbare-Energie-Gesetzes und den Stopp des Ausbaus von Windkraft und Photovoltaik einsetzt.

Strom aus Windkraftanlagen bezeichnete Ahlborn als „Zufallsstrom“. Er sprach beim Windradbau von der Verschwendung von Ressourcen und ging so weit, dass er sagte, der wahrscheinlichste Betriebszustand einer Windanlage sei der Stillstand. Die Speicherung des erneuerbar erzeugten Stroms bezeichnete er als ungelöst. Sein Credo lautet: „Solange China oder Amerika ihren CO2-Ausstoß nicht deutlich verringern, ist es irrelevant, was wir hier tun.“ Die bundesweiten Anstrengungen auf diesem Gebiet bezeichnete er als Wertvernichtung.

Werkleiter Dr. Peter von Zumbusch trat als Vertreter der 20000 Beschäftigten der im Chem-Delta-Bavaria vereinten Firmen auf. „Wir müssen unsere Energiegewinnung und -versorgung umstellen, unsere CO2-Emissionen nachhaltig senken, mit unseren topp motivierten Leuten wird uns das auch gelingen. Dazu brauchen wir die Windkraft in Standortnähe. Aktuell erzeugen wir hier bei Wacker mit unserem Gaskraftwerk 35 Prozent des Strombedarfs, zehn Prozent bekommen wir aus der Wasserkraft und 55 Prozent kaufen wir aus dem europäischen Strommarkt zu. Mit dem Windpark könnten wir zehn Prozent des Strombedarfs der Firmen des Chem-Delta decken.“

Anmerkung aus dem Publikum: „Sie schaffen das mit der Energiewende und ihren Topp-Leuten und wir bezahlen das.“

Dr. von Zumbusch entgegnete: „Wir tragen hier zum Wohlstand bei, da muss man auch bereit sein, etwas abzugeben.“

− mf