Vierstreifiger Neubau
A94 zwischen Marktl und Simbach: So sieht die Planung genau aus

Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Niederbayern eingeleitet – Online können Pläne schon eingesehen werden

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:04 Uhr

Planfeststellung eingeleitet: Das rund 13,2 Kilometer lange Autobahn-Bauvorhaben erstreckt sich über das Gebiet der Gemeinden Marktl, Stammham, Julbach und Kirchdorf am Inn. −Skizze/Datenquelle: Bay. Vermessungsverwaltung

Für den vierstreifigen Neubau der A94 zwischen Marktl (Landkreis Altötting) und Simbach-West (Landkreis Rottal-Inn) ist – auf Antrag der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Autobahn GmbH des Bundes – die Planfeststellung eingeleitet worden.



Die Planunterlagen werden in den jeweiligen Gemeinden demnächst öffentlich ausgelegt und können darüber hinaus bereits auf der Internetseite der Regierung von Niederbayern online eingesehen werden. Das hat die Behörde am Montag mitgeteilt. Bezüglich einer nachfolgenden baulichen Realisierung gibt es aber Fragezeichen, weil der Bund das Projekt nicht priorisiert betrachtet, wie die PNP vergangene Woche ausführlichberichtete.

Pläne für A94 werden öffentlich ausgelegt



Dennoch: Das Planfeststellungsverfahren wird nun angegangen, regierungsbezirksübergreifend ist die Regierung von Niederbayern zuständige Anhörungs- und Planfeststellungsbehörde. Die Pläne werden demnächst in den Verwaltungen der Marktgemeinde Marktl sowie der Gemeinden Haiming, Stammham, Julbach und Kirchdorf am Inn öffentlich ausgelegt. Ort und Zeit der Auslegung werden dort bekanntgegeben. Durch die öffentliche Auslegung wird den Bürgerinnen und Bürgern sowie den beteiligten Fachstellen Gelegenheit gegeben, sich über die Planung zu informieren und Einwendungen zu erheben beziehungsweise eine Stellungnahme abzugeben. Bei Bedarf findet anschließend ein Erörterungstermin statt. Die Planunterlagen können seit Montag auch auf der Internetseite der Regierung eingesehen werden.

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Das im Bundesverkehrswegeplan als vordringlicher Bedarf eingestufte Bauvorhaben umfasst den vierstreifigen Neubau der A94 zwischen den Anschlussstellen Burghausen und Simbach-West auf einer Länge von rund 13,2 Kilometern. Die Linienführung ist im gesamten Neubaubereich der bestehenden Bundesstraße 12 angepasst. Vom Bauanfang bei Marktl bis etwa auf Höhe von Holzhausen ist der Neubau als südliche Verbreiterung der bestehenden Trasse der B12 geplant. Weiterführend soll die zweite Fahrbahn aus naturschutzfachlichen Gründen bis nach der Anschlussstelle Stammham nördlich der bestehenden B12 errichtet werden. Ab hier ist wieder eine südliche Verbreiterung bis zum Bauende geplant.

B12-Abschnitt einer der am stärksten belasteten Bundesstraßen



Dieser Abschnitt der Bundesstraße zählt zu den am stärksten belasteten Bundesstraßen in Südbayern. „Ihre Leistungsfähigkeit ist auf weiten Strecken erschöpft“, schreibt die Regierung von Niederbayern. Für das Jahr 2035 werden für die A94 zwischen den Anschlussstellen Burghausen und Stammham 36.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden mit 7840 Fahrzeugen Schwerverkehrsanteil prognostiziert; im Abschnitt von der AS Stammham bis Simbach-West 27.900 Fahrzeuge pro 24 Stunden mit einem Schwerverkehrsanteil von 7500 Fahrzeugen.

Im gesamten Verlauf des Bauvorhabens werden 17 Ingenieurbauwerke, darunter zwei Großbrücken, berührt. Teils können sie erhalten, einige müssen aber ergänzt oder neu errichtet werden. Das bestehende Bauwerk über den Inn bei Stammham wird beibehalten und für die neue Richtungsfahrbahn Pocking umgebaut. Für die Richtungsfahrbahn München ist ein neues, ebenfalls achtfeldriges Bauwerk nördlich des Bestandbauwerkes mit einer Gesamtlänge von 328 Metern vorgesehen. Für die Unterführung des Türkenbaches mit Seitenarm und eines öffentlichen Feld- und Waldweges wird ein Brückenbauwerk mit einer lichten Weite von 101,8 Metern notwendig.

Lärmschutzwände für Siedlungsgebiete geplant



Für Siedlungsgebiete im Umfeld des Bauvorhabens ist zum Schutz vor Immissionen die Errichtung von Lärmschutzanlagen in Form von Lärmschutzwänden und -wällen vorgesehen. Die Höhen der aktiven Lärmschutzanlagen liegen zwischen zwei und bis zu neun Metern über der Gradiente. Die Oberflächenentwässerung wird den neuen Verhältnissen angepasst. Die Entwässerungsplanung sieht eine breitflächige Entwässerung und Versickerung des anfallenden Oberflächenwassers der Fahrbahnflächen über Bankette, Dammböschungen und Versickermulden vor. Das über Rohrleitungen gesammelte Oberflächenwasser wird grundsätzlich zentralen Behandlungsanlagen zugeführt. Hierzu sind drei Regenklärbecken, ein Retentionsbodenfilterbecken und zwei Versickerungsbecken vorgesehen. Für den durch das Bauvorhaben für den Inn und den Türkenbach entstehenden Retentionsraumverlust wird Retentionsraumausgleich geschaffen.

Das nachgeordnete Wegenetz und auch Leitungen von Ver- und Entsorgungsunternehmen werden – soweit erforderlich – den neuen Verhältnissen angepasst. Das bestehende nachgeordnete Straßennetz bleibt grundsätzlich erhalten. Die beiden Parkplatz-mit-WC-Anlagen bei Seibersdorf werden erweitert.

Beeinträchtigungen von Naturhaushalt und Landschaftsbild werden mit den geplanten landschaftspflegerischen Vermeidungs-, Gestaltungs-, Ausgleichs- und Kohärenzsicherungsmaßnahmen ausgeglichen. Das Landschaftsbild wird wiederhergestellt, so die Behörde.

− red