Alla Turca bis Alexis Sorbas
Band Radio Europa begeistert zum Abschluss der Neuöttinger Gitarrentage

21.04.2024 | Stand 26.04.2024, 15:05 Uhr
Rainer Wetzl

Ihr Zusammenspiel ist perfekt und mitreißend: Geiger Jörg Widmoser (links) und Gitarrist Andreas Wiersich beim Schlagabtausch begleitet vom Bassisten Alexander Bayer. − Foto: Rainer Wetzl

Einen wunderschönen Abschluss der Neuöttinger Gitarrentage bescherte einem begeisterten Publikum die Fünfmann-Band Radio Europa. Exzellentes Können, Spielfreude und insbesondere eine unglaubliche Vielfalt prägten den Konzertabend am Samstag mit rund hundert Besuchern im Stadtsaal.

Der Name Europa ist für die Musiker Programm. Ihr Ziel ist es, verborgene Schätze der Musikkultur des Kontinents aufzuspüren, neu zu interpretieren und mit Witz und Charme zu präsentieren. Das ist ihnen bestens gelungen. Die fünf Herren kennen sich seit ihrem Musikstudium, treten seit 20 Jahren gemeinsam auf und werden leider im Musikbetrieb etwas unter Wert gehandelt.

Dabei hat es durchaus seine Berechtigung, wenn Schlagzeuger Roland Duckarm Jörg Widmoser als „den schnellsten Geiger“ Europas vorstellt. In der Tat ist seine Bogenführung phänomenal. Um der von Sinti und Roma geprägten Musik des Balkans den nötigen Pfeffer zuzusetzen, braucht es diese schnellen Striche. Rasant und mitreißend ist der von dieser Band entwickelte Sound, der Klassik, Roma-Musik und Jazzelemente gekonnt verbindet.

Die Ausdruckskraft des Sounds basiert zum einen auf dieser Mischung, zum anderen auf der reichen Instrumentierung und den Ideen, damit Akzente zu setzen. Ob an der Gitarre oder am Bass, hier sind Könner am Werk. Und wenn Roland Duckarm mit Händen und Besen auf einer klingenden Vase ein extravagantes Schlagwerksolo mit atemberaubender Geschwindigkeit hinlegt, kann kein Auge mehr diesem Wirbel folgen, umso größer wird der Hörgenuss. Jörg Widmoser spielt in einem pfiffigen Solo mit sich selbst, das heißt er nimmt einige Takte auf, setzt dazu neue Striche, nimmt die dann erneut auf und so geht es weiter zum vielstimmigen Geigensound, eine rhythmische Herausforderung bei dem Höllentempo, das er sich selbst vorgibt.

Die musikalische Eurotour beginnt in Ungarn und endet in Finnland. Unterwegs stößt die Band etwa auf Mozarts Alla Turca, auf Beethovens Ode an die Freude oder an den Sirtaki aus dem Film „Alexis Sorbas“. Anderer Takt, neues Tempo und pfiffige Phrasierungen – heraus kommt eine Musik, die mitreißt, die man gern hört. Ein gelungenes Finale der Gitarrentage.

Rainer Wetzl