Wie viel Fußball darf sein in der Rekordhitze? Das sagt der BFV, das sagt ein Sportmediziner

02.08.2018 | Stand 25.10.2023, 11:01 Uhr

Abkühlung gefällig: Ein Spieler des 1. FC Passau erfrischt sich an einem Wassereimer. Schiedsrichter sind vom Verband abgehalten, großzügig damit umzugehen, wenn Spieler während des Spiels etwas trinken oder sich kurz abkühlen wollen. − Foto: Michael Sigl

Die Sonne brennt, keine Wolke am Himmel, Temperaturen jenseits der 30 Grad Marke – in Bayern erleben wir gerade die heißesten Tage des Jahres. Sportliche Betätigung kommt für viele Menschen in dieser Zeit nicht in Frage. Für die Fußballer in der Region gibt’s allerdings keine Pause, die Saison hat gerade erst begonnen. Auch am kommenden Wochenende sind wieder zahlreiche Partie angesetzt – und das meist am Nachmittag, wo die Hitze am größten ist. Wie sollen Spieler damit umgehen? Was tun, wenn’s auf dem grünen Rasen zu heiß wird? Und was sind die besten Tipps, um Top-Leistungen zu bringen und gesundheitliche Risiken vermeiden? Die Heimatzeitung hat nachgefragt – beim Bayerischen Fußball-Verband und bei einem Sportmediziner.

Mögliche Maßnahmen

Der Fußball-Verband hat den Vereinen vor dem heißen Wochenende angeboten, dass "Spielverlegungen kostenlos, unbürokratisch und unkompliziert in Absprache mit dem jeweiligen Spielleiter und dem Gegner möglich" sind. Der BFV hat zudem als Regieanweisung alle Schiedsrichter angehalten, großzügig damit umzugehen, wenn Spieler während des Spiels etwas trinken oder sich kurz abkühlen wollen und dazu eventuell das Spielfeld kurz verlassen. "In Absprache und Zustimmung mit den Vereinen können vom Schiedsrichter auch zusätzliche Spielpausen gemacht werden (z.B. in jeder Halbzeit zusätzlich eine dreiminütige Zwangspause zum Trinken und Erholen." Nach den Worten von Pressesprecher Fabian Frühwirth kann der Schiedsrichter auch eine Partie abbrechen, sollte ein geregeltes Spiel angesichts von Tropen-Temperaturen auf dem Platz nicht mehr möglich sein – "das wäre dann höhere Gewalt". Eine Temperatur-Marke, bei der der Verband den Spielbetrieb stoppt – analog den Hitzefrei-Regelungen für Schulen – gibt’s beim BFV nicht. "Da liegt die Verantwortung bei den Bezirksspielleitern", sagt Frühwirth.

Die Tipps des Verbands

Für alle Fußballer hat der BFV dennoch einige Tipps in petto: Sinnvoll sei es, mehrere Behälter mit kühlem Wasser in der Nähe des Spielfeldes aufzustellen, damit sich die Kicker kurz abkühlen könnten. Und die AOK Bayern, der offizieller Partner des BFV, rät bei großer Hitze dazu, viel zu trinken und so den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Aber auch durch den richtigen Trink-Zeitpunkt und die Dosierung kann der Körper den Flüssigkeitsverlust besser verarbeiten. Heißt im Klartext: am Vortag ausreichend, 5 bis 30 Minuten vor Trainings-/Spielbeginn etwa 0,3 bis 0,5 Liter trinken. Während des Fußball-Matches wären 0,25 Liter pro 15 Minuten ideal, spätestens nach sechzig Minuten sollten alle Fußballer zur Flasche greifen.

Das sagt der Mediziner

Ein Gesundheitsrisiko für die Spieler sieht Dr. Stefan Hafner, Facharzt für Allgemeinmedizin und Sportmedizin in Passau, nur bedingt gegeben. Wenn man sich an gewisse Regeln halte, sei nicht von einer dauerhaften Schädigung auszugehen. "Natürlich würde ich jedem Freizeitsportler raten, seine körperliche Betätigung derzeit früh morgens oder spät am Abend durchzuführen. Aber die Fußballer müssen sich ja an gewisse Termine halten. Meist sind das junge und gut trainierte Leute, die die erhöhte Belastung für das Herz-Kreislaufsystem auch ganz gut wegstecken", sagt Hafner, der allerdings auf einige Maßnahmen verweist, die "außerhalb der 90 Minuten auf dem Platz" befolgt werden sollten, um eben negative Einflüsse auf die körperliche Verfassung eines Sportlers zu verhindern.

Ganz wichtig sei es, vor und nach dem Spiel die Sonne zu meiden. Und natürlich müsse viel Flüssigkeit zugeführt werden. "Auch während der Belastung und in den Pausen sollte getrunken werden", rät Hafner, der auch den Salzhaushalt hinweist. "Natrium und Kalium sind ganz wichtig. Man meint ja immer, dass zu wenig Magnesium zu Krämpfen führt. Oft ist es aber ein Kaliummangel." Für eine ausreichende Aufnahme von Elektrolyten seien keine teuren Isodrinks nötig. "Saftschorlen erfüllen den Zweck genauso", sagt Hafner, der den Sportlern gerade bei der Hitze auch leicht verdauliche Nahrung empfiehlt, um dem Körper eine zusätzliche Belastung bei der Verdauung zu ersparen. Und: "Ganz wichtig ist es auch, Alkohol zu meiden. Auch nach dem Spiel", sagt Hafner, "denn Alkohol wirkt dehydrierend". Ein Spiel wegen der Hitze von 14 Uhr auf 17 Uhr zu verlegen, bringe dagegen wenig: "Gerade in der Stadt ist es am späten Nachmittag oft am heißesten."

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