In knapp elf Stunden
Auf dem roten Teppich am Traumstrand: Julia Rohracker meistert Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii

26.10.2023 | Stand 26.10.2023, 11:32 Uhr

Ganz große Emotionen: Als Julia Rohracker in Kona im Ziel einlief, war das Grinsen auf dem Gesicht riesengroß. Papa Klaus (mit rot-schwarzer Sonnenbrille) empfing sie überschwänglich. − Fotos: Finisherpix

Die Ziellinie erreichen, das Rennen genießen – und während des Wettkampfs lächeln. Zumindest Letzteres ist ein nicht ganz gewöhnliches Ziel, das sich die Burgkirchner Triathletin Julia Rohracker für die Ironman World Championship gesetzt hat. Aber wenn man schon mal um die halbe Welt fliegt, um auf Hawaii bei jenem sagenumwobenen Rennen teilzunehmen, dann läuft halt alles ein wenig anders. Hat’s funktioniert? „Und wie“, erzählt die 32-Jährige freudestrahlend. Nach 10 Stunden, 51 Minuten und 39 Sekunden hat sie das Ziel noch im Tageslicht erreicht – und beim Zielleinlauf, überwältigt von den Emotionen, sogar ein Lächeln im Gesicht.

Wenn Julia Rohracker über ihre Wettkämpfe und Ziele spricht, hat ihr eines schon immer vorgeschwebt: Auf Hawaii über den roten Teppich beim Ironman ins Ziel laufen. Kaum etwas sei sportlich so viel wert, wie das wohl härteste wichtigste Rennen zu absolvieren und im Ziel anzukommen. Bei Papa Klaus hat sie das 2016 schon erlebt – hinter der Absperrung, als sie im Zielbereich auf ihn gewartet hat. Dieses Mal war es genau anders rum: Als Julia Rohracker am Abend nach fast elf Stunden den Zielbogen sieht, flippt der Vater komplett aus, freut sich riesig, klatscht ab und brüllt sie förmlich ins Ziel. Emotionen pur. Ein Riesenerlebnis. Für immer.

Dabei lief die Vorbereitung noch ziemlich durchwachsen, sagt die Sportlerin. „Ich bin noch ein paar Wochen vor dem Abflug mit dem Rad gestürzt und konnte eine Woche lang nicht trainieren.“ In Vorbereitung auf einen so großen Wettkampf durchaus ein großes Drama. Dazu kam: Nach der Ankunft an der US-Westküste in Portland, wo sie vor ein paar Jahren für einige Zeit gelebt hat, hat sie eine Erkältung erwischt. Alles habe sie getan, dass sie aber doch an den Start gehen kann – und mit der Unterstützung von Papa Klaus und Mama Genoveva, die auf Hawaii dabei waren, hat es schließlich auch geklappt.

Auch wenn es der größte Wettkampf überhaupt für Julia Rohracker war, aufgeregt, so sagt sie, war sie vor dem Rennen nicht. „Ich hatte ja einige Tage, um mich einzugewöhnen. Die Hitze war dann auch kein so großes Problem mehr.“ Aber wenn 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon über 42,2 Kilometer vor einem liegen? „Ich war extrem ruhig, entspannt und konnte richtig gut schlafen“, sagt Rohracker.

Platz 54 in ihrer Altersklasse F30–34

Mit dem Rennen selbst ist sie überaus zufrieden. Die Zeiten: 1:08 Stunden für das Schwimmen, 5:53 Stunden für das Radfahren und 3:41 Stunden für den Marathon. Alles zusammengenommen eine Zeit von 10:51:39 Stunden am Ende – Platz 54 in ihrer Altersklasse F30–34 sowie Rang 253 von insgesamt 2041 Frauen. „Ich war sogar ein bisschen schneller als mein Vater“, erzählt sie strahlend. Der Haussegen hängt deswegen aber nicht schief, im Gegenteil: Der Papa platzt vor lauter Stolz auf seine Tochter: „Die Julia hat es einfach mal wieder super gemacht.“

Und hat sich jetzt auf jeden Fall eine Pause verdient. Zunächst hat sie sich noch ein paar Tage in der alten Heimat gegönnt, ist nach San Francisco und Los Angeles gereist. Jetzt ist erst einmal Off-Season, auch wenn das Training an sich immer weitergeht, wenn auch etwas reduzierter. „Für das nächste Jahr gibt es noch keine Triathlon-Ziele“, sagt Julia Rohracker. „Allerdings werde ich versuchen, einen Marathon unter drei Stunden zu laufen.“ Und der Papa wartet dann wieder im Ziel.