Weihnachtskabarett in Burghausen
Cabaret des Grauens: Riesenerfolg mit „Bavarian Shuttle One“

30.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:31 Uhr

Die grünen Männchen sind ins Raumschiff „Bavarian Shuttle One“ eingedrungen. Maria (Carmen Jahrstorfer, von links), Michael (Sascha Ciric) und Hubert Aiwanger (Hank Höfellner) suchen nach Auswegen. Kanzler Söder hat dem Raunschiff natürlich auch ein Kreuz mitgegeben. −F.: Limmer

Von wegen nach der Pandemie sitzen alle nur noch zu Hause auf dem Sofa: Das Ensemble vom Cabaret des Grauens in der Burghauser Altstadt hat im Lauf der Jahre mit seinen selbst geschriebenen und produzierten Stücken zu Weihnachten seine eigene gefeierte Tradition geschaffen. Im Weihnachtskabarett 2022 schickt das Theater seine beste Crew in die Weiten des Weltraums. Alle neun Vorstellungen sind ausverkauft, ebenso zwei Zusatztermine im Januar, nun wird „Bavarian Shuttle One“ im März noch einmal aufgenommen. „Wir hätten nicht gedacht, jemals wieder da anschließen zu können, wo wir vor der Pandemie standen. Es ist noch besser geworden. Einfach Wahnsinn, unser Erfolg!“, sagt Cabaret-Geschäftsführerin Nadine Konietzny.

Die Handlung: Bundeskanzler Markus Söder hat sein Weltraumprojekt „Isar Aerospace One“ in Ottobrunn umgesetzt und das „Bavarian Shuttle One“ auf die Reise zur „Mission Zukunft“ geschickt. Die Regierung selbst hat die Kabinenmannschaft auserwählt. Die Mission: Rettung der Menschheit vor einem tödlichen Virus. In einem Hochsicherheitsgurkenglas soll das Virus in eine Galaxie fern allen menschlichen Lebens gebracht werden. Kurs genommen wird auf einen erdähnlichen weißblauen Planeten ...

Das Raumschiff: ausgestattet mit Kreuz, Kopfhörer, Schnurtelefon, Sicherungskasten, Kassettenrekorder und Steuerrad. Der Kurs wird autonom gehalten mit einer Papprolle, der Blick schweift auf den sich rasch nähernden Mars durch die Rautenvorhänge.

Söders Ambitionen auf ein Weltraumprojekt wird in der Burghauser Persiflage gehörig auf die Schippe genommen. Dass die Mission nicht ganz so funktioniert, dürfte an Andi Scheuer (Patrick Brenner) liegen, der sich als blinder Passagier ins Bavarian Shuttle geschlichen hat, weil er wegen seiner „Mautgeschicht’“ nur noch von der Erde weg wollte. Ist es seiner Ungeschicktheit zu verdanken, dass das Raumschiff vom Kurs abkam und damit autonomes Fahren nicht mehr möglich war?

Oder lag es an Unterdecksführerin Beatrix von Storch (Lisa Hanöffner) die im Bauch des Raumschiffs den Raum 88 annektierte und einen eigenen Staat mit Ausländeranwärter Attila (Sascha Ciric) und dem Blunzenberger (Patrick Brenner) einrichtete, weil es nicht gelang, sie in den Burghauser Stadtrat einzuschleusen?

Oder war es vielmehr an Alfons Schuhbeck (Hank Höfellner) der zu viel Himalaya-Gebirgs-Mandel-Gewürzsalz mit geschrotetem Ingwer und Antidepreziner ins vegane Süppchen mischte? Es könnte aber auch an Hubert Aiwangers (Hank Höfellner) Sicherheitseinweisungen gelegen haben, die er statt „Opfesaft“ an den Mann und die Frau brachte.

Auch ganz gewöhnliche Leute sind mit an Bord: Söders Putzfrau Frau Ingeborg (Nadine Konietzny) sorgt für Sauberkeit, Instagram-Sternchen Lisa Müller (Carmen Jahrstorfer) für tägliche Schönheitsposts aus dem Weltall, der Österreicher Michael (Lisa Hanöffner) für bissige Kommentare, der Jubelhans (Sascha Ciric) für Stimmung, Daniela Katzenberger (Nadine Konietzny) als blondes Dummchen „die Katze“ für Erotik, Frauke (Lisa Hanhöffer) für die Esoterik und Maria (Carmen Jahrstorfer) für die göttliche Ergebenheit auf dem Raumschiff.

Angela Merkel (Nadine Konietzny), inzwischen zur EU-Kommissarin aufgestiegen, informiert sich über den BBC, die „Bavaria Boden Control“ über den Sachstand im Shuttle. Zur illustren Runde am Boden hat sich Horst Seehofer auf die geheime Frequenz des Shuttles eingewählt, aus Rentnerlangeweile, nicht als kompetenter Ratgeber.

Kanzler Söder, gegrüßt mit „gesalzen sei sei Brez’n“ hält sich dezent zurück und beobachtet das Treiben auf dem Shuttle mit Argusaugen in einer Dauerschalte. Pflegeobergrenzen, Energiekrise wegen des Sole-Thermal-Außenbeckens am Shuttle, Flüchtlingsthemen, Reichsbürger, fehlende Breitbandversorgung im All – alles wird ausgiebig besprochen.

Der weißblaue Planet und die ferne Galaxie kommen in Sicht – und mit ihnen die Außerirdischen, die kleinen grünen Männchen, die im Raumschiff für Wirbel sorgen. In einer fremden Sprache, die von „Alexa“ übersetzt wird, sind sich die „Grünen“ schnell einig, dass sich die Übernahme des Raumschiffes nicht lohnt, zu hoch die Spritkosten! Auch die Koalition der Crew sagt nicht zu – die „Grünen“ verschwinden wieder.

Weil keine Tankstelle in Sicht ist und das autonome Fliegen nicht mehr möglich, wird ein Stopp auf dem Rautenplaneten eingelegt und ein Schritt in eine neue Welt gewagt. Doch weil sich niemand adäquat verständigen kann, wird ein Willkommensgeschenk überreicht: das Hochsicherheitsgurkenglas aus den Händen von Österreicher Michael. Damit ist der grandiose Schlusspunkt gesetzt und Söder hat die „Mission Zukunft“ beendet. Eine Reise, auf die man sich gern öfter machen könnte.

Tine Limmer


Alle angesetzten Vorstellungen sind ausverkauft, Wiederaufnahme am 10./11. und 23./24. März, info@cabaretdesgrauens.de