Plattling
Vor 70 Jahren: Plattlinger Bahnhof total zerbombt

16.04.2015 | Stand 18.09.2023, 0:14 Uhr

Von Zug- und Waggontrümmern übersät war das Gleisfeld des Eisenbahnknotenpunkts nach der Bombardierung. Einigermaßen heil geblieben ist das Reservoir- und Verwaltungsgebäude des Betriebswerks (am linken Bildrand), das die Stadt Plattling erst vor Kurzem erworben hat. Die Aufnahme entstand nach dem Einmarsch der Amerikaner. − Foto: Quelle: US-Armee, Archiv Bernhard Rückschloß

Innerhalb von sieben Minuten war der Plattlinger Bahnhof ein Trümmerfeld. Genau 70 Jahre sind es nun, dass der wichtigste Eisenbahnknotenpunkt in Niederbayern bombardiert wurde. Am Nachmittag des 16. April 1945, einem sonnigen und klaren Vorfrühlingstag, überflogen 77 Bomberflugzeuge mit vollem Begleitschutz die Stadt Plattling in Richtung Deggendorf. Anschließend kehrten sie zurück und flogen von 15.50 Uhr bis 15.57 Uhr einen Massenangriff in fünf Wellen.

Die Bomber der 8. US-Flotte warfen insgesamt 1050 Bomben mit einer Sprengkraft von 500 amerikanischen Pfund ab (1 amerikanisches Pfund = 453,6 Gramm; 1050 Bomben entsprechen daher etwa 240 deutschen Tonnen). Die Bombenschützen erzielten mehr als 650 Treffer. Der Historiker Johannes Molitor veröffentlichte in den Deggendorfer Geschichtsblättern 1995 eine Reihe "Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Augenzeugenberichten". Darunter befinden sich die Erlebnisse der Plattlingerin Annemarie Sievi.

Nach ihrer Schulentlassung kam Annemarie Sievi zur Post, wurde zur Fernsprecherin ausgebildet. Im Frühjahr 1945 arbeitete sie in der unmittelbaren Gefahrenzone. Dazu kam das strikte Verbot, den Arbeitsplatz zu verlassen. Sievis Dienst am 16. April begann um 14 Uhr, kurz darauf rief der Fliegerhorst Plattling an: "Haut schnell ab! Ein größerer Bomberpulk ist im Anflug!". Der Chef verließ mit Sievi die Büroräume. Als sie am Schwarzen Weg, heute Josef-Froschauer-Straße, angelangt waren, fielen die ersten Bomben. Die 20-Jährige stellte das Fahrrad ab und lief über die Deggendorfer Straße weiter querfeldein zum Mühlbach.

− br/pz

Mehr dazu, wie es Annemarie Sievi erging und wie der Bahnhof nach dem Bombardement aussah lesen Sie in der Donnerstagsausgabe Ihrer Plattlinger Zeitung.